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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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erwiderte Rader und setzte seine Visite fort.
    Emile drehte sich wieder zu seiner Frau um, beugte sich über sie und küsste sie auf die Wange.
    „Ich muss jetzt gehen, aber morgen früh komme ich wieder und bringe dich nach Hause.“
    „… unter dem Bett … unter dem Bett …“
    Er seufzte und sagte dann: „Ja, ich werde unter dem Bett nachsehen.“
    Zu seiner Überraschung schienen seine Worte sie zu beruhigen.
    Als er im Taxi saß, rief er sich wieder und wieder ins Gedächtnis, unter dem Bett nachzusehen.
    Die Fahrt kam ihm endlos vor, doch je näher er seinem Zuhause kam, umso angespannter war er. Was, wenn der Arzt Recht hatte und das Haus wirklich in Trümmern dalag?
    „Alles zu seiner Zeit“, murmelte er.
    „Haben Sie was gesagt, Mister?“ fragte der Taxifahrer.
    „Ich führe Selbstgespräche.“
    Fünf Minuten später bogen sie in die Auffahrt zum Haus ein. Emile warf das Geld auf den Vordersitz und stieg aus.
    „Ich nehme mir mein Gepäck selbst aus dem Kofferraum“, sagte er.
    „Schönen Tag auch noch“, meinte der Fahrer, bevor er das Grundstück verließ.
    Emile stand einige Minuten lang vor dem Haus, unfähig, hineinzugehen. Die Neugierde der Nachbarn war es, die ihn schließlich weiter vorantrieb. Er war nicht in der Laune, mit irgendjemandem zu reden.
    Er schaffte es mit Mühe bis ins Haus und schloss die Tür hinter sich ab. Reglos stand er da und fürchtete sich vor dem, was er vorfinden mochte.
    Das Haus wirkte verlassen, als wäre mit Lucy alles Leben aus ihm gewichen. Sogar die Standuhr war stumm. Emile ging zu ihr, stellte die richtige Uhrzeit ein und gab dem Pendel einen leichten Stoß. Das vertraute Ticken gab ihm die Kraft, sich im Haus umzusehen.
    Auf dem Boden entdeckte er eine dunkle Stelle, vermutlich von einem Absatz. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, wie viele Menschen sich seit den entsetzlichen Ereignissen in seinem Haus aufgehalten hatten. Er fühlte sich erniedrigt, so wie ein Mann, der seine Frau beim Seitensprung erwischt hatte. Ihm kam es so vor, als würde alles, was ihm gehört hatte, auf einmal allen gehören.
    Als er zur Treppe ging, wurde ihm klar, dass er gar nicht wusste, wo sein Sohn gestorben war. Er nahm an, dass es in seinem eigenen Zimmer geschehen sein musste, da er sich nur selten anderswo im Haus aufgehalten hatte. Dann aber sah er im Esszimmer die Blutflecken und das Klebeband, das markierte, wo der Leichnam gelegen hatte. Er begann zu taumeln und konnte sich gerade noch fangen.
    „Phillip, mein armer Phillip. Welche Qualen hast du bloß erdulden müssen?“
    Er wandte sich rasch ab und eilte auf der Treppe nach oben, voller Hoffnung, dass er im Schlafzimmer Zuflucht vor dem Schrecken finden würde. Doch als er die oberste Stufe erreicht hatte, sah er, dass das Chaos im ersten Stockwerk seinen Anfang genommen haben musste. Überall lagen zertrümmerte Möbel, und ein Strauß vertrockneter Blumen lag inmitten der Überreste einer Vase. Wie in Trance bewegte Emile sich auf das Zimmer seines Sohns zu.
    Er hatte einen verwüsteten Zustand erwartet, aber mit einem solchen Ausmaß hätte er niemals gerechnet. Einen Moment lang stand er einfach nur da und versuchte vergeblich, sich den unbändigen Zorn vorzustellen, der einen Mann zu einer derartigen Tat treiben konnte. Er war zu erschöpft, um sich Gedanken darüber zu machen, wie lange es wohl dauern würde, das Chaos zu beseitigen. Gerade wollte er sich abwenden, als ihm etwas unter Phillips Bett auffiel.
    In dem Moment erinnerte er sich an das Versprechen, das er Lucy gegeben hatte. Vielleicht hatte sie dieses Etwas gemeint, als sie von einem Bett gesprochen hatte. Er bahnte sich einen Weg durch das heillose Chaos, erreichte das Bett und kniete sich hin. Er zog das Objekt hervor und musste enttäuscht feststellen, dass es sich lediglich um einen Kassettenrekorder handelte.
    Er stand auf und warf den Rekorder aufs Bett, dessen Deckel dabei aufsprang und eine Kassette herausrutschen ließ. Emile wollte sich einreden, dass er sich täuschte, doch die schwarze Schrift war ihm so vertraut, dass ein Irrtum unmöglich war.
    Unterbewusste Botschaften – 1980 – Studien im Yarmouth Laboratory
    Er nahm die Kassette und sah sie sich genauer an. Nein, er hatte sich nicht geirrt.
    Es
war
eine von seinen Kassetten. Wie war sie in Phillips Zimmer gelangt? Sie gehörte zu einer fehlgeschlagenen Studie, mit der er hatte beweisen wollen, dass die Angst vor dem Tod der Auslöser war, der den menschlichen

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