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Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Titel: Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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was das für dich und die anderen bedeuten kann. Doch für jetzt, sag dem Schwarm noch nichts. Es ist unser Geheimnis, Maximum. Bald wird es die ganze Welt wissen. Aber jetzt noch nicht.«
    Ich wurde sehr gut im Nichtssagen.
    Er stand auf und half mir vom Stuhl aufzustehen. Als ich seine fürsorgliche Hand unter meinem Ellbogen spürte, bekam ich eine Gänsehaut.
    Stumm gingen wir durch die Reihen mit Käfigen. Er öffnete meinen und wartete geduldig, bis ich hineingekrochen war. Was für ein Gentleman!
    Nachdem er die Tür verschlossen hatte, beugte er sich hinab und blickte mir bedeutungsvoll in die Augen. »Vergiss nicht«, flüsterte er. »Vertrau mir. Mehr verlange ich gar nicht. Vertrau mir. Hör auf deinen Bauch.«
    Also, wie oft hatte ich ihn das sagen hören, fragte ich mich, als er fortging. In diesem Moment sagte mir mein Bauch, dass ich ihm am liebsten mit einer Zange die Lunge rausgerissen hätte.
    »Alles okay?«, fragte Angel besorgt und presste ihr Gesichtchen an die Käfigseite.
    Ich nickte und blickte zu Fang und Nudge hinüber.
    »Mir geht’s gut. Wir sind doch alle hart im Nehmen, richtig?«
    Nudge und Angel nickten. Fang starrte mich nur an. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was er dachte. Fragte er sich, ob ich eine Verräterin sei? Fragte er sich, ob es Jeb gelungen war, mich umzudrehen – oder ob ich von Anfang an mit Jeb zusammengearbeitet hätte?
    Schon bald würde er es herausfinden.
    63 Stunden verrannen. Im Wörterbuch steht neben Stress das Bild einer mittelgroßen Mutantin, die in einem Hundekäfig steckt und sich fragt, ob es ihr Schicksal ist, getötet zu werden oder die Welt zu retten.
    Okay, das stimmt nicht. Aber es sollte dort stehen.
    Wenn du dir etwas Schlimmeres als das vorstellen kannst, das an deinen Nerven zehrt und das dazu führt, dass sich jede Faser deines Körpers verknotet, dann erzähle es mir.
    Den anderen konnte ich nichts sagen – nicht mal flüstern. Falls es Jeb amüsierte, so zu tun, dass geschlossene Türen und gesenkte Stimmen gegen Observierung schützten, war das okay. Aber ich wusste es besser. Überall hier konnten Kameras und Mikros versteckt sein, in die Kisten eingebaut. Daher konnte ich keinen Plan durchsprechen oder Trost spenden, ja nicht einmal durchdrehen und brüllen: »O mein Gott! Jeb lebt!«
    Als Angel flüsterte: »Wo sind Gasie und Iggy?«, zuckte ich nur mit den Schultern. Sie war ganz gebrochen. Da blickte ich sie scharf an und dachte: Sie sind entkommen. Es geht ihnen gut!
    Sie las meine Gedanken, nickte kurz und sank langsam gegen die Seite ihres Käfigs. Sie war erschöpft.
    Danach konnte ich nur noch bedeutungsvolle Blicke verschicken.
    Stundenlang.
    Ich hatte wieder Kopfschmerzen. Und wenn ich die Augen schloss, tanzten alle diese Bilder hinter meinen Lidern.
    Dann kam ein Weißkittel herein und lud ein weiteres »Experiment« in den Käfig neben mir. Neugierig wagte ich einen Blick, wandte mich aber schnell ab. Es zerriss mir fast das Herz. Es sah aus wie ein Kind, aber mir wurde übel, weil es hauptsächlich einem Schwamm glich. Riesige Auswüchse, wie Kieselsteine, bedeckten fast den ganzen Körper. Es hatte ein paar Finger, aber nur einen Zeh, der wie ein Saugfuß unten herauswuchs. Leere blaue Augen starrten mich an.
    Während der nächsten halben Stunde wurde mir klar, dass das »Experiment« nicht mehr atmete. Es war gestorben, direkt neben mir.
    Entsetzt schaute ich zu Angel hinüber. Sie weinte. Sie wusste Bescheid.
    Schließlich – viel später – öffnete sich die Tür zum Labor. Mehrere Leute kamen herein. Ich hörte menschliche Stimmen und den Singsang der Eraser und Gelächter. Sie schoben einen großen Karren auf unsere Seite.
    »Ich zähle nur vier«, sagte ein Mann mit furchtbar affektierter Stimme.
    »Zwei sind schon abgekratzt«, erklärte Ari triumphierend. »Schon in Colorado. Das ist alles, was noch übrig ist.« Er trat gegen meinen Käfig, dass die Stäbe klirrten. »Hi, Max. Hast du mich vermisst?«
    »Ist der Direktor wirklich sicher, dass das richtig ist?«, fragte eine Frau. »Ich finde es schade – wir könnten so viel mehr von ihnen lernen.«
    »Ja«, meinte ein dritter Weißkittel. »Es ist einfach zu riskant, zumal, wenn man bedenkt, wie undankbar diese Kleine gewesen ist.«
    Ich fing Angels Blick auf und zeigte mit den Daumen nach oben. Ich war stolz auf ihren Widerstand. Sie grinste ein wenig zurück.
    Dann packten sie ihren Käfig und schwangen ihn wie ein Gepäckstück auf den Karren.

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