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Das ewige Leben

Das ewige Leben

Titel: Das ewige Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Brenner eine Stunde später, wie er wieder herauskommt. Und dann fünf Minuten später kriegt die Handleserin gleich wieder Besuch. Dieses Foto hätte den Brenner bestimmt interessiert. Aber der Tomas hat nicht gewusst, wo er den Brenner findet.
    Jetzt hat er sich den Mann immer wieder angeschaut. Aber gekannt hat er ihn nicht.
    Den Mann am großen Bildschirm hat er schon gekannt. Weil da ist gerade Fußball gelaufen, Sturm Graz gegen Austria Wien im Arnold-Schwarzenegger-Stadion. Beim Tomas ist den ganzen Tag der Fernseher gelaufen, aber normalerweise immer nur Musikvideos, das war einfach eine Sucht von ihm. Den ganzen Tag, sobald er mit dem Putzen im Krankenhaus fertig war, hat er zwischen den verschiedenen Musikkanälen hin und her geschaltet, weil irgendwo ist immer gerade was Gutes gelaufen.
    Und mit Fußball hat man ihn jagen können. Der Tomas war zwar als Kind so ein guter Läufer, dass ihn auf der Straße immer wieder einmal unbekannte fette Männer angesprochen haben und ihn zu einem Verein locken wollten, aber hingegangen ist er nur ein einziges Mal, und heim hat ihn dann schon die Rettung gebracht, weil sie ihm gleich beim ersten Training die Ferse gebrochen haben.
    Jetzt wie gibt es das, dass der Tomas mit dem Fotoapparat in seiner Wohnung liegt und sich mit einem Auge das Fußballspiel Austria Wien gegen Sturm Graz anschaut, Li ve-Üb ertragung aus dem Arnold-SchwarzeneggerStadion?
    Zuerst ist er natürlich nur versehentlich beim hin und her Schalten auf den Sender geraten, und wie er schon wieder wegschalten wollte, auf einmal dieses bekannte Gesicht. Der kommt mir so bekannt vor, hat der Tomas überlegt. Also nicht aus dem Fernsehen, privat bekannt. Zwischendurch ein bisschen Fußballspiel, das war ein ödes Gestocher, und dem Tomas ist vorgekommen, dass keiner von denen richtig laufen kann, weil lauter plumpe Stiere, und er war froh, dass ihm keiner von denen auf die Fersen steigen darf. Aber wie er schon wieder wegschalten wollte, wieder die Großaufnahme von dem TrainerGesicht. Den kenne ich, hat der Tomas überlegt. Rötliches Bärtchen, rötliche Haare, erschrockene Augen. Der Tomas hat nicht gewusst, wo er ihn hintun soll.
    Weil du darfst eines nicht vergessen. Der Tomas ist schon viel herumgekommen in der Welt, vor allem, wie er noch mit den Bands mehr unterwegs war, und da hat er oft einmal nicht gewusst, in welche Stadt er ein Gesicht tun soll. Allein in den letzten drei Jahren hat der Tomas in fünf Städten gewohnt, Amsterdam, Antwerpen, dann Leverkusen, und bevor er nach Graz gekommen ist, noch kurz in München.
    Seine beste Band hat er in Leverkusen gehabt, und auch ein super Name, pass auf: »The Ex«. Der Name ist wahnsinnig gut angekommen bei den Leuten, weil die haben geglaubt, eheliche Anspielung oder Alkohol, aber kein einziger hat kapiert, dass es für »The Jimi Hendrix Experience« gestanden ist. Der Tomas ist jetzt, während der Fernseher wieder die gehbehinderten Spieler gezeigt hat, ein bisschen ins Träumen geraten, wie gut er damals Gitarre gespielt hat, bevor er es mit den Mitteln ein bisschen übertrieben hat, und vielleicht doch auch in Graz noch einmal eine Band, einen Bandbus hätte er schon gehabt, weil er war gerade dabei, den Campingbus von seiner Tante herzurichten, nur die Bremsen haben noch gefehlt.
    Dann wieder das erschrockene Gesicht, also das muss der Trainer von den Wienern gewesen sein, sonst hätte er jetzt nicht so traurig geschaut, wie die Grazer das eins zu null geschossen haben. Schadenfroh hat ihn die Kamera in Nahaufnahme gezeigt, und zu allem Überfluss haben sie ihn noch so gefilmt, dass es ausgesehen hat, als würde er direkt vor der Werbeaufschrift stehen, die in Wirklichkeit zehn Meter hinter ihm, noch hinter den richtigen Werbebanden, ein bisschen im Schatten gehängt ist.
    »LUSTIG SAMMA« ist links vom rothaarigen Trainerkopf auf drei gleich großen Tafeln gestanden, also beim »SAMMA« die Buchstaben ein bisschen gequetscht, anders wäre es sich nicht ausgegangen, und rechts vom Trainerkopf wieder auf drei gleiche Rechtecke verteilt »PUN TIGA MER«, aber das »TIGA« nicht gequetscht, weil das »I« braucht ja keinen Platz auf dieser Welt.
    Der Tomas hätte wetten können, dass er mit dem traurigen Gesicht vor dem Idiotenspruch schon öfter zu tun gehabt hat. Ihm ist vorgekommen Leverkusen, damals hat er am besten verdient, weil jede Woche zwei Auftritte mit The Ex, und das Nebengeschäft ist auch wahnsinnig gut gegangen, sprich

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