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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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wird sie im Triumph dem Tod ins Auge blicken», verkündete die Stimme und die Flamme flackerte, als könnte sie dem eisigen Hauch nicht widerstehen. Ein hässliches Lachen erklang, dann wurde es still. Die Temperatur im Raum stieg um einige Grade und die Flamme beruhigte sich. Die Audienz war beendet.
    Das schien auch die Fragestellerin zu begreifen und sie erhob sich. Mit schleppenden Schritten durchquerte sie die Halle. Kurz bevor sie durch die Säulen ins Freie trat, rempelte sie eine verhüllte Gestalt an und raunte ihr etwas in einer Sprache zu, die Alva noch niemals zuvor gehört hatte. Dann war der Traum zu Ende und zurück blieb das nagende Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben.
    Zu gern hätte sie gewusst, ob dies das berüchtigte Feenorakel war, von dem ihr Nienibit erzählt hatte. Aber niemand war da, um die Frage zu beantworten. Sehnsüchtig sah sie zum Waldrand, der sich in der Ferne an die Felder anschloss. Vielleicht würde sie Nienibit dort treffen, aber der Weg war weit und ihre letzten Versuche, Kontakt mit ihrer Lehrmeisterin aufzunehmen, waren gescheitert. Nur einmal, wenige Tage nach ihrem ersten Wiedersehen, hatte eine alte Frau im Park auf einer Bank gesessen und Alva zu sich gewunken. Als sie näher gekommen war, hatte sie Nienibit erkannt. «Wir werden uns nicht wiedersehen. Sei gesegnet, Kind.» Nach diesen Worten war sie zerfallen, wie ein sterbender Baum. Ein Windstoß hatte die Blätter erfasst, eine Weile vor sich hergetrieben und dann in alle Himmelsrichtungen verteilt. Alva ließ ihre Fingerspitzen über das einzige Blatt gleiten, das sie intuitiv gegriffen hatte, und nun in ein Notizbuch gepresst bei sich trug. Ein kühler Windhauch umschmeichelte ihre Gestalt, als wollte er ihr Trost geben. Alva klappte das Buch zu und steckte es ein. Dabei hielt sie nach ihren Freunden Ausschau, mit denen sie sich hier verabredet hatte.
    Die Festivalbesucher waren schon bei ihrer Ankunft am Vormittag mit aufgespannten Schirmen herumspaziert und die Menschentrauben um die Getränkestände, die ausschließlich Alkoholfreies ausschenkten, waren ein weiteres Indiz für die dieserorts ungewöhnlichen Temperaturen.
    Erik war ihr nicht eine Minute von der Seite gewichen, bis es ihr gelang, ihn bei einer günstigen Gelegenheit abzuschütteln.
    Eigentlich war nichts an ihm auszusetzen, er hatte dafür gesorgt, dass sie sich nicht um ihren Backstage-Pass kümmern musste, und auch sonst alles dafür getan, dass sie freundlich aufgenommen wurden, obwohl manch einer nicht glücklich darüber war, dass ausgerechnet One More Thing ... als Ersatz spielen sollten.
    Es gab bekanntere Gruppen, die sich als Vorgruppe des Headliners LycanTopia sicher viel besser geeignet hätten, fand auch Alva, obwohl sie die Band mit dem merkwürdigen Namen nicht einmal kannte. Bevor sie überraschend selbst zur Sängerin geworden war, hatte sie sich kaum für die einzelnen Szenen interessiert – ein Fehler, wie sie jetzt wusste, denn sie mochte die Musik, die Alastair im Tourbus laufen ließ, und sie bemühte sich, ihre Defizite schnell aufzuholen.
    Was den Auftritt betraf ... die Sache war entschieden und sie konnte nur hoffen, dass die Zuschauer ihnen am Abend nicht ihre Bierbecher oder Schlimmeres an den Kopf werfen würden.
    Nach einem hastigen Soundcheck war sie sich selbst überlassen gewesen. Weil sie keine Lust hatte, sich mit Chris zu versöhnen, verabredete sie sich mit Stefan und Alastair, um das Festivalgelände und vielleicht auch die Verkaufsstände des Mittelaltermarktes zu besichtigen, deren Fähnchen man auf der anderen Seite des Dorfes im Wind wehen sah.
    «Da seid ihr ja endlich!» Sie ließ sich vom Stein gleiten und ging den beiden entgegen. Eine Erkundungstour würde sie auf andere Gedanken bringen, bis sie Gelegenheit hatte, mit Julen über ihren Traum zu sprechen, der ihr von großer Wichtigkeit zu sein schien, auch wenn sie nicht dahinter kam, welche Botschaft darin versteckt war.
    Eine große Wiese war abgesteckt worden, auf der hunderte Zelte standen. Etwas näher an der Straße parkten zahllose Wohnwagen dicht nebeneinander. Einige Leute hatten Sonnensegel gespannt und saßen auf Campingstühlen vor ihrem mobilen Zuhause, tranken Bier oder Wasser; eine Frau hatte sich eine bunte Schürze über ihr schwarzes Kleid gebunden und putzte Gemüse. Hinter ihr stand ein Mann mit feuerroten Haaren und formte mit geschickten Handbewegungen kleine Fleischbällchen, die ein anderer, der offensichtlich auch zu

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