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Das Falsche in mir

Das Falsche in mir

Titel: Das Falsche in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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zögere. Schließlich sage ich: »Ja, das kommt vor.«
    Gronberg schaltet sich ein, wendet sich an Birgit.
    Er hat sehr wohl wahrgenommen, wie schockiert sie ist, und bedrängt sie ganz bewusst. »Können Sie das bestätigen?«
    Birgit sieht ihn an, als würde sie aus einem Albtraum erwachen.
    »Was?«, fragt sie mit matter Stimme.
    »Hatte Ihr Mann schon öfter alkoholbedingte Gedächtnisausfälle?«
    Birgit schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht genau«, sagt sie.
    »Entschuldigung«, sagt Gronberg. Sein Tonfall ist höflich, aber unbarmherzig. »Ich möchte Sie bitten, mit Ja oder Nein zu antworten.«
    »Ich weiß nicht«, sagt Birgit wieder, diesmal gereizt, als sei es ihr egal, als wäre diese Frage vollkommen irrelevant. »Er hat mir nie etwas davon erzählt«, fügt sie schließlich hinzu.
    Eine unangenehme Pause entsteht.
    »Besitzen Sie einen VW -Transporter, einen T5?«
    »Einen Multivan«, sagt Birgit. »Für unsere Fahrten in den Urlaub. Sonst fahren wir – also ich – einen Fiat 500. Mein Mann benützt die öffentlichen Verkehrsmittel oder einen Dienstwagen seiner Firma. Je nachdem.«
    Ich sehe, wie ihr der Schweiß ausbricht. Es wird noch stiller. Die Luft vibriert vor Spannung.
    »Wir möchten Sie bitten mitzukommen«, sagt Sina Rastegar schließlich. »Wir müssten auch den Wagen durchsuchen. Den T5. Können Sie mir bitte sagen, wo er steht?«
    Sie sieht Gronberg dabei nicht an, stimmt sich nicht durch Blicke mit ihm ab.
    »Ja«, sage ich. Birgits Haltung ist ein bisschen krumm, als wären plötzlich alle ihre Muskeln erschlafft. Die Zigarette hat sie bis auf den Filter aufgeraucht und so aggressiv ausgedrückt, als wäre sie ihr Feind. Ich biete ihr eine zweite an, und sie beugt sich automatisch vor, um sich Feuer geben zu lassen. Ich habe keine Ahnung, was sie denkt, was sie fühlt.
    »Meine Töchter wachen gleich auf, und wir frühstücken immer zusammen. Das ist unser Ritual«, sage ich zu Sina Rastegar und erkenne, wie sie einen kurzen Moment zögert.Ich nutze ihre Unsicherheit und lege sofort nach. »Könnten Sie noch eine halbe Stunde unten warten? Wenn sie weg sind, komme ich. Sie können sich darauf verlassen.«
    Sie sieht nun ihren Kollegen Gronberg an, will wissen, was er davon hält. Sie mag die Entscheiderin sein, aber er ist der Erfahrene von den beiden, ihm vertraut sie, wenn sie sich nicht sicher ist, ob ein Verdächtiger die Wahrheit sagt. Ein gutes Team, so schätze ich sie ein.
    Leider nicht für mich.
    Gronberg starrt mich lange an. Ich schaue möglichst ungerührt zurück.
    Ich weiß, dass mir meine höfliche, unaufgeregte Art hilft. Den Teufel in mir, den kennen nur wenige.
    Tante Grete zum Beispiel. Sie hat damals gegen mich ausgesagt, hat über meine Falschheit, meine geschickten Lügen und meine Begabung zur Intriganz berichtet. Sie enthüllte meinen entsetzten Eltern, dem Gericht, den Medien meinen wahren Charakter, und trotzdem wirkte sie seltsam unglaubwürdig. Denn nichts an mir ist auffällig, befremdend oder unangenehm. Ich sehe auf eine unspektakuläre Weise gut aus, ich bin freundlich, nicht sonderlich ehrgeizig, wirke aber dabei nicht unmännlich. Jemand wie ich kommt überall durch, wenn auch nicht sehr weit.
    Schließlich gibt Gronberg seine Zustimmung. »In Ordnung. Wir warten unten im Hausflur. Bei den Briefkästen.«
    Ich verstehe sofort: Sie haben registriert, dass eine Tür in den Hinterhof führt. Ich nicke. Sie verabschieden sich hastig und sichtlich peinlich berührt von Birgit, die ihre Arme verschränkt hält und intensiv den Boden betrachtet, als befände sich da ein seltenes Insekt, das maximale Aufmerksamkeit erfordert. Ich bringe die beiden zur Tür und sage in angemessen ernstem Ton: »Bis gleich.«
    »Sie sollten Ihren Anwalt anrufen«, sagt Gronberg noch, dann gehen beide nach unten.
    Ich schließe die Tür sorgfältig, dann begebe ich mich schnell, aber nicht hastig, in mein Arbeitszimmer und dann in unser Schlafzimmer. Ich packe ein paar Unterlagen in meinen Rucksack, warme Sachen, Regenjacke, Unterwäsche, meinen Laptop und Bargeld, das ich seit Jahren horte und das mich für mindestens zwei Wochen über Wasser halten wird. Dann nehme ich den Schlüssel unserer Nachbarn aus dem ersten Stock, mit denen wir befreundet sind und bei denen wir Blumen gießen, wenn sie in Urlaub sind. So wie jetzt.
    Birgit hat sich an den Tisch gesetzt, dorthin, wo vorhin Sina Rastegar saß. Sie hat den Kopf in beide Hände gestützt. Ich berühre ihre Schulter und

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