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Das Falsche in mir

Das Falsche in mir

Titel: Das Falsche in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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ebenfalls nicht.
    »Weder Ihr Anwalt noch Dr. Savatzki kannten die wahren Hintergründe. Deshalb nahmen sie lediglich an, dass man an Ihnen ein Exempel statuieren wollte. Durch besondere Gnadenlosigkeit gegenüber einem verabscheuungswürdigen Verbrechen. Keine mildernden Umstände, nicht für jemanden wie Sie. Und Sie haben dem Gericht durch Ihr Verhalten in die Hände gespielt. Sie haben die Tat gestanden und Sie habenkeinerlei Reue gezeigt. Sie haben überhaupt keine Gefühle gezeigt, die irgendjemanden hätte für Sie einnehmen können.«
    »Das stimmt wahrscheinlich.«
    »Hatten Sie ein schlechtes Gewissen, weil Sie sich nach dem Tod Marions nicht ebenfalls umgebracht hatten, so, wie es vereinbart war?«
    »Ja«, sage ich.
    »Warum nicht? Warum haben Sie es nicht getan?«
    »Ich war es nicht wert. Ihr Tod hatte mir Lust bereitet. Ich war es nicht wert, ihr in einer anderen Welt zu begegnen. Aber ohne sie leben wollte ich auch nicht. Ein existenzielles Dilemma.«
    »Können Sie sich erinnern? An damals, als Sie klein waren?«
    »Die Männer waren maskiert. Ich konnte niemanden erkennen. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    »Das weiß ich. Vielleicht werden wir diesen Fall nie lösen, es ist einfach zu lange her, und viele der Beteiligten sind wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Aber deshalb bin ich nicht hier.«
    »Sondern?«
    »Sie sollen mir helfen, Leander Kern zu finden. Ihren Sohn, den Ihr Vater adoptiert hat, nachdem Sie ins Gefängnis kamen. René Richard Kalden.«
    »Warum hat er das getan?«
    »Sie hatten davon keine Ahnung?«
    »Nicht davon, dass es mein Sohn war. Wie hat er das geschafft?«
    »Das weiß ich nicht. Ihr Vater ist tot, wir können ihn nicht mehr befragen. Marions Eltern sind tot. Ich habe Erkundigungen bei der Adoptionsbehörde angestellt, aber es gibt nur wenige lückenhafte Unterlagen, und die sind formal korrekt. Ich weiß nicht, wie Ihre Eltern überhaupt an dieses Baby herangekommen sind. Wie haben sie überhaupt wissen können, dass Marion Ihren Sohn ausgetragen hat?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Kannten sich Ihre beiden Familien? Hatten Ihre Väter Kontakt?«
    »Nein. Wie kommen Sie denn darauf?«
    »War nur so eine Idee.«
    Ihre Finger trommeln auf die Tischplatte, ich spüre ihre Ungeduld, die fast etwas Zorniges hat.
    »Sagen Sie mir etwas, das uns auf Leanders Spur bringt.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Das ist nicht wahr. Sie wissen etwas, vielleicht wissen Sie nur noch nicht, dass Sie etwas wissen.«
    »Ich weiß gar nichts.« Aber ich spüre gleichzeitig, dass sie recht hat.
    Etwas ist da. Mehr als eine Ahnung.
    In diesem Moment berührt Rastegar meine Hand, und es durchfährt mich wie ein Stromschlag, als würde ihre Energie auf meine treffen und einen Blitz auslösen.
    »Was ist an dem Abend passiert, als Anne Martenstein ermordet wurde?«

5
    Mein Körper fühlt sich leicht an, schwerelos, wie eine Luftblase unter Wasser. Eine Stimme hält mich in der Schwebe, hindert mich daran, an die Oberfläche hinaufzusteigen. Es ist dunkel. Die Stimme der Hypnotherapeutin leitet mich. Ich fühle mich ihr ausgeliefert und bin zugleich voller Vertrauen.
    Wir befinden uns in der nahen Vergangenheit. Es liegt noch kein Schnee, es fällt Nieselregen. Das Mädchen, deren Namen ich nicht kenne, biegt vom Lessingdamm in die Stargarder Straße ein. Niemand außer uns beiden ist unterwegs. Ich gehe ein bisschen schneller, höre meinen Atem. Nun ist sie direkt vor mir. Ich hole tief Luft, dann ertönt ein leises, melodisches Geräusch. Ihr Handy klingelt. Sie zieht es im Gehen aus dem Parka und lacht und redet.
    Was hören Sie?
    Ich höre, wie sie sich für denselben Abend im »Jensen« verabredet.
    Ich lasse mich zurückfallen und beobachte, wie sie die Haustür aufsperrt.
    Ich gehe langsam nach Hause. Ich sperre die Tür auf, höre Birgit und Teresa streiten. Ich gehe in die Küche.
    Sie stehen einander gegenüber. Birgit lehnt an dem kleinen Esstisch, Teresa neben dem Herd.
    »Was ist los?«, frage ich.
    »Deine Tochter hat einen festen Freund«, sagt Birgit. Ich sehe zu Teresa. Ich will es nicht.
    Sie wollen es nicht?
    Teresa ist schuld daran, dass alles wieder in mir aufbricht.
    Sie ist schuld?
    Sie ist schuld.
    »Sie haben miteinander geschlafen«, sagt Birgit.
    Teresa weint.
    »Das ist nicht in Ordnung«, sage ich.
    Teresa verschwindet, Birgit und ich sind allein in der Küche.
    Was fühlen Sie?, fragt die Stimme, sie kommt von überall her, vielleicht aus mir selbst oder aus dem Himmel

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