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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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süß oder niedlich bezeichnete, was in letzter Zeit häufiger geschah, denn die Medien übertrafen sich gegenseitig darin, die absurdesten Theorien zu den Hintergründen ihres kometenhaften Aufstiegs zu finden. Einfach nur gut zu singen reichte ihnen als Erklärung nicht.
    Bemüht, das Lächeln weiterhin zu verbergen, das sich in seine Mundwinkel schleichen wollte, öffnete er die Tür zum Bad, sah hinein und drehte sich dann wieder zu ihr um. «Oh, verdammt! Es gibt keine Badewanne.»
    Sie zog auf entzückende Weise ihre Augenbrauen zusammen als wäre sie nicht sicher, wie seine Bemerkung gemeint war. Dann schien es ihr zu dämmern und sie schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf. «Das hätte ich beinahe vergessen. Du musst ja gar nicht schlafen.» Sie zeigte auf den nicht besonders bequem wirkenden Cocktailsessel. «Entweder das da oder eine einsame Nacht unter Säufern an der Bar.» Ein grausames Lächeln erschien auf ihren Lippen. «Ach nein, trinken tust du ja auch nicht.»
    Er hätte ihr zeigen können, was sein Lieblingsdrink war. Doch Julen war klar, dass er vermutlich noch nie weiter von einer günstigen Gelegenheit sich ihr zu offenbaren entfernt gewesen war als jetzt. «Du bist wütend», sagte er stattdessen kühl.
    «Allerdings. Wusstest du, dass Chris eine Fee ist? Natürlich wusstest du das!» Sie gab einen Laut von sich, der nach einem abfälligen Schnauben klang. «Wann wolltet ihr mir sagen, dass ihr gemeinsame Sache macht? Ist sie meine Tagesmutter und du übernimmst die ... attraktivere Nachtschicht?»
    War es Scham, die ihre Wangen glühen ließ oder die Erinnerung an den einzigartigen Zauber eben jener Nächte? Julen hoffte auf Letzteres. Er setzte sich auf die Bettkante und bedeutete ihr, seinem Beispiel zu folgen. Als sie zögerte, sagte er dieses Wort, das ihr so wichtig zu sein schien: «Bitte!» Es funktionierte und er nahm sich vor, in Zukunft häufiger davon Gebrauch zu machen, wie Alva es immer wieder von ihm forderte.
    Behutsam, als sei sie eine Kostbarkeit, nahm er ihre Hand und war erleichtert, dass sie ihm diese Berührung gestattete. «Es gibt keine Abmachungen zwischen Chris und mir. Ich gebe zu, ich habe vor einiger Zeit bemerkt, dass sie auch eine Fee ist. Wir arbeiten nicht zusammen.» Er hoffte, Alva würde ihm glauben. «Um ehrlich zu sein, konnte ich wenig über sie herausfinden.»
    «Meinst du, dass Chris mir etwas antun will?» Prüfend musterte sie sein Gesicht und er hielt ganz still dabei.
    «Ehrlich gesagt, nein», sagte er schließlich und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Handfläche. «Und ich glaube ihr sogar, dass eure Begegnung zufällig war.» Zumindest was sie selbst betraf.
    «Aber sie ist hinter dir her!»
    Es gelang ihm gerade noch rechtzeitig, das Lachen zu unterdrücken. Alva hatte so eifersüchtig geklungen, dass sein Herz unwillkürlich einen freudigen Hopser tat. Metaphorisch gesprochen , dachte er und strich sich mit der freien Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er ihr von dem Fluch erzählte, der über der Feenwelt lag. «In den letzten Jahrhunderten wurden fast ausschließlich weibliche Lichtelfen, also Feen, geboren. Und auch das funktionierte nur, wenn die Feen sich einen Begatter unter den Sterblichen suchten.»
    «Sehr romantisch, wie du das ausdrückst. Aber was hat das mit Chris zu tun?»
    «Wie gesagt, es ist nicht viel, was ich über sie herausgefunden habe. Doch meine Quellen behaupten, dass sie Streit mit einer mächtigen Fee bekommen haben soll, die sie aus ihrer Welt verbannt und dazu noch verflucht hat.»
    «Was war das für ein Fluch?» Alva lehnte sich weiter vor und sah ihn aufmerksam an.
    «Angeblich ging es bei dem Streit darum, dass Chris es nicht guthieß, wie die Feen ihre Kinder in dieser Welt aufwachsen ließen, ohne sich weiter um sie zu kümmern.»
    Ihre Sympathie für Chris’ Standpunkt war nicht zu übersehen. Schließlich hatte Alva selbst mit den Folgen dieser Vernachlässigung zu kämpfen, die auch Julen nicht nachvollziehen konnte. Seine Mutter war anders gewesen. Wie andere Feen auch, die ihren Seelenpartner unter den Dunkelelfen gefunden hatten und nicht mehr zuließen, dass ihre Kinder ungeschützt aufwuchsen, wie es früher bei geborenen Vampiren ebenfalls Brauch gewesen war. Er hatte noch nie darüber nachgedacht. Bedeutete dies, dass diese Verbindung sie besonders verantwortungsvoll machte, oder ging Mutter Natur nach einem Plan vor, wenn es ihr gefiel, Seelenpartner zusammenzuführen?

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