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Das ewige Leben

Das ewige Leben

Titel: Das ewige Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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    »Sehr richtig. Du wirst als der am schnellsten enttarnte Spitzel in die Polizeigeschichte eingehen.«
    Der Brenner hat überlegt, ob er ihm nicht doch einen Blutfleck auf seine Ledersitze machen soll.
    »Ich hab dich aus der Randaliererzelle holen lassen, damit dich die X-ler nicht noch einmal abfangen. Das war das Letzte, was ich für dich getan habe. Ich bring dich jetzt noch ins Krankenhaus, und dann -«
    Und dann hätte der Major Heinz fast wirklich jemanden ins Krankenhaus gebracht. Aber nicht den Brenner, sondern den Fußgänger, der ihm ins Auto gerannt ist. Der Major Vollbremsung, dass der Brenner sich schon wieder den Kopf angeschlagen hat, weil natürlich nicht angeschnallt.
    Gott sei Dank ist der Passant wieder aufgestanden. Er hat die Autotür aufgerissen und sich entschuldigt. Aber nicht dass du glaubst, beim Fahrer entschuldigt. Beim Beifahrer entschuldigt!
    »Entschuldigung«, hat der Passant zum Brenner gesagt. »Aber Sie haben im Stadion etwas verloren.«
    Dem Major ist die Sprache weggeblieben, weil er hat es nicht glauben wollen, dass der ihm absichtlich in das Auto gelaufen ist, nur um dem Brenner die Billigsdorfer-Kamera zurückzugeben.
    Und dem Brenner ist die Sprache weggeblieben, weil der Tomas ihm die Kamera vor die Nase gehalten und gesagt hat: »Aber es funktioniert noch alles. Schauen Sie!«
    Weil der Tomas hochintelligent, und der hat sich gedacht, der Brenner weiß bestimmt nicht, wie man bei diesen neumodischen Kameras die Fotos anschaut. Jetzt hat er ihm den Apparat vor die Nase gehalten und schnell die Fotos durchgeklickt.
    »Sehen Sie, vorwärts, rückwärts«, hat er dem Brenner vorgezeigt, »funktioniert alles noch. Datumsanzeige, alles wie neu.«
    Der Major hat den Gang eingelegt und ist losgefahren, dass es den Tomas zur Seite geschleudert hat.
    Der Brenner war froh, dass die Reifen gequietscht haben. Er hat dem Herrgott gedankt, dass der Motor aufgeheult hat. Weil sein Herz hat so laut geschlagen, dass er gefürchtet hat, der Major könnte es hören. Er hat Angst gehabt, der Major könnte aus dem Augenwinkel das Foto gesehen haben, das der Hobbypolizist von ihm gemacht hat, wie er fünf Minuten nach dem Brenner die Handleserin besucht hat. Er hat Angst gehabt, der Major Heinz macht es mit ihm genauso wie mit den beiden Zeugen in Hostice. Er hat Angst gehabt, dieses Mal ist es mit dem Schmerz umgekehrt. Weil bei der letzten Kugel, die er in den Kopf gekriegt hat, ist der Schmerz lange nach der Kugel gekommen. Und jetzt hat er seit dem Sprung wieder diese Schmerzen in seiner Schläfe gehabt, und er hat gefürchtet: Gleich wird die Kugel nachkommen.
    Aber der Heinz hat nicht seine Waffe gezogen. Er hat nur gesagt: »Dann hast du ja wenigstens einen kleinen Gewinn gemacht.«
    »Was?«
    »Die Kamera.«
    Weil siehst du, Missverständnis, und der Heinz hat geglaubt, das ist die Dienstkamera, die sie ihm bei den Hobbypolizisten noch vor seiner Enttarnung ausgehändigt haben. Und Dienstkamera war es ja auch wirklich, schön mit dem »X« gekennzeichnet.
    Jetzt hat der Brenner sich ein bisschen beruhigt, das Herz auch wieder eine Spur leiser. Und der Heinz hat ihn dann wirklich auf dem Parkplatz vor der Nervenklinik aussteigen lassen, weil der Brenner hat ihn gebeten, dass er ihn nicht in das Unfallkrankenhaus bringt, sondern nach Puntigam links, wo er gute Beziehungen zu den Ärzten hat.
    Er ist in die Ambulanz hinein, und nachdem der Stich verbunden und die zwei, drei Splitter aus dem Gesicht herausgezupft waren, alles miteinander halb so wild, hat er sich im Foyer gleich aus dem Telefonbuch die Privatadresse vom Major Heinz herausgesucht. Geidorf, das passt, hat der Brenner gedacht, aber er hätte selber nicht sagen können, warum. Und dann hat er sich auf den Weg nach Hause gemacht. Weil das Großelternhaus ja nur zweihundert Meter entfernt, sprich das Moped auch nur so weit entfernt.
    Und ob du es glaubst oder nicht. Beim Mopedfahren hat ihn das linke Aug mehr gestört als der Verband an der Hand. Das war kein Rotstich mehr, das war schon der reinste Rotschleier. Dreißig Prozent mindestens, hat er sich eingeredet. Und natürlich Angst vor dem Blindwerden.
    Und besonders, wie er dann durch den Tunnel beim Grabengürtel Richtung Geidorf gefahren ist. Vierzig Prozent sind das jetzt schon mindestens, hat der Brenner überlegt, während er mit dem Moped durch den Tunnel gerast ist. Weil im Grunde ist ihm vorgekommen, er sieht überhaupt nichts mehr mit dem linken Aug. Und

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