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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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als unbedingt notwendig war, und im Flugzeug schloss sie sofort die Augen und öffnete sie nicht einmal, als sich jemand auf den freien Platz neben sie setzte.
    Doch sie wusste auch ohne ihn anzusehen, dass es Julen war, der sich offenbar in letzter Sekunde dazu entschlossen hatte, zumindest nach England zu reisen. Zufrieden lächelnd gab sie es auf, ihren finsteren Gedanken nachzuhängen, und schlief kurz nach dem Start ein.
    «Willst du nicht aussteigen?»
    Die Hand auf ihrem Arm elektrisierte Alva, sie öffnete die Augen und sah sich orientierungslos um. Das Flugzeug leerte sich allmählich und es war Zeit aufzustehen. Wie immer, wenn Julen sie berührte, durchströmte sie eine Wärme, die ihr Heimat und Glück zugleich verhieß. Sie hätte stundenlang einfach nur hier sitzen können. Stattdessen ging sie nun vor ihm zum Ausgang, erwiderte höflich den Abschiedsgruß der Stewardessen, obwohl sie den lächelnden Hyänen am liebsten zugezischt hätte, dass Julen ihr gehörte und sie ihn gefälligst nicht so anstarren sollten.
    Ihre Gedanken waren ebenso finster wie ihre Miene. Julen hatte keinerlei Schwierigkeiten, den Grund dafür zu erkennen. Er würde ihr erklären müssen, dass es nicht immer von Vorteil war, seinem Gegenüber mitzuteilen, dass man über dessen Herkunft Bescheid wusste. Es war ganz offensichtlich, dass ihr noch eine Menge Training bevorstand. Wissen mochte die Fee, die sie einst unterrichtet hatte, in ihr verankert haben. Doch wie man sich in der magischen Welt sicher bewegte, das konnte man nur durch Übung erfahren.
    Er hatte nicht ernsthaft in Betracht gezogen, sie allein zu diesem Festival reisen zu lassen. Natürlich war ihm klar, dass sie ihre Freunde auch dann nicht im Stich gelassen hätte, wäre das Angebot weniger verlockend gewesen. Ihre Loyalität war ein liebenswerter Charakterzug, auch wenn sie ihm seine Arbeit nicht erleichterte. In Avebury war alles möglich. Er hatte diesen Ort bisher stets gemieden und wusste deshalb nicht, wie ein Dunkelelf aufgenommen werden würde, der sich mitten in dieses Kraftzentrum der Lichtelfen begab.
    Zum Glück hatte sich Erik bereit erklärt, zwei seiner Leute abzustellen, die ihn tagsüber dabei unterstützen würden, Alva im Auge zu behalten. Der Werwolf war vor nicht allzu langer Zeit gemeinsam mit Kieran selbst in der Welt der Lichtelfen gewesen und sogar deren Königin begegnet. Seine Magie schien weniger stark von ihnen beeinflusst werden zu können und darum musste Julen darauf vertrauen, dass er Alva in seiner Abwesenheit beschützen würde.
    Heute Nacht allerdings wollte er selbst diese Aufgabe übernehmen und sorgte deshalb dafür, dass beim Einchecken im Hotel nur noch ein Doppelzimmer verfügbar war. Sie war viel zu weichherzig, um es nicht mit ihm zu teilen, dessen war er sich sicher. Trotz ihrer immer noch spürbar finsteren Grundstimmung zwinkerte Alva ihm zu, und er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie seine kleine Manipulation durchschaut hatte. Noch besser.
    Stolz, mit hoch erhobenem Kopf und geradem Rücken ging sie vor ihm zum Aufzug. Sie hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz hoch gebunden und der Anblick des elegant geschwungenen Nackens weckte augenblicklich seinen Hunger. Die Blutlust versuchte wie so häufig, die Oberhand zu gewinnen, und seine Reißzähne drückten schmerzhaft gegen den Kiefer. Etwas anderes drückte ebenfalls und er verfluchte seinen Körper, der sich in der Rolle eines unzivilisierten Höhlenbewohners eingerichtet hatte. Als ihm das Bild eines blutrünstigen Ur-Vampirs in den Sinn kam, der mit einer Keule bewaffnet hinter seinem Weibchen herlief, hätte er beinahe laut gelacht. Der Wahnsinn lag offenbar näher, als er jemals vermutet hätte. Einen Vorteil hatte dieser Anfall von Selbstironie allerdings: Julen bekam seine mörderischen Instinkte sofort wieder in den Griff. Thor sei Dank! , schickte er ein Stoßgebet an die alten Götter seiner Heimat.
    Kaum hatte er die Tür ihres Hotelzimmers geschlossen, fuhr Alva herum. Die Hände in die Taille gestemmt sah sie ihn mit funkelnden Augen an. «Bilde dir nur nicht ein, dass du heute Nacht in meinem Bett schlafen kannst!»
    Er hätte sie gerne geküsst. Doch das erschien ihm im Moment nicht empfehlenswert, stattdessen bemühte er sich um eine neutrale Miene. Seine kleine Sirene war das Süßeste, was ihm in seinem bisherigen Leben begegnet war. Allerdings war Julen klug genug, dies nicht laut zu sagen. Alva hasste es, wenn sie jemand als

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