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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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miterleben muss …“
    Tränen liefen über sein Gesicht.
    „Dr. Karnoff, wenn Sie mir Ihren Terminplan geben, werde ich für Sie überall anrufen lassen. Und wenn Sie gestatten, werde ich dafür sorgen, dass für Sie der erste Flug nach Hause gebucht wird.“
    Emile nickte. „Ja, ja, das … das wäre sehr nett von Ihnen.“ Er erinnerte sich an seine guten Manieren, stand abrupt auf und reichte erst dem Polizisten, dann dem Manager die Hand.
    „Gentlemen … ich muss jetzt packen.“
    Der Polizist zog sich zurück, während der Hotelmanager darauf wartete, dass Emile ihm den Terminplan aushändigte.
    Einige Zeit später war Emile allein. Er hatte in Phillip etwas Gefährliches gesehen und trotzdem Lucy ihren Willen gelassen, weil er sich nicht damit hatte befassen wollen. Jetzt waren der Tod seines Sohns und die Verfassung seiner Frau allein ihm anzulasten.
    Er ging zum Schrank und nahm seine Kleidung heraus. Wie aus heiterem Himmel begann er zu zittern, und Augenblicke später kniete er im Badezimmer vor der Toilette und übergab sich, bis sein Magen leer war.

17. KAPITEL
    D an Howard kam zur gleichen Zeit im Haus an, als Emile Karnoff Santa Fe verließ. Eine halbe Stunde früher, und der Weg der beiden hätte sich hoch oben in den Lüften gekreuzt, ohne dass der eine etwas vom anderen wusste.
    Er klopfte einmal, dann trat er ein. Obwohl es über vierzig Grad im Schatten war, saß Ginny in eine Decke gewickelt auf einem Stuhl und zitterte noch immer am ganzen Leib.
    Seit sie am Morgen aufgewacht war, hatte sie keine Ruhe mehr gefunden. Außerdem hatte sie sich vehement geweigert, das Radio oder den Fernseher einzuschalten, aus Angst, ihr könnte wieder etwas zustoßen. Jedes Mal, wenn Sully das Zimmer verließ, in dem sie sich aufhielt, war sie so lange angespannt, bis er zurückkehrte. Sie fühlte sich wie eine Zeitbombe, die darauf wartete, hochzugehen.
    „Komm rein“, sagte Sully.
    Dan betrat das Wohnzimmer. Franklin Chee war dicht hinter ihm, während Holloway und Webster Chee draußen patrouillierten, um darauf zu achten, dass kein unerwünschter Besuch auftauchte.
    Dan nickte Sully zu und sah dann Ginny aufmerksam an. Sully hatte Recht. Sie war wirklich im Begriff zusammenzubrechen. Er sah es an ihren Augen.
    „Na, komme ich zu spät zum Essen?“ fragte er und versuchte, ihr ein Lächeln zu entlocken, doch stattdessen zog sie die Decke noch enger um sich.
    „Zu spät? Wir kommen alle zu spät“, murmelte sie und sah an ihm vorbei, als erwarte sie noch einen Besucher.
    Sully runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Dan nickte. Er hatte verstanden. Es war besser, auf lockere Unterhaltung zu verzichten.
    „Hast du ein Band?“ fragte Sully.
    Dan reichte es ihm, und Sully schob es in den Videorekorder, startete es aber noch nicht.
    „Ginny, du weißt, worüber wir gesprochen haben?“
    „Ja.“
    „Bist du bereit, dir das anzusehen? Es sind Ausschnitte, die Karnoff zeigen.“
    „Etwa fünfzehn Minuten“, sagte Dan. „Ich bin davon ausgegangen, dass das genügt. Wenn nicht, kann ich auch mehr bekommen.“
    „Wenn es so ist wie beim letzten Mal, reichen auch fünfzehn Sekunden“, meinte Sully.
    „So schnell?“ murmelte Dan erstaunt.
    „Allerdings“, sagte Sully.
    Franklin Chee ging zu Ginny und hockte sich neben sie. Er zwinkerte ihr zu, was sie so langsam erwiderte, als hätte man sie unter Drogen gesetzt.
    „Was wollen Sie? Wollen Sie zusehen, wie mein Kopf zu rotieren beginnt?“
    Franklin grinste. „Das schon. Aber wenn Sie sich übergeben, bitte nicht in meine Richtung. Ich habe einen schwachen Magen.“
    Ginny musste angesichts seiner Bemerkung unwillkürlich grinsen. „Sie können anderen Menschen ziemlich gut neuen Mut machen, wie?“
    „Jedenfalls sagt man mir das nach.“
    „Sully?“ rief Ginny.
    „Ich bin hier, mein Schatz.“
    „Pass auf mich auf, machst du das?“
    „Natürlich.“
    Sie sah sich um, dann nickte sie.
    „Okay, ich bin bereit. Spiel das Band vor.“
    Der erste Ausschnitt zeigte eine Pressekonferenz, die abgehalten wurde, nachdem Karnoff davon in Kenntnis gesetzt worden war, dass ihm der Nobelpreis verliehen werden würde. Er stand rechts von einem Podium, ein großer und eleganter Gentleman um die sechzig. An seiner Seite stand eine kleine, vornehm gekleidete Frau, daneben ein junger Mann, vielleicht halb so alt wie Karnoff. Er wirkte wie eine blasse Ausgabe des Preisträgers, nicht ganz so groß, nicht ganz so selbstsicher. Und ganz offenbar nicht

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