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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gedämpfter Stimme nervös: »Wer ist draußen?«
    »Eilbrief!« brummte ich mit rauher Stimme und pochte sacht mit den Knöcheln meiner Hand
gegen die Türfüllung, so als könnte ich gar nicht mehr erwarten, in Schnee und
Eis hinauszukommen. Ich hörte das Schloß klicken, die Tür schwang auf, und
Johnnys Augen weiteten sich in Erstaunen, als sie mich sah.
    »Al?« Ihre Augen leuchteten in
keiner Weise auf. »Was wollen Sie denn so früh am Morgen hier?«
    »Eilbotensendung«, sagte ich
geistreich. »Und da bin ich.« Ich preschte an ihr vorbei in die Wohnung, bevor
sie irgendwelche Einwände erheben konnte. »Wie wär’s mit ein bißchen Kaffee —
oder vielleicht sogar einem Martini ohne Vermouth ?«
schlug ich vor.
    Johnny trug einen
Baby-Doll-Pyjama mit entzückendem Bikinihöschen, alles aus blaßblauem ,
völlig durchsichtigem Nylon. Es war ein ehrfurchterweckender Anblick, ungefähr
so wie der Grand Canyon.
    »Tut mir leid, Al«, sagte sie
kalt. »Sie sehen, ich bin noch nicht einmal angezogen. Ich muß Sie bitten,
jetzt zu gehen — und mich das nächste Mal vorher anzurufen. Ja?«
    »Haben Sie kürzlich was von
Ihrer Tante gehört, Süße?« fragte ich lässig.
    »Seien Sie bitte nicht albern!«
In ihre Stimme trat ein Unterton von Schroffheit. »Ich möchte nicht unhöflich
sein, aber...«
    »Nur ein paar Minuten, Johnny,
dann bin ich wieder vom Wind verweht.« Ich ging weiter, und ihre Stimme drang
protestierend hinter mir her, aber ich hörte nicht allzusehr hin. Die Wohnung bestand aus drei Räumen, und die Küche war leer. So blieb nur
noch das Schlafzimmer übrig. Auch das war leer, abgesehen von dem prächtigen
überdimensionalen Bett. Blieb noch das Badezimmer. Die Tür war von innen
verschlossen. Ich klopfte leise und jodelte: »Heraus, heraus, wer immer du sein
magst!«
    Ich hörte das Patschen nackter
Füße, und dann erschien Johnny im Schlafzimmer. »Sind Sie übergeschnappt?«
schrie sie mich an. »Wenn Sie nicht machen, daß Sie hinauskommen, dann...«
    Inzwischen pochte ich stetig
weiter, aber erst nach einer vollen Minute öffnete sich die Tür, und Philipp
Irving tauchte mit dämlichem Gesicht auf.
    »Na, so was«, sagte ich kalt.
»Wenn das nicht Tante Charlie ist - die Verrückte aus Brasilien!«
    Irvings Augen glitzerten feucht
hinter den quadratischen Brillengläsern, während seine Finger nervös an den
Aufschlägen seines Anzugs zupften.
    »Lieutenant«, sagte er mit
zitternder Stimme, »ich bin unschuldig.«
    »Ein Mädchen wie Johnny — mit
all diesen freischwebenden Kurven — in einem Liebesnest wie diesem zu halten
und dabei unschuldig sein?« brachte ich heraus.
    »Sie wissen, was ich meine!«
sagte er. »Ich habe niemals geplant, Kramer zu ermorden, weder mit noch ohne
Sallys Hilfe! Und diese Zeitbombe!« Er erstickte fast bei dem Gedanken. »Schon
ein Feuerwerk jagt mir Schrecken ein — sogar solche Feuerwerkskörper, die
keinen Krach machen! Ich bin gar nicht fähig, einen Mord an Kramer zu planen,
geschweige denn — «
    »Hm«, sagte ich nachdenklich,
»ich bin geneigt, Ihnen zu glauben.«
    » — ein Flugzeug zu fliegen«,
fuhr er mit Heftigkeit fort. »Warum glaubt mir nur niemand? Ich bin unschuldig,
ich... Was haben Sie gesagt?«
    »Ich habe gesagt, ich glaube
Ihnen«, fuhr ich ihn an. »Aber Sheriff Lavers wird
keinem von uns beiden glauben. Das wird infolgedessen Ihr und mein Problem
bleiben.«
    »Dem Himmel sei Dank, daß
wenigstens einer an meine Unschuld glaubt!« Er sank schlaff auf das Bett, ein
zitterndes, nervöses Wrack.
    Johnny setzte sich neben ihn
und zog sanft seinen Kopf an ihren dafür mehr als ausreichenden Busen. Es
schien durchaus auch noch Platz für mich da zu sein — was zu interessanten
Spekulationen Anlaß bot.
    »Ich werde mit Ihnen ein
Abkommen treffen, Irving«, sagte ich barsch. »Sie bleiben für die nächsten
vierundzwanzig Stunden hier in Johnnys Wohnung, und ich werde behaupten, Sie
nicht einmal gesehen zu haben. Vielleicht ist der Boden bis dahin mit meiner Hilfe
ein bißchen abgekühlt.«
    »Vielen Dank, Lieutenant«,
sagte er in überschwenglichem Ton. Wenn ich näher
gewesen wäre, hätte er vielleicht versucht, mich zu küssen. »Ich schwöre Ihnen,
dazubleiben und keinen Schritt vor die Wohnungstür zu tun.«
    »Wenn Sie mir hier stiften
gehen, Freundchen«, sagte ich sanft, »dann werde ich Sie wieder aufgabeln und
mit Spikes einen Dauerlauf über Ihre Visage veranstalten.«
    Er schauderte heftig und suchte
erneut den Schutz

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