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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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die Alarmanlage ausgeschaltet hatte, öffnete er die Tür und trat hinaus auf den Patio. Eine Weile stand er da und spielte mit dem Gedanken, nackt in den Pool zu steigen. Es erinnerte ihn an seine Kindheit, an seine Zeit mit seinem Bruder Joe, den er schon seit Monaten nicht mehr angerufen hatte. Der Fall selbst machte ihm bewusst, wie kurz das Leben sein konnte. Er beschloss, sich sofort zu melden, wenn das hier vorüber war. Und er würde Mom anrufen, auch wenn sie längst nicht mehr wusste, wer er eigentlich war. Sully war nur froh, dass sein Vater das nicht hatte miterleben müssen. Er starrte auf den Swimmingpool und setzte sich in einen Liegestuhl, als er ein Knirschen auf dem Kies hörte.
    Franklin Chee hatte neben dem Haus Stellung bezogen, offenbar hatte er die Nachtschicht.
    „Eine Cola?“ fragte Sully. „Wir haben genug.“
    Franklin schüttelte den Kopf. „Koffein.“
    Sully hob die Dose und sprach einen Toast: „Auf ruhige Nächte und gelöste Fälle.“
    „Eine gute Wortwahl“, meinte Franklin.
    Sully nahm noch einen Schluck, dann stellte er die Dose neben den Liegestuhl und beugte sich vor.
    „Erzähl mir etwas über Ginny.“
    „Wie meinst du das?“
    „Erzähl mir, wie diese … diese hypnotische Suggestion funktioniert. Kann man das rückgängig machen?“
    „Sicher. Ich könnte etwas in der Art selbst versuchen, aber das hier ist ein ziemlich ungewöhnlicher Fall. Wir wissen nicht, was genau er gemacht hat oder wie tief er eingegriffen hat. Ich meine damit, wie tief in ihrem Verstand die Suggestion verwurzelt ist. Es könnte sein, dass ich mehr Schaden anrichte, als ich ihr helfen kann.“
    „Und wie behebt man das?“
    Franklin zuckte mit den Schultern, als wäre die Antwort selbstverständlich. „Du musst nur den Mann finden und ihn dazu bringen, dass er es rückgängig macht.“
    „Himmel“, murmelte Sully. „Das meinst du doch nicht ernst, oder? Wir suchen einen Mann, der sechs Frauen in den Tod geschickt hat, und du erwartest von ihm, dass er das einfach so korrigiert? Es muss einen anderen Weg geben.“
    „Wahrscheinlich schon“, sagte Franklin. „Aber ich bin dafür nicht qualifiziert. Du musst da nach Antworten suchen, wo du sie finden kannst.“
    Sully grinste. „Ist das irgendeine mystische Formulierung, damit du nicht sagen musst, dass du keine Ahnung hast?“
    „Stimmt genau.“
    Sully musste auflachen. Sein Lachen wurde in die Wüste getragen, aber auch ins Haus, wo es sich einen Weg durch Ginnys Schlaf bahnte. Sie drehte sich um und merkte, dass sie allein im Bett war.
    Sie fühlte sich unbehaglich ohne Sully und war bereits auf halbem Weg aus dem Schlafzimmer, als ihr einfiel, dass Dan im Haus war. Rasch zog sie ihr Nachthemd und ihren Morgenmantel über und trat dann hinaus in den Flur. Sie folgte seiner Stimme bis zum Patio. Als sie sah, dass er nicht allein war, blieb sie im Schatten stehen und hörte dabei zufällig ihren Namen.
    Sie unterhielten sich über den Fall und darüber, was am Nachmittag geschehen war. Warum auch nicht? Sie verdienten sich damit ihren Lebensunterhalt, dennoch fühlte sie sich ein klein wenig betrogen. Sie versuchte, sich klarzumachen, dass sie nicht hinter ihrem Rücken über sie herzogen. Vielmehr war
sie
ja der Grund, weshalb sie überhaupt hier waren. Sie
mussten
über sie reden. Da sie sich fragte, ob sie ihr etwas verheimlichten, ging sie vorsichtig zur Tür, um zu lauschen.
    „Dan reist am Morgen ab, richtig?“ fragte Franklin.
    Sully nickte. „Er hat die Liste mit den Namen der Lehrer noch ins Büro gefaxt, bevor er ins Bett gegangen ist.“
    Franklin sagte nichts, als Sully seine Dose austrank, aber er spürte, dass dem Mann etwas auf der Seele lastete.
    „Woran denkst du?“ fragte Sully nach einer Weile.
    „Es heißt, man könne einen Menschen unter Hypnose nicht zu etwas zwingen, was er im wachen Zustand nicht machen würde.“
    Sully versteifte sich. „Was soll das heißen? Dass diese Frauen sterben wollten? Das ist Blödsinn, weil Georgia Dudley nicht so war.“
    „Ich habe nur das gesagt, was ich gelernt habe. Ich denke, dass schon eine übermächtige Gewalt notwendig ist, um den Überlebenswillen eines Menschen auszuschalten.“
    Das Wort ü
bermächtig
hallte in Sullys Kopf nach. Wo hatte er es in letzter Zeit schon einmal gehört? Verdammt, ja! Ginny hatte so das Gefühl beschrieben, das sie mit dem Mann verband, der ihr Lehrer gewesen war. Übermächtig. Vom Gefühl einer übermächtigen Präsenz hatte sie

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