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Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1

Titel: Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schweine.
    Angel weinte leise. Ich drehte fast durch. Was hatten sie ihr angetan? Mein Adrenalin tobte, ich wurde verrückt.
    Direkt vor meinem Käfig blieben zwei Beine stehen. Ich sah den unteren Teil des weißen Kittels um die Knie.
    Der Weißkittel beugte sich herab und schaute freundlich zu mir herein.
    Mir blieb fast das Herz stehen. Ich prallte zurück.
    »Maximum Ride«, sagte Jeb Batchelder. »Oh, ich habe dich so sehr vermisst.«
    60 Ich halluziniere , dachte ich benommen. Ich schwebe außerhalb meines Körpers umher.
Mir wurde fast schwarz vor Augen. Ich sah nur Jeb, der mich durch die Stäbe meines Hundekäfigs anlächelte.
    Jeb war für mich der einzige Mensch gewesen, der einem Elternteil nahegekommen war. Vor vier Jahren hatte er uns sechs entführt, gestohlen aus dieser Show der Missgeburten und uns in unserem Haus in den Bergen versteckt. Er hatte uns geholfen, fliegen zu lernen – keinem von uns hatte man zuvor je genügend Raum gewährt, um es zu probieren. Er hatte uns mit Kleidung versorgt, zu Essen gegeben, uns Überlebenskunst gelehrt, zu kämpfen und zu lesen. Er hatte Witze erzählt, Geschichten vorgelesen und uns Videospiele erlaubt. Er hatte uns warmes Essen gekocht und uns abends ins Bett gebracht. Immer wenn ich Angst hatte, musste ich nur daran denken, dass Jeb da war und uns beschützen würde. Dann fühlte ich mich gleich besser.
    Vor zwei Jahren war er plötzlich verschwunden.
    Wir waren ganz sicher gewesen, dass man ihn umgebracht hatte. Wir wussten, dass er eher gestorben wäre, als unseren Aufenthaltsort zu verraten. Dass er gestorben war, um uns zu schützen. Irgend so was auf alle Fälle.
    In den letzten zwei Jahren hatten wir Jeb schrecklich vermisst. Uns hatte alles wehgetan, und diese Schmerzen wollten einfach nicht aufhören. Du weißt schon – wenn dein Dad oder deine Mom stirbt. Anfangs, als er nicht nach Hause gekommen war, war es grauenvoll gewesen, aber dann mussten wir uns damit abfinden, dass er nie wiederkommen würde.
    Tot oder lebendig – er war mein Held gewesen. Jeden Tag.
    Jetzt sagten mir meine Augen, dass er einer von denen war. Dass er vielleicht die ganze Zeit dazugehört hatte. Dass alles, was ich je von ihm geglaubt oder gefühlt hatte, eine einzige stinkende Lüge gewesen war.
    Jetzt ergaben Angels Worte, ihre Angst, ihre Tränen Sinn. Sie hatte es die ganze Zeit gewusst.
    Wie gern hätte ich jetzt in ihr Gesicht und das von Fang und Nudge geblickt. Wie sie auf diesen Hammer reagierten.
    Aber ich ließ mir nichts anmerken. Diese Genugtuung gönnte ich Jeb nicht.
    Ich hatte Jeb geliebt und vertraut, doch davon war nicht mehr viel übrig. Die neuen Gefühle waren so mächtig und so hasserfüllt, dass ich Angst vor mir selbst bekam.
    Und das will schon was heißen.
    »Ich weiß, dass du überrascht bist«, sagte er lächelnd. »Komm her, ich muss mit dir reden.«
    Er öffnete meine Käfigtür und hielt sie offen. In einer Nanosekunde hatte ich einen Aktionsplan: Ich würde überhaupt nichts tun. Nur zuhören und beobachten. Alles absorbieren und nichts preisgeben.
    Okay, dieser Plan war nicht gerade der Bauplan von Westminster Abbey, aber er war ein Anfang.
    Langsam kletterte ich aus meiner Kiste. Meine Muskeln schmerzten, als ich mich aufrichtete. Ich schaute meinen Schwarm nicht an, als ich vorbeiging, aber ich hielt meine rechte Hand auf den Rücken und hatte zwei Finger gekreuzt.
    Das war unser Zeichen: »Abwarten!«
    Jeb hatte es uns gelehrt.
    61 Jeb und ich gingen an einer Reihe von Computern vorbei, wo die anderen uns nicht sehen konnten. Eine Tür führte in ein kleines Zimmer mit Liegen, das weniger wie ein Labor eingerichtet war. Dort standen ein Tisch und Stühle, eine Spüle und eine Mikrowelle.
    »Setz dich, Max«, sagte Jeb und deutete auf einen Stuhl. »Ich hole uns heiße Schokolade.« Er sagte das wie beiläufig, dabei wusste er genau, dass das mein Lieblingsgetränk war, als seien wir in der Küche zu Hause in den Bergen.
    »Max, ich muss es dir einfach sagen – ich bin ungemein stolz auf dich«, sagte er und stellte die Becher in die Mikrowelle. »Ich kann es kaum glauben, wie gut du dich entwickelt hast. Nein, ich kann es glauben – ich wusste, du würdest es schaffen. Ich bin ja so stolz, wenn ich sehe, wie gesund und kräftig du bist, eine echte Führernatur.«
    Die Mikrowelle piepte. Er stellte den dampfenden Becher vor mir auf den Tisch. Wir waren hier in einer streng geheimen Anlage, mitten in Death Valley, offiziell das

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