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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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mal, wie schnell ich fahren kann!“
    Edward sah ihm zu und versuchte, sich zu erinnern, ob er jemals so jung oder so beweglich gewesen war.
    „Guten Morgen, Mr. Fontaine“, sagte die junge Mutter und winkte ihm zu.
    „Ihnen auch einen guten Morgen, Patricia. Martin ist heute ja in Spitzenform.“
    Sie nickte und joggte weiter, bis er sie hinter einem Palmenhain an der nächsten Ecke aus den Augen verlor.
    Edward hob den Kopf und atmete tief ein. Ja, es war wirklich ein guter Morgen. Und für einen Mann in seinem Alter konnte er dankbar sein, ihn noch zu erleben.
    Er überquerte die Straße und begab sich auf seinen täglichen Spaziergang weiter zum Strand. Er liebte den Ozean und die wärmende Sonne, die gut für seine Arthritis war.
    An diesem Morgen war die Pier fast menschenleer, so wie es ihm am liebsten war. Er ging jeden Tag bis ganz zum äußersten Punkt, und auf dem Rückweg würde er in dem kleinen Café an der Ecke eine Pause einlegen und eine Tasse Kaffee trinken und einen Doughnut essen. Sein Arzt hatte ihm von zu viel Süßigkeiten abgeraten, aber er hörte nicht auf ihn. Er war jetzt dreiundachtzig. Ihm war ein Doughnut zum Frühstück lieber, anstatt hundert Jahre alt zu werden und darauf verzichten zu müssen.
    Eine Möwe überquerte wenige Meter vor ihm quer die Pier. Edward hob seinen Stock und rief vergnügt: „Aus dem Weg, du fliegender Bettler, ich komme!“
    Aus dem Augenwinkel nahm er jemanden wahr, der am Geländer stand und den Möwen Brot zuwarf, das die im Flug schnappten.
    Touristen, sagte er sich. Die wissen nicht, dass sie das besser nicht machen sollten.
    Der Wind fuhr ihm durch das schüttere Haar, das ihm noch geblieben war. Nur noch ein paar Meter, dann hatte er das Ende der Pier erreicht. Er hatte schon jetzt den Geschmack des Doughnuts im Mund. Er nahm immer einen, der mit Himbeermarmelade gefüllt war, aber heute würde er eine andere Sorte bestellen.
    Als er sein Ziel erreicht hatte, stützte er sich auf seinen Stock und sah hinaus auf den Atlantik. Am Horizont machte er ein Segel aus, während ein Schwarm Möwen kreischend über ihn hinwegzog.
    „Entschuldigung, sind Sie Edward Fontaine?“
    Er wandte sich um. „Ja … aber ich glaube, ich kenne Sie nicht.“
    „Doch, Sie kennen mich. Tut mir Leid, aber es geht nicht anders.“
    „Was tut Ihnen Leid? Ich …“
    Mehr als ein kräftiger Stoß war nicht nötig. Er verlor sofort den Halt und war so überrascht, dass er nicht einmal daran dachte, um Hilfe zu rufen. Als er ins Wasser stürzte, war sein letzter Gedanke, dass er irgendwann in seinem Leben das Schwimmen hätte erlernen sollen.
    Emile Karnoff bezahlte den Taxifahrer, nahm seinen Koffer und ging zur Haustür, als die plötzlich geöffnet wurde.
    „Emile! Du bist zu Hause! Was für eine wunderbare Überraschung!“
    Er stellte seinen Koffer ab und nahm seine Frau in die Arme.
    „Es ist gut, wieder zu Hause zu sein“, sagte er und schloss die Augen, während er sie auf die Stirn küsste. Sie trug ein lila Kleid, seine Lieblingsfarbe. Und sie duftete nach Zitrone und Thymian. Er lächelte. Sie hatte sich in ihrem Garten aufgehalten. Solche Augenblicke brachten ihn immer wieder dazu, sich zu fragen, warum er jemals sein Zuhause verließ.
    „Komm rein“, sagte Lucy. „Hast du schon gegessen? Phillip wird so begeistert sein. Erst gestern Abend haben wir noch bedauert, dass du nicht zu Hause bist.“
    Was sie ihm verschwieg, war der erneute Anfall, den Phillip erlitten hatte. Genauso ging sie über den Zorn hinweg, den der Junge auf seinen Vater hegte, weil der wieder einmal nicht zu Hause gewesen war. Aber das beunruhigte sie nicht so wie früher. Sie hatte ihm jede Nacht die Kassetten vorgespielt und sie war davon überzeugt, dass sie die Situation völlig im Griff hatte.
    Emile wollte nicht darauf eingehen, dass Phillip hier war, anstatt irgendwo zu arbeiten. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um dieses Thema anzusprechen.
    „Ich habe auf dem Flug ein paar Erdnüsse gegessen und eine Limonade getrunken“, sagte er. „Nichts wäre mir jetzt lieber als eine Tasse Tee und etwas von deinem selbst gebackenen Früchtebrot. Sag bitte, dass wir davon etwas im Haus haben.“
    Ein Windstoß fuhr durch Lucys silberne Locken, während sie erfreut in die Hände klatschte.
    „Natürlich haben wir das“, sagte sie. „Und auch noch deine Lieblingssorte mit Cranberries.“
    Emile nahm seinen Koffer und legte einen Arm um Lucys Schultern.
    „Weißt du eigentlich, dass

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