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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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als betrachteten sie Prinzessin Mellony als eine leichter zu lenkende Erbin.
    Raisa sah Amon an. Er stocherte im Feuer herum; an seinem Kinn zuckte ein Muskel. Dies erklärte, wieso er einen Suchtrupp ausgeschickt hatte und bei ihrer Rückkehr so erleichtert gewesen war. Und es erklärte auch seinen Verdacht gegenüber Han Alister.
    Sie las weiter.
    Ich entschuldige mich dafür, dass ich solche beunruhigenden Nachrichten in einem Brief weitergebe. Ich weiß, dass du dein gutes Urteilsvermögen einsetzen wirst, um zu entscheiden, wie viel von all dem du deine Kadetten wissen lassen willst. Ich möchte euch allen davon abraten, impulsiv zu reagieren. Solltest du dich nach dem Lesen dieses Briefs veranlasst fühlen, sofort zu den Fells zurückzukehren, muss ich dir davon strengstens abraten. Bleib, wo du bist, studiere fleißig und sei wachsam. Bereite dich auf die herausfordernden Aufgaben vor, die vor dir liegen. Ich werde dir eine Nachricht schicken, wenn du zu Hause gebraucht wirst.
    Und beten wir, dass die Erbprinzessin, wo immer sie auch sein mag, unter dem Schutz des Schöpfers steht, bis sie wohlbehalten zu ihrer Mutter, der Königin, zurückkehren kann.
    Mit vielen Grüßen, dein Vater.
    Der Brief war nicht unterschrieben.
    Raisa starrte auf das Papier in ihrer Hand. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und die Buchstaben auf der Seite verschwammen. All dies nur, weil sie aus den Fells geflohen war. Im Rückblick schien es ihr vorschnell und feige gewesen zu sein. Königin Marianna stand jetzt ganz allein da, abgesehen von Hauptmann Byrne und der Hilfe, die Averill ihr bieten konnte. Hilfe, die Marianna vielleicht nicht gern annahm.
    Raisa hatte ihr Liebesleben bedauert, die Geschichte der Kriegskunst gelernt und geübt, wie man Krieg spielte, und sie hatte die Unabhängigkeit genossen, die sie als Rebecca Morley besaß. Während in der Zwischenzeit ihre Mutter und ihr Vater und Edon Byrne versucht hatten, das Königinnenreich zusammenzuhalten.
    Und jetzt war sie sogar in Gefahr, den Thron zu verlieren.
    »Das ist alles meine Schuld«, sagte sie zitternd und atmete tief ein.
    »Komm schon, Raisa. Das ist nicht wahr.« Amon tätschelte ihr unbeholfen den Rücken.
    »Doch, das ist es«, beharrte Raisa wie ein kleines Kind, das sich nicht trösten lassen will. »Ich habe alles vermasselt. Ich hätte dableiben müssen.«
    Sie schüttelte seine Hand ab und stand auf. Sie starrte auf ihn hinunter. »Wir sollten nach Hause gehen«, sagte sie. »Ich hätte meine Mutter niemals allein lassen dürfen.«
    »Sie ist die Königin, Rai«, entgegnete Amon leise. »Nicht du. Und wir sind alle übereingekommen, dass du das Risiko nicht eingehen darfst, zu bleiben und mit Micah verheiratet zu werden.«
    »Ich wäre mit Micah ausgekommen«, erwiderte Raisa. »Vielleicht wäre es gar nicht so schlimm gewesen.«
    »Er mag zwar jung sein, aber er ist mächtig«, gab Amon zu bedenken. »Und selbst dann, wenn du mit Micah ausgekommen wärst, wie hättest du es mit Lord Bayar und dem Rest des Magierrats aufnehmen können?«
    »Ich muss es früher oder später ohnehin schaffen«, sagte Raisa. »Ich hätte auch genauso gut bereits damit anfangen können.«
    »Mit sechzehn?« Amon wölbte eine Braue.
    »Ein paar Grauwolf-Königinnen waren sogar noch jünger, als sie gekrönt wurden.«
    »Aber du bist noch keine Königin«, erinnerte Amon sie erneut. »Deine Mutter ist Königin, und sie hat einige schlechte Entscheidungen getroffen.«
    »Sie ist immer noch die Königin«, sagte Raisa scharf. Und dann seufzte sie. »Tut mir leid. Ich kann einfach nicht anders als sie verteidigen. Sie hat nicht nachgegeben, verstehst du nicht? Es ist fünf Monate her, seit ich weggegangen bin, und sie hält immer noch stand. Ich sollte zurückkehren und sie unterstützen.«
    »Der Brief ist zwei Monate alt«, erklärte Amon. »Wer weiß, wie die Situation jetzt ist? Mein Vater sagte, wir sollten wegbleiben und dass es zu gefährlich wäre, nach Hause zu kommen. Ich glaube ihm.«
    »Der Brief ist zwei Monate alt«, wiederholte Raisa. »Vielleicht haben sich die Dinge geändert.« Ha, dachte Raisa. Ob zum Guten oder ob zum Schlechten, wir können einfach nicht aufhören, unsere Eltern zu verteidigen.
    »Was ist mit den Clans?«, beharrte Amon. »Sie würden sich nie damit einverstanden erklären, dass du einen Magier heiratest. Sie würden dafür in den Krieg ziehen. Die Demonai würden Micah eher töten, als dass sie es so weit kommen lassen.«
    Da hatte er

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