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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Nacht einen nach dem anderen getötet hat. Ein Mönch, oder besser gesagt, etwas Namenloses, das sich unter dessen heiliger Kutte verborgen hatte. Maria geht noch einmal einige Zeilen zurück, um sich zu vergewissern, dass ihre Einbildungskraft ihr keinen Streich gespielt hat. Ja, ein Mönch.

11
    Den Rest von Thomas Landegaards Bericht kann Maria nicht lesen; der Verfall des Pergaments ist zu weit fortgeschritten. Soweit sie verstanden hat, teilt der Generalinquisitor Seiner Heiligkeit mit, dass sich die Spur der gesuchten Oberin irgendwo in den Dolomiten inmitten eines ungeheuren Nadelwalds verloren habe, in dem auf einer großen Lichtung ein Augustinerinnen-Kloster stehe. Dorthin werde er sich wenden. Sie legt das Blatt beiseite und nimmt das nächste zur Hand.
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    3. September 1348. Der dritte Bericht des Generalinquisitors. Die Buchstaben stehen eng beieinander. Leider sind seit meinem Aufbruch aus Avignon schon so viele Tage vergangen, dass; nur noch wenige Sonnen und noch weniger Monde bleiben, bevor dies Jahr der Drangsal zu Ende geht. Was soll ich Eurer Heiligkeit über die trostlosen Orte berichten, durch die wir ziehen, ohne dass einem dabei die Tränen kommen? Überall legt die Pestseuche ihre Finsternis und ihre Stille über unsere Städte, und in ihrem Gefolge erhebt sich ein so entsetzlicher Gestank, dass die Seeleute behaupten, man könne ihn bis zum Hafen von Piräus wahrnehmen. Inzwischen soll die Geißel auch Europas Norden erreicht haben und, nachdem sie Paris verwüstet hat, weiter zum Niederrhein und nach Hamburg ziehen. Allmächtiger Herr, was mag aus Avignon und Rom geworden sein, so nahe den Orten, an denen die Seuche ausgebrochen ist? Hieß es nicht vor meinem Aufbruch, die Salben der Kräuterweiber und das Verbrennen von Würzkräutern werde sie vertreiben? Beklommen frage ich mich, ob Eurer Heiligkeit Weisheit nach wie vor Euren Palast erleuchtet, oder ob die Tauben, denen ich meine Berichte anvertraue, nur noch über Ruinen hinwegfliegen.
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    Maria nimmt sich das nächste Pergament vor.
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    Was die Untersuchung angeht, die wir in Eurem Namen führen, kann ich sagen, dass die Fährte der alten Oberin am Kloster der Augustinerinnen endet, das ich in meinem vorigen Bericht aus Bozen erwähnt habe.
    Um jenen abgelegenen Ort zu erreichen, mussten wir viele Stunden die Stille eines Waldes durchqueren, dessen Boden so dicht mit Nadeln bedeckt war, dass die Hufe unserer Pferde nicht das geringste Geräusch hervorriefen. Indem wir dem Geheul der Wölfe und dem fernen Krächzen der Krähen folgten, sind wir schließlich auf eine riesige Lichtung gestoßen, in deren Mitte die Klostermauern aufragten.
    Sogleich zeigten uns die Wolken von Aasvögeln, die darüber kreisten, dass der Tod auch dort seine Ernte gehalten hatte.
    Mit einem Hornsignal haben wir festzustellen versucht, ob es Überlebende gab, und dann das Zugangstor gesprengt. Wir mussten unsere Pferde mit den Sporen in den Klosterhof treiben, so sehr haben sie den Gehorsam verweigert, als spürten sie die Anwesenheit des Bösen. Ganz wie befürchtet, hat sich in den verlassenen Mauern niemand gezeigt. Daraufhin haben wir alles gründlich durchsucht und sind durch die dunklen Gänge gezogen, wobei wir laut Euren lateinischen Namen riefen. In jeder Zelle, die wir öffneten, haben wir menschliche Überreste und eingetrocknete Blutlachen gefunden. Anschließend haben wir den Friedhof des Klosters aufgesucht und dort vierzehn in jüngerer Vergangenheit angelegte Gräber entdeckt, von denen dreizehn allem Anschein nach geschändet worden waren. Das vierzehnte Grab, das unberührt war, haben wir öffnen lassen und darin schließlich die Oberin des Klosters vom Mons Cervinus gefunden. Von dem verwünschten Evangelium aber, das sie bei ihrer Flucht mitgenommen hatte, war keine Spur zu sehen. Daraufhin haben wir den gesamten Gebäudekomplex, vor allem die Bibliothek, auf das gründlichste durchsuchen lassen – vergeblich.
    ∗ ∗ ∗
    Der obere Rand des nächsten Pergaments scheint angesengt zu sein, wobei die Hitze die beiden ersten Sätze so gut wie unlesbar gemacht hat. Trotzdem gelingt es Maria, die Wörter Kummer und Entsetzen zu entziffern. Dann heißt es:
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    Vom Friedhof haben wir uns erneut der Klosterfestung zugewendet. In ihren tiefsten Untergeschossen haben wir die Leichen aus den dreizehn Gräbern gefunden: die sterblichen Überreste von dreizehn Augustinerinnen, die durch die Finsternis

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