Das Erwachen
kam der Aufforderung nach, und Slew warf den Streithahn hinaus.
»Nun macht sie wieder zu«, sagte er, »damit der Gestank draußen bleibt.«
Alles ging blitzschnell. Die anderen Nordländer kamen kaum dazu, sich zu rühren, bevor Slew auch schon wieder ihnen gegenüber Platz nahm und lächelte.
Keiner von ihnen, auch keiner der Stammgäste, hatte dergleichen schon einmal gesehen. Selbst Ma’Shuqa war sprachlos.
»Nun gut«, sagte sie nach einer Weile, »wenn Sie sich unbedingt prügeln wollen, dann draußen.«
»Das wollen wir.« Slew kniff die Augen zusammen und sah einen Nordländer nach dem anderen finster an. »Nicht wahr?«Es wurde in jeder Hinsicht einer der besten Knüppelkämpfe, die die Gäste des Muggy Duck jemals zu sehen bekommen hatten.
Drinnen mochte Ma’Shuqa Prügeleien verhindern, aber draußen waren sie gut fürs Geschäft. Wenn sie merkte, dass sich ein Streit anbahnte, ließ sie Gartentische mit Met aufstellen, schickte zwei stämmige Bedienungen nach draußen und befahl, die Fackeln entlang dem Kai zu entzünden.
Slew ließ sich Zeit, tat so, als wollte er sich Mut antrinken, trank in Wirklichkeit aber kaum einen Tropfen.
Schließlich rief er laut, als wäre er beduselt: »Meinen Knüppel, wenn ich bitten dürfte, Frau Wirtin, denn ich muss gehen. Ich habe mit Leuten, die behaupten, ihr Hurenblut sei reiner als meines, draußen ein Wörtchen zu reden.«
Die Beleidigung war vergleichsweise harmlos, aber sie genügte.
Die Nordländer drängten hinter ihm ins Freie, zusammen mit allen anderen. Met wurde ausgeschenkt, und Wetten wurden abgeschlossen. Wie lange würde der Mönch sich behaupten und wie viele würde er niederschlagen, ehe er selbst zu Boden ging?
Slew hatte zu keinem Zeitpunkt die Absicht, den Kampf zu gewinnen, was einem Schattenmeister nicht sonderlich schwergefallen wäre. Sein eigentliches Ziel bestand darin, Freunde und ein paar Übungsgenossen zu gewinnen. Hydden wie diese Nordländer durfte man nicht unterschätzen, nur weil sie zu viel getrunken hatten. Ausgenüchtert und gedrillt, bis sie so diszipliniert waren wie er, würden sie einen schlagkräftigen Trupp bilden. Zu gegebener Zeit konnten sie sich als nützlich erweisen für einen wie ihn, dem einige hohe Offiziere der Fyrd aufgrund seiner Jugend die Anerkennung verweigerten, obwohl er Schattenmeister war.
Fünf streckte er mit scheinbar zunehmender Mühe nieder, ehe er selbst zu Boden ging. Er lachte darüber, zog die Sache ins Spaßhafte und verwandelte mit seiner gewinnenden Art den Unmut in Heiterkeit.
»Eine Runde auf Kosten des Hauses!«, rief Ma’Shuqa, um weiteres böses Blut zu verhindern. »Und eine Flasche Met dem verdienten Sieger in einem Turnier jeder gegen jeden.«
Dies war eine Einladung zu einem Wettkampf, dessen Regeln und Vorgaben jeder kannte und der, da der Abend noch jung und daswarme Wetter dem Durst förderlich war, eine weitere Steigerung ihres Umsatzes versprach.
Diese letzte Wendung der Ereignisse rief die Brumer Knüppelmänner auf den Plan, die herbeieilten, um über die Einhaltung der Ordnung zu wachen. Mit ihnen kamen auch Mister Pike und Master Brif, die bei einem gemeinsamen Essen einen angenehmen Abend verbracht hatten.
Als Mister Pike inmitten der ungehobelten, zechenden Gesellschaft Bruder Slew entdeckte, zog er sich in die Schatten zurück, um unbemerkt zu bleiben.
Von Anfang an hatte er Misstrauen gegen Slew gehegt, aber er hatte nichts gegen ihn in der Hand, und ein ungutes Gefühl war kein Beweis. Slews Ruf war über jeden Zweifel erhaben, ebenso seine Intelligenz und seine Vertrautheit mit der gelehrten Literatur über die Jahreszeiten und den Sommer.
»Ich kann ihn ja schwerlich an seinen Studien hindern, Mister Pike, nur weil ich ihn nicht mag!«, hatte Brif keine Stunde zuvor zu seinem Freund gesagt. Und nun war Slew hier und machte sich mit rauflustigen Knüppelkämpfern aus dem Norden gemein, was, wie ihnen bald zu Ohren kam, offenbar der Grund für den ganzen Aufruhr war.
Brif hielt sich im Hintergrund, während Pike neugierig nach vorn ging und die Ohren spitzte, um möglichst viel in Erfahrung zu bringen.
Nicht lange, und er erfuhr etwas sehr Bemerkenswertes. Aber nicht durch Worte, sondern durch eine Tat.
Zufällig hatten die Kämpfe des Wettbewerbs einen Punkt erreicht, an dem sich keiner der Anwesenden mehr heraushalten konnte, am wenigsten der Mönch, wie er allgemein genannt wurde, und die Nordländer, die jetzt seine Freunde waren.
Die Leute
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