Das Erwachen
Creek gehen, ob Barklice damit einverstanden ist oder nicht. Klingt nach einem vielversprechenden Fest.«
»Wir alle?«, fragte Barklice bekümmert.
»Ja«, bestätigte Jack. »Sie, ich, Stort, Judith, Katherine ... alle eben. Machen wir daraus einen Familienausflug.«
»Aber ...«, stieß Barklice hervor. »Diese Angelegenheit ist sehr heikel und muss behutsam angegangen werden.«
»Sehr richtig«, sagte Jack. »Je behutsamer, desto besser. Wir habenschwere Wochen hinter uns, und alle, besonders Katherine, brauchen eine Pause. Wir sehen uns morgen Abend, wenn es dämmert.«
»Aber ...«
»Schlafen Sie gut, Mister Barklice. Stort, es war sehr schön, dich wiederzusehen.«
Die beiden Freunde gingen zusammen bis zum Rand des Henges.
»Also ... weswegen bist du gekommen? Was hast du mir zu berichten? Sag es mir in knappen Worten, dann kann ich bis morgen darüber nachdenken.«
»Der Stein ist gefunden, Jack. Ich selbst habe ihn gefunden – und das hat weitreichende Konsequenzen. Du wirst in Brum dringend gebraucht.«
»Ich werde hier gebraucht«, sagte Jack. »Und hier bleibe ich.«
»Aber Jack, so lass mich doch erklären ...«
»Das ist zwecklos. Ich werde nicht für immer nach Brum oder Hyddenwelt zurückkehren. Nichts wird mich dazu bewegen können. Wie könnte ich? Wir wollen uns das Wiedersehen nicht verderben. Und morgen werden wir zum Paley’s Creek gehen und uns vergnügen.«
»Hmmm«, brummte Stort, als Jack in den Schatten des Henges trat und in die Menschenwelt zurückkehrte. »Es ist dir vorherbestimmt, nach Brum zu kommen und uns zu helfen, Jack. Das weißt du genauso gut wie ich!«
26
SCHATTEN
W ährend die Tage in Brum dahingingen und Bürger wie Pilger vom Stadtrat immer nachdrücklicher forderten, den Stein des Frühlings öffentlich auszustellen, wurde für Witold Slew offensichtlich, dass niemand wusste, wo er war. Man wartete auf die Rückkehr Bedwyn Storts. Slew war überzeugt, dass Stort den Stein nicht auf seine Reise mitgenommen, sondern das einzig Vernünftige getan und ihn gut versteckt hatte.
Allerdings hatte er ihn ganz bestimmt nicht so gut versteckt, dass es für einen anderen unmöglich war, ihn zu finden. Denn falls ihm auf der Reise etwas zustoßen sollte, würde der Stein möglicherweise weitere fünfzehnhundert Jahre unentdeckt bleiben, und das konnte Stort nicht wollen.
Sein täglicher Gang in die Bibliothek, wo er mit seiner Verkleidung als fahrender Gelehrter alle narrte, gab Slew Gelegenheit, an den hellen Sommerabenden Brum zu erkunden, in Tavernen zu trinken und mehr über Stort in Erfahrung zu bringen.
Da er überzeugt war, dass der Schreiber den Stein in der Bibliothek versteckt hatte, hoffte Slew, dem tatsächlichen Versteck näher zu kommen, wenn er mehr über den Hydden wusste.
Seine anfängliche Vermutung, Stort sei zufällig auf den Stein gestoßen, verwarf er bald. Alles, was er hörte, bestätigte ihm, dass er es mit einem außergewöhnlichen Hydden zu tun hatte: intelligent, gebildet und, was ihn überraschte, außerordentlich mutig. Slew bezweifelte dennoch, dass ein solcher Hydden mit einem Knüppel umzugehen verstand und wusste, wie er sich in einem Kampf zu verhalten hatte.
Umso bedauerlicher war es, dass Stort nicht in Brum weilte. Sonst hätte Slew ihn aufgesucht und gezwungen, ihm zu sagen, wo sich der Stein befand. Die Schattenkünste gaben einem Mittel und Wege andie Hand, einem Hydden Auskünfte zu entringen, ohne dass dieser merkte, wie ihm geschah.
Diese Möglichkeit hätte auch bestanden, wenn einer der in Brum Zurückgebliebenen das Versteck des Steins gekannt hätte.
Da dies nicht der Fall war, gab sich Slew damit zufrieden, tagsüber in der Bibliothek zu sitzen und so zu tun, als beschäftige er sich mit einer Sache, während seine Aufmerksamkeit einer ganz anderen galt. Neben der Frage, wo der Stein am wahrscheinlichsten versteckt sein könnte, interessierten ihn vor allem die Abläufe in der Bibliothek.
In diesem Punkt vertraute Slew auf sein Bauchgefühl.
In dem unteren Lesesaal, in dem Stort arbeitete, verströmten die Dinge eine Energie, die etwas ungewöhnlich Eindringliches hatte. Mit solchen Dingen kannte Slew sich aus.
Die Schattenkünste bedienten sich geistiger und seelischer Kräfte , und ihr Ziel war es, sich kraft des Willens über materielle Objekte und natürliche Phänomene hinwegzusetzen. Er musste sich nur ein wenig konzentrieren, und schon spürte er, dass da unten zwischen den Büchern etwas lag, das
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