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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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davon zu verstehen.«
    »Haben Sie schon einmal von den Seelenräubern gehört?«
    Mutter Abigail lässt sich in ihren Sessel zurücksinken. Maria entgeht die Angst in ihrer Stimme nicht, als sie zur Antwort gibt: »Mein Kind, es ist besser, solche Worte nach Einbruch der Dunkelheit nicht auszusprechen.«
    »Sollten wir nicht mit dem Unsinn aufhören, Ehrwürdige Mutter? Wir leben nicht mehr im Mittelalter, und es ist allgemein bekannt, dass Gott in dem Augenblick gestorben ist, als Neil Armstrong seinen Fuß auf den Mond gesetzt hat.«
    »Wer soll auf dem Mond gewesen sein?«
    »Schon gut. Es ist meine Schuld, ich habe mich ungeschickt ausgedrückt. Ich bin weder gekommen, um Halloween zu feiern, noch will ich lernen, wie man auf einem Besen fliegt. Ich bin hier, um die Hintergründe des Mordes an einer Schwester Ihres Ordens zu untersuchen. Es ist ein weiterer Mord auf der langen Liste eines Ungeheuers, das, wenn man den Schlussfolgerungen der vier in Hattiesburg verschwundenen Nonnen Glauben schenkt, seit Jahrhunderten Weltferne Schwestern tötet, wie man Perlen auf eine Schnur reiht. Entweder machen Sie mir Ihre Bibliothek zugänglich, oder ich sehe mich gezwungen, mit einer richterlichen Durchsuchungsanordnung und mehreren Umzugswagen zurückzukommen, um die Gesamtheit der bei Ihnen befindlichen satanistischen Werke in die Räume des FBI von Denver transportieren zu lassen.«
    Schweigen. Maria sieht, wie in den Augen der Oberin flammender Hass aufblitzt. Falls die Angehörigen dieses Ordens wirklich so verrückt sind, wie es allgemein heißt, hat sie mit dieser Drohung ihr eigenes Todesurteil unterschrieben.
    »Special Agent Parks, ausschließlich die christliche Nächstenliebe gebietet mir, Sie für die Dauer des Unwetters als Gast in meinem Kloster aufzunehmen. Die Schwester, die Sie hergeführt hat, wird Sie zu der Zelle der Ermordeten bringen. Wir haben im Augenblick keine andere frei. Mehr kann ich für Ihre Untersuchung nicht tun, und ich möchte Ihnen dringend raten, in jener Zelle zu bleiben, bis sich das Unwetter gelegt hat und es nicht mehr schneit. Für Menschen, die nicht an Gott glauben, sind die Örtlichkeiten hier nicht sicher.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Aber nein, lediglich eine Empfehlung. Sobald das Unwetter aufgehört hat, müssen Sie unseren Konvent unverzüglich verlassen. Bis dahin bitte ich Sie, unsere Andacht nicht zu stören.«
    »Ehrwürdige Mutter, niemand ist vor dem Mörder sicher, der Ihre Mitschwester getötet hat. Sofern es sich um eine Sekte handelt, die Sie bedroht, dürfen Sie sicher sein, dass sich die Leute nicht von Ihren Gebeten abhalten lassen, sondern wiederkommen werden.«
    »Glauben Sie allen Ernstes, Sie könnten das mit Ihrer Waffe oder Ihrem Dienstausweis verhindern?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Mit vor Wut verzerrtem Mund erhebt sich die alte Oberin aus ihrem Sessel. Ihre Stimme klingt in der Dunkelheit besonders laut. »Special Agent Parks, unsere Kirche ist eine äußerst alte Einrichtung voller Geheimnisse und Mysterien. Seit vielen Jahrhunderten steht sie einem beträchtlichen Teil der Menschheit in der Finsternis ihres Geschicks bei. Wir haben Irrlehren und den Untergang ganzer Reiche überlebt. Nahezu von Anbeginn unserer Zeitrechnung haben sich in ihren Abteien und Klöstern Heilige kniend ins Gebet versenkt, um das Ungeheuer in seine Schranken zu weisen. Wir haben gesehen, wie Milliarden von Seelen erloschen sind, haben Pest, Cholera, Kreuzzüge und tausend Jahre des Krieges erlebt. Und da glauben Sie allen Ernstes, Sie könnten ganz allein auf sich gestellt dem Einhalt gebieten, was uns bedroht?«
    »Ich kann Ihnen helfen, Ehrwürdige Mutter.«
    »Das vermag nur Gott allein.«
    Ohne es zu merken, ist Maria bei Mutter Abigails lauten Äußerungen einige Schritte zurückgewichen. Knarrend öffnet sich die Tür des Raums. Als sie sich bereit macht, der Nonne zu folgen, die sie hergebracht hat, fragt die Oberin: »Glauben Sie an Auren?«
    Maria wendet sich langsam um.
    »Woran?«
    »Auren. Das sind die Farben der Seele. Sie umgeben den Leib und hüllen ihn ein wie ein spektrales Licht. Um Sie herum sehe ich nichts als Dunkelblau und Schwarz.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, dass Sie bald sterben werden, Special Agent Parks.«

7
    »Ich lasse Ihnen die Fackel und eine Handvoll Kerzen hier. Gehen Sie sparsam damit um, und geben Sie das übergelaufene Wachs wieder in die Nähe der Flamme. Anderes Licht gibt es hier nicht.«
    Maria bleibt auf

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