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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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wahrscheinlich recht. Raisa massierte ihren schmerzenden Nacken. Wie konnte sie nach Hause zurückgehen und ihre Rechte als Thronfolgerin schützen und gleichzeitig einer aufgezwungenen Hochzeit entgehen?
    Hoffentlich würde Hallie eine Antwort von Marianna mit zurückbringen.
    Sie sah Amon an, der sie musterte, als würde er darüber nachdenken, was sie als Nächstes tat.
    »Wenn du darauf bestehst zu gehen«, sagte Amon, »werden wir alle mitkommen.«
    »Ich denke darüber nach.« Raisa gab ihm den Brief zurück. Er warf ihn in die Flammen, wo er zusammenschrumpfte und qualmte und zu Asche wurde.

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
Die Bräuche der Blaublütigen
    W ie sehe ich aus?«, fragte Han und drehte sich in seiner neuen Kleidung herum. Die Schneiderin hatte gut maßgenommen – seine Jacke und die Hose passten wie angegossen. Der schwierigste Teil hatte darin bestanden, ihr zu entkommen.
    Dancer sah auf. Als er vom Essen zurückgekehrt war, hatte er es sich mit einem von Firesmith’ hässlichen alten Büchern in einem Sessel bequem gemacht. »Beeindruckend«, sagte er. »Und was ist der Grund?«
    »Ich treffe mich mit einem Mädchen.«
    »Ich habe noch nie erlebt, dass du dich so anziehst, wenn du mit einem Mädchen ausgehst«, stellte Dancer fest. Er wölbte eine Braue. »Du willst doch nicht etwa heiraten, oder?«
    Han schüttelte den Kopf. »Ich nehme Unterricht in Sachen Blaublütigkeit bei dem Mädchen, von dem ich dir erzählt hab. Rebecca Morley.«
    »Hmmm. Nun, den abschätzigen Blick hast du bereits drauf. Jetzt musst du nur noch den Kopf etwas nach hinten legen und über deine Nase runtersehen.« Han tat, was Dancer gesagt hatte. »Das ist es. Perfekt. Du bist ein Naturtalent.«
    »Muss meine Waterlow-Herkunft sein.«
    Dancers blaue Augen glitzerten vor Vergnügen. »Und jetzt sag, ›Kupferköpfe sind für die Gesellschaft kaum mehr als Blutegel – ein notwendiges Übel‹.«
    Han lachte. »Ich glaub nicht, dass ich das kann. Ich schätze, dafür bin ich nicht gemacht.«
    Dancer zuckte mit den Schultern. »Wie lange wird der Unterricht dauern? Cat beteiligt sich wieder an einem Liederabend, drüben in der Tempelschule. Ich geh hin. Kommst du mit?«
    Han schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich bin bis obenhin mit Arbeit eingedeckt.« Er hielt Faulks Wappenkunde hoch – ein richtig dicker Schinken. Wie viele Privatlehrer hatte er jetzt eigentlich: Crow, Abelard und nun auch noch Rebecca? Und das neue Semester hatte noch nicht mal angefangen.
    Dancer merkte sich die Stelle, an der er zu lesen aufgehört hatte, indem er mit dem Finger darauftippte, und seufzte. Er sah Han ein paar Minuten an und sagte dann: »Ich mache mir Sorgen um Cat.«
    »Was? Wieso?« Han versuchte, sich zu erinnern, wann er sie das letzte Mal gesehen hatte. Es war eine ganze Weile her. Es war fast so, als würde sie ihm aus dem Weg gehen. Oder vielleicht lag es auch nur daran, dass er nie da war.
    »Ich hatte den Eindruck, als hätte es ihr hier wirklich gefallen«, erklärte Dancer. »Als hätte sie sich an die Tempelschule gewöhnt und so weiter. Aber ganz plötzlich wirkt sie wieder unglücklich. Ich habe mich schon gefragt, ob sie dir vielleicht irgendwas gesagt hat.«
    »Nein«, antwortete Han. »Glaubst du, es liegt an irgendwelchen schlechten Noten?«
    Er und Dancer hatten gerade die Noten für das vergangene Semester bekommen. Sogar Gryphon hatte beiden ihr Bestehen bescheinigt, obwohl der Master unter Hans Bericht die Bemerkung gekritzelt hatte: Neuling Alister sollte sich bemühen, pünktlich und vorbereitet in den Unterricht zu kommen, und währenddessen sollte er sich bemühen, wach zu bleiben.
    Dancer schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass es daran liegt. Ich habe nur Gutes über Cats Unterricht gehört, und sie spielt hervorragend. Deshalb hatte ich gehofft, dass du mitkommen würdest. Sie spricht vielleicht eher mit dir über das, was sie bedrückt.«
    »Ich wünschte, ich könnte es. Aber ich verspreche dir, ich werde versuchen, schon bald mit ihr zu reden.«
    Die Glocke vom Mystwerk-Turm läutete einmal für die erste Viertelstunde. »Beim Blute und den Gebeinen, ich muss los«, rief Han in einem plötzlichen Anfall von Panik. »Ich bin spät dran. Sag Cat, es tut mir leid, dass ich ihren Liederabend verpasse.« Während er die Treppe hinunterraste, hörte er Blevins rufen: »Wenn du so weitermachst, wirst du irgendwann noch mal runterfallen!«
    Im Schankraum der Schildkröte war es nicht sehr voll.

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