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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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du meine Wonder Woman bist?“
    Lucy strahlte. Sie wusste es. Und die Tatsache, dass er es anerkannte, war
ihre
ganz besondere Belohnung.
    Phillip stand an der obersten Stufe der Treppe und hörte seine Eltern reden, als sie ins Haus kamen. Es war jedes Mal das Gleiche, er befand sich immer am Rand ihres Universums und wartete darauf, wahrgenommen zu werden.
    Na, du Feigling … willst du nicht nach unten gehen und deinem Daddy um den Hals fallen?
    „Sei still“, flüsterte Phillip.
    Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als in seinem Kopf ein lautes Lachen erschallte. Während seine Eltern ins Arbeitszimmer gingen, ballte er die Hände und wirbelte herum. Nichts hatte sich geändert. Wieso hatte er gedacht, diesmal könnte es anders sein?
    Wenn du willst, dass sich was ändert, dann weißt du, was zu tun ist.
    „Ich höre dich nicht“, sagte Phillip in einem weinerlichen Tonfall, so wie ein Kind.
    Doch, du hörst mich, Baby Boy, du hörst mich gut. Und eines Tages wirst du mir gehorchen.
    Er schlug die Tür hinter sich zu und ging zur Kommode, stützte sich auf und betrachtete sein Spiegelbild.
    „Gehorchen? Ich soll dir gehorchen?“ zischte Phillip. „Findest du nicht, dass mir schon genügend Leute sagen, was ich zu tun und zu lassen habe? Meinst du, ich bin so dumm, dass ich mich noch irgendjemandem ausliefere? Wenn ja, dann täuschst du dich gewaltig. Ich bin das allmählich leid. Hast du verstanden? Ich werde diesen Unsinn nicht länger mitmachen. Lass mich endlich in Ruhe, oder ich setze auf der Stelle allem ein Ende.“
    Vor Wut zitternd stand er vor dem Spiegel und wartete auf eine weitere Bemerkung, doch seltsamerweise blieb die Stimme stumm.
    Ein schwaches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Seine Augen begannen zu leuchten. Er richtete sich auf, drückte trotzig die Schultern durch. Zum ersten Mal seit Jahren hatte er das Gefühl, die Kontrolle über sich zu haben.
    Als er sein Zimmer verließ, um seinen Vater zu begrüßen, gingen ihm so viele Gedanken durch den Kopf, dass ihm nicht bewusst wurde, dass er die Stimme mit der Drohung hatte verstummen lassen, sich das Leben zu nehmen.
    Unten sonnte sich Emile in der Liebe und Fürsorge von Lucy. Von kleinen, unbedeutenden Details abgesehen, die sich von selbst regeln würden, war sein Leben einfach perfekt.
    „Darling“, sagte Emile. „Setz dich zu mir und erzähle, was du den lieben langen Tag gemacht hast, als ich nicht da war.“
    Lucy ließ sich im Sessel nieder, schlug die Beine in Höhe der Knöchel übereinander und legte die Hände so in den Schoß, wie sie es als kleines Mädchen gelernt hatte.
    „Das ist im Vergleich zu deiner Arbeit völlig unbedeutend. Erzähl mir von deiner Reise. Waren die Konsultationen erfolgreich?“
    Emile strahlte. Wieder hatte er die Gelegenheit, mit dem Menschen über seine Arbeit zu sprechen, der ihn am meisten liebte.
    „Ja, das waren sie“, sagte er. „Die Frau hat bis zu meiner Abreise jeden Tag Fortschritte gemacht. Ich habe einen der jungen Ärzte so geschult, dass ihr Heilungsprozess vorangetrieben werden kann.“ Dann wechselte er das Thema, wenn auch nur ein wenig. „Oh, Lucy, meine Liebe, du müsstest Irland sehen. Es ist der wundervollste Ort. Malerische Dörfer, das viele Grün, die Hügel, die Täler, die dazwischen verborgen liegen. Und die Luft! Oh, ich sage dir, so muss die Welt vor hundert oder vielleicht sogar zweihundert Jahren gewesen sein. So rein und klar. Und die Menschen. Sie sind unglaublich, so nett und freundlich. Die Leute gehen dort spazieren oder fahren mit dem Rad und müssen keine Angst haben, dass sie überfallen werden. Du würdest es dort lieben.“
    Lucy nickte pflichtbewusst, obwohl sie ihm viel lieber widersprochen hätte. Sie wollte nicht in Irland spazieren gehen oder mit dem Rad fahren. Sie hatte genug vom Landleben mitbekommen, als sie auf der Farm ihres Vaters in Kansas aufgewachsen war. Sie hatte viele Jahre lang von einem besseren Leben geträumt, und jetzt, da sich dieser Traum erfüllt hatte, würde sie das um keinen Preis aufgeben. Nicht einmal für Emile.
    Sie seufzte, lächelte und nickte, während er von Dublin schwärmte. Sie war nicht auf den Kopf gefallen, auch wenn sie nicht sicher war, ob er manchmal so über sie dachte. Er schuf die Grundlagen und machte Anspielungen, aber sie würde nicht in ein fremdes Land ziehen, auch wenn es noch so reizvoll war. Als sie sah, dass Phillip das Zimmer betrat, war sie froh, dass damit auch das Thema

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