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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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von Johnnys Berglandschaft auf.
    »Noch eines, bevor ich gehe«,
sagte ich. »Wenn es Ihnen gelungen wäre, Sally Kramer zu heiraten und ihr Geld
endlich in die Finger zu kriegen, hätten Sie dann dieses Appartement weiter
behalten?«
    »Ich — äh — weiß nicht«,
murmelte er. »Aber ich muß schon sagen, Lieutenant, was geht Sie das eigentlich
an?«
    »Ich mochte Sally Kramer
leiden, das ist alles«, sagte ich langsam. »Sie hat einmal chinesische Musik
für mich gemacht, und erst jetzt fange ich an, die Melodie zu erkennen.
Vermutlich ist alles nur eine Frage der Einstellung. Ihr Pech war, daß sie sich
erstens mit einem Subjekt wie Kramer und zweitens mit einem Subjekt wie Ihnen
einließ. Ich komme irgendwann morgen zurück.« Dann ging ich langsam durchs
Schlafzimmer.
    »Ich begleite Sie zur Tür«,
sagte Johnny und stand so schnell vom Bett auf, daß Irvings Kopf schmerzhaft
gegen das Fußende schlug.
    Sie holte mich an der
Wohnungstür ein, schob sich gewandt zwischen die Tür und mich und beugte sich
ein wenig vor, so daß sich das Gewicht ihres Busens gegen meine Brust preßte.
    »Ich fühle mich irgendwie
albern«, flüsterte sie. »Wußten Sie die ganze Zeit über wegen der Tante
Bescheid?«
    »Erst seit heute früh«, sagte
ich. »Ich wunderte mich, daß Sie nicht im Büro waren, und dann wunderte ich
mich überhaupt. Was hat er denn zu Ihnen gesagt, als Sie ihm erzählten, Sie
wären am Abend mit mir verabredet? >Finde heraus, was er denkt, ob er mich
im Verdacht hat, mitschuldig zu sein. Schlaf mit ihm, wenn es notwendig sein
sollte, Johanna, meine Geliebte!< Und wir waren nahe daran, als das Telefon
klingelte«, sagte ich betrübt, »und Sie konnten es gar nicht erwarten, daß ich
an den Apparat ginge.«
    »Ich kann es wiedergutmachen«,
flüsterte sie leise in mein Ohr. »Begreifen Sie doch meine Situation, Al: Es ist eine schöne Wohnung und er
zahlt nun mal die Miete. Aber wenn das hier einmal alles vorüber ist, geht er
für lange Zeit in Urlaub — allein!« Ihre scharfen Zähne knabberten erregt an
meinem Ohrläppchen. »Wenn er weg ist, können Sie kommen und für ein paar dieser
Mittwoch- bis Dienstag-Wochenenden bleiben!«
    »Ich glaube nicht, Johnny«,
sagte ich. »Sie werden bereits zu dick, was für Irvings Mutterkomplex das
Richtige ist, aber nicht für mich. Der Quatsch, den Sie mir erzählten, daß er
die ganze Zeit Mrs. Kramer angerufen und den größten
Teil des gestrigen Tages damit verbracht habe, die Luftfahrtgesellschaften und
Schiffslinien anzurufen — stimmt das?«
    »Klar«, sagte sie finster. Ihre
Zähne waren nun weit von meinem Ohrläppchen entfernt, und sie preßte sich jetzt
gegen die Tür.
    »Sie wollten mir einen Tip geben —. Vielleicht haben Sie gehofft, er sei schuldig,
wie?«
    Sie wich einen guten Meter vor
mir zurück, und ihre Augen funkelten vor Wut und Enttäuschung. »Das ist
lächerlich!« fuhr sie auf.
    »Sie mußten doch einen Grund
haben«, sagte ich verwundert und grinste sie dann bösartig an. »Na klar, jetzt fällt’s mir ein. Ich gehe jede Wette ein, daß die Miete für
das Appartement für mindestens ein Jahr oder mehr im voraus bezahlt ist — Irving ist ein vorsichtiger Bursche und wird alle Schwierigkeiten
vermeiden wollen. Wenn er in der Gaskammer oder im Kittchen gelandet wäre,
hätten Sie die ganze schöne Wohnung für sich allein gehabt. Nicht wahr?«
    »Sie Sind verrückt!« fauchte
sie.
    »Das können wir leicht
nachprüfen«, sagte ich hilfsbereit. »Ich brauche nur Irving zu fragen.«
    Ihre scharfen Nägel krallten
sich in meinen Arm, bevor ich noch ein paar Schritte gemacht hatte. »Na schön«,
zischte sie. »Aber nur, weil ich dachte, daß es viel vergnüglicher wäre, Sie um
mich zu haben als diese trübe Tasse.«
    »Es hat mich nur interessiert,
Süße«, sagte ich ehrlich. »Wollen Sie mir jetzt nicht die Wohnungstür
aufmachen?«
    Ihr Gesicht war bleich, als sie
mit einem wilden Ruck die Tür aufriß . »Nicht, daß ich
die ganze Sache vom moralischen Standpunkt aus betrachte«, erklärte ich, als
ich an ihr vorbei in den Korridor ging. »Es ist wirklich nur, weil Sie ein
bißchen zu fett für mich werden, Süße, und demnächst von oben bis unten ein
gewaltiges Korsett Marke >Hebung der Gefallenen< werden tragen müssen.«
Hinter mir knallte die Tür mit einer Wucht ins Schloß, die genügte, um das
ganze Gebäude ein paar Zentimeter weiter zu verrücken.
    Der Rest des Tages zog sich
hin. Ich hatte keine Lust, ins Büro zu

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