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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Mönch stürzt sich mit einem Dolch auf den Inquisitor. Da dieser sofort sein Pferd hochreißt, landet die Klinge im Hals des Tieres. Im nächsten Augenblick hört man das Pfeifen eines Armbrustbolzens. Mit durchbohrter Kehle sinkt der Trappist zu Boden. Landegaard springt aus dem Sattel, bevor ihn sein zusammenbrechendes Pferd erdrücken kann, lässt die Mönche umstellen und Don Alfonsos Grab öffnen. Sein furchtbarer Verdacht bestätigt sich: Es ist leer. Daraufhin gibt er Befehl, den gesamten Klosterkomplex zu durchsuchen.
    Schon nach wenigen Minuten erklingt ein Hornstoß. Landegaards Männer haben den Rumpf des Abtes im Vorratskeller gefunden. Ein Tuch vor Mund und Nase haltend, untersucht der Inquisitor ihn. Die Stellen des Leichnams, an denen etwas abgetrennt wurde, hat man mit grobem Salz eingerieben, damit das Fleisch nicht verdirbt. Offensichtlich haben die Mönche Tag für Tag Stücke herausgeschnitten, um sich davon zu ernähren. Ein Schauer überläuft den Inquisitor bei dem bloßen Gedanken daran.
    Er lässt die Mönche die ganze Nacht hindurch foltern, um von ihnen zu erfahren, was sie mit der alten Nonne angestellt haben. Unter unsäglichem Gebrüll gesteht schließlich einer, sie sei eines Tages vor dem Kloster erschienen und habe ihnen zugerufen, dass sie vom Mons Cervinus komme und bitte, sie für eine Nacht zu beherbergen. Sie hätten sie aber nicht eingelassen und ihr unter Verwünschungen lediglich einige Stücke Brot zugeworfen. Manche hätten sogar auf sie hinabgespien. Der Jüngste dieser abscheulichen Bruderschaft gesteht schließlich unter den Qualen der Folter, dass er gehört habe, wie die Nonne nahe der Zugbrücke etwas in einen Fels gehämmert habe. Anschließend habe sie sich in Richtung Osten entfernt.
    »Und weiter?«
    Der Trappist stößt einen durchdringenden Schrei aus, als der Inquisitor grobes Salz in seine Wunden schüttet. »Rede, Elender!«
    »Zwei Tage später haben Reiter vor dem Tor geschrien, dass sie eine vom Cervinus-Kloster entflohene Nonne suchten. Wir haben ihnen gesagt, sie sollten ihres Weges ziehen, und darauf sind sie über die Mauern geklettert, als hätten sie Füße wie Ziegen.«
    »Weiter, Hund! Haben sie von Euch erfahren, wohin sich die Nonne gewandt hat, nachdem Ihr sie vertrieben hattet?«
    »Gnade, um Gottes willen Gnade, Eure Exzellenz! Sie haben uns dazu gezwungen!«
    »Und wieso haben sie Euch nichts angetan?«
    Mit irrem Lachen richtet sich der Trappist auf und spuckt dem Inquisitor ins Gesicht: »Was glaubst du wohl, du Missgeburt? Wir haben der Jungfrau abgeschworen und den Teufel angebetet, damit sie uns am Leben ließen.«
    Während sich Landegaards Männer weiter mit den abtrünnigen Mönchen beschäftigen, eilt er zum Tor hinaus. Schon bald hat er nahe dem Fallgitter den Stein entdeckt, in den Mutter Gabriella den Namen des nächsten Ortes eingeschlagen hat, den sie aufsuchen will. Fieberhaft fahren seine Finger darüber. Dann entfährt ihm der Schreckensausruf: »Allmächtiger Herr, erbarme dich meiner. Es ist die Zisterzienserabtei von Santa Madonna di Carvagna.«

5
    »Wachen Sie auf, Maria.«
    »Die Bedauernswerte läuft der Pest geradewegs in die Arme.«
    Wie eine Endlosschleife wiederholt die tiefe Stimme, die aus dem Mund der jungen Frau kommt, diesen Satz. Sie hat die Augen verdreht, ihr Kopf ist zur Seite gesunken. Schon seit einigen Minuten fühlt Carzo angstvoll ihren Puls. Eine dünne blaue Ader pocht immer kräftiger, je tiefer Maria in ihre Trance versinkt. Mit einem Mal beginnt sie, heftig zu zucken, und Carzo muss ihr Adalut injizieren, um ihren Puls zu senken, der bis auf hundertfünfundsiebzig Schläge pro Minute hochgeschnellt ist.
    »Halten Sie sich fest, Maria, ich führe Sie jetzt zurück.«
    Nach einigen langen Sekunden öffnet sie schließlich die Augen und holt so tief Luft, als habe sie kurz vor dem Ertrinken gestanden. Sie ist von Kopf bis Fuß mit Schweiß bedeckt. Carzo drückt sie unbeholfen an sich, um sie zu wärmen. In ihren Augen steht das blanke Entsetzen.
    »Was haben Sie erlebt?«
    Als sie Carzo mit einer Stimme, die zum Teil noch die Landegaards ist, den letzten Teil ihrer Vision berichtet, zeigt sich dieser zutiefst bedrückt. Ohne auf das Flehen der kannibalischen Mönche zu hören, hat Landegaard sie lebend begraben lassen und dann seinen Männern geboten, das Kloster an allen vier Ecken anzuzünden. Anschließend haben sie den Weg eingeschlagen, den Mutter Gabriella einige Monate zuvor genommen hatte:

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