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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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du nicht mit ihm mitgehen und das Feuerwerk ansehen müssen. Oder – oder dich von ihm begrapschen lassen müssen.«
    »Begrapschen?« Raisa wölbte ihre Augenbrauen. »Wann habe ich von Begrapschen gesprochen?«
    Amon blieb stehen und wirbelte herum. »Tust du das, um mir wegen Annamaya eins auszuwischen? Wenn das nämlich so ist, dann bist du …«
    »Du glaubst, bei all dem hier geht es um dich?« Raisa schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil, ich hoffe, dass ihr beide sehr … glücklich werdet, du und Annamaya.« Es wäre sehr viel überzeugender gewesen, wenn es ihr gelungen wäre, ihre Stimme nicht zittern zu lassen.
    Jemand räusperte sich auf der Treppe, und sie zuckten beide zusammen. Raisa blickte auf. Hallie stand in ihrem Nachtgewand auf der obersten Stufe. »Entschuldigt, wenn ich euch störe«, sagte sie. »Aber ihr seid furchtbar laut, und ich versuche zu schlafen, weil ich schon in ein paar Stunden aufbrechen muss.«
    »Tut mir leid«, sagte Raisa; ihr Gesicht glühte. »Ich komme gleich hoch.«
    Amon und sie standen da und warteten, bis Hallie wieder verschwunden war.
    »Du weißt, dass Alister irgendwas vorhat«, murmelte Amon und stocherte dabei aufgebracht im Feuer herum. »Es muss so sein. Vielleicht ist er uns hierher gefolgt.«
    »Wieso sollte er uns hierher folgen und sich dann vier Monate lang verstecken?«, fragte Raisa gereizt. »Wie auch immer, wieso sollte er uns überhaupt gefolgt sein?«
    Er ist dir heute Nacht gefolgt , sagte eine lästige Stimme in ihrem Kopf. Er hat nach dir gesucht.
    »Ich weiß es nicht«, gab Amon zu. »Ich sage nur, dass die Dinge immer verworrener werden und jemand nur an einem bestimmten Faden ziehen muss, damit alles zusammenbricht.« Er setzte sich an den Rand des Kamins und stützte das Gesicht in seine Hände.
    Sämtliche Wut strömte aus Raisa heraus, als hätte jemand den Stöpsel im Meer ihrer Empörung gezogen, und das Einzige, was übrig blieb, war Schmerz.
    Raisa setzte sich neben ihn und legte ihm die Hand aufs Knie; ihr Kopf sank an seine Schulter. »Amon, es tut mir leid. Es tut mir so leid. Ich versuche, mit all dem einigermaßen würdevoll umzugehen. Ich bin nur nicht sehr gut darin. Es wäre leichter, wenn wir nicht die ganze Zeit zusammen sein müssten. Und wenn nicht dieser ganze Ärger über unseren Köpfen schweben würde.«
    Sie zitterte. Das Feuer war erloschen, und es war kühl geworden im Zimmer. Sie sehnte sich danach, in ihr warmes Bett zu kriechen und zu schlafen.
    »Du solltest so schnell wie möglich aus diesen nassen Sachen raus«, sagte Amon abrupt, als hätte sein Geist einen ganz eigenen Weg beschritten. »Aber … ich wollte dir noch etwas mitteilen – es gibt Neuigkeiten von den Fells.«
    »Oh!«, rief Raisa und war schlagartig wieder wach. Das erklärte Amons Geistesabwesenheit. Es war das erste Mal, dass sie eine Nachricht erhielten, seit sie vor vier Monaten hier angekommen waren.
    »Ich habe einen Brief von meinem Vater bekommen«, erzählte Amon. »Er ist zwei Monate alt und wurde mit dem Schiff von Chalk Cliffs hergebracht. Vermutlich dachte er, dass es so sicherer wäre als über Land.« Er lächelte schwach über ihre erwartungsvolle Miene und holte einen zerknüllten Brief aus der Innentasche seiner Uniform, der mit einem schlichten Wachsstempel versehen war, statt mit dem Schwert-und-Wolf-Siegel, das der Hauptmann der Wache der Königin gewöhnlich benutzte. Das Siegel war aufgebrochen.
    »Er hatte Angst, dass er in die falschen Hände fallen könnte«, sagte Amon.
    Wie in die seiner Königin, dachte Raisa schuldbewusst.
    Amon reichte ihr den Brief. »Lies ihn, dann wirst du verstehen, warum ich mir Sorgen gemacht habe. Und dann gehen wir beide besser zu Bett.«
    Raisa nahm Amon den Brief aus der Hand. Sie faltete ihn auseinander und erkannte die kleine, akkurate Schrift von Hauptmann Edon Byrne.
    Sohn,
    möge dieser Brief dich und deine Kadetten wohl und gesund vorfinden. Ich hoffe, du schränkst deine Zeit auf der Brückenstraße ein und widmest dich deinen Studien, um ein gutes Licht auf den Namen deiner Familie zu werfen.
    Ich habe deine Nachricht bezüglich der Wasserläufer erhalten. Ich tue alles in meiner Macht Stehende, um diese Situation zu klären. Leutnant Gillen ist nach Fellsmarch zurückbeordert worden. Korporal Sloat wurde bei einem Scharmützel in der Nähe der Westmauer getötet. Ich habe Gillens Ersatz eigenhändig ausgewählt. Die Dornenrosen-Stiftung hat Gelder bereitgestellt, um

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