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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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schrieb schwungvoll ihren Namen auf das Papier. Am Ende schaffte sie es sogar, ihm zuzuzwinkern, bevor sie mit schnellen Schritten auf das nächste Zelt zuging. Du lieber Himmel, der arme Kerl hat tatsächlich ein Foto aus dem Internet ausgedruckt, weil es von uns nichts Besseres gibt. In der Kürze der Zeit hatte es der örtliche Veranstalter nicht einmal geschafft, alle Plakate auf dem Gelände mit einem Hinweis auf die Programmänderung zu überkleben. Hoffentlich gibt das nachher keinen Ärger!
    Die Sorgen verschwanden sofort, als sie von irgendwoher die Klänge eines Cellos vernahm. Dieses Instrument hätte sie überall herausgehört. Die Melodie glitt durch die rhythmischen Bässe, die von der Bühne herübertönten, und Alva ging ihr neugierig nach, bis sie vor einem Zelt stehen blieb, das noch einmal von einem Extra-Sicherheitsmann bewacht wurde, der ihr unfreundlich erklärte, dass hier nur die Hauptband des Abends Zutritt hatte. Dummerweise sprach er mit starkem Akzent und Alva verstand den Namen nicht sofort. Das musste sich auf ihrem Gesicht abgezeichnet haben, denn nun verschränkte der Typ die Arme vor der Bodybuilder-Brust und starrte sie feindselig an.
    Gerade als sie überlegte, eine Diskussion mit ihm zu beginnen, wurde der Vorhang beiseite geschoben und jemand kam heraus. Er blieb wie angewurzelt stehen und ein Grinsen breitete sich über seinem Gesicht aus. «Bist du nicht die Pixie-Sängerin von One More Time ?»
    «Thing», korrigierte sie ihn irritiert, One More Thing ... , und überlegte dabei, was er wohl mit Pixie gemeint haben könnte. Ihre Größe vielleicht? Sicherlich sah sie doch nicht wie einer dieser Kobolde aus, die in Dartmoor ihr Unwesen trieben.
    Der Mann hätte ohne Weiteres ein Vampir sein können. Sein schwarzes Haar reichte ihm fast bis zu den Ellenbogen, verdeckte aber nicht die Tätowierungen, die muskulöse Arme und einen Teil des Halses bedeckten. Als er sprach, hatte sie verdächtig lange Eckzähne gesehen. Verunsichert trat sie einen Schritt zurück. Es ist heller Tag! Vampire zerfallen im Sonnenlicht zu Staub! , erinnerte sie sich. Anders als Julen, ergänzte ihre innere Stimme und Alva fragte sich, was das miteinander zu tun haben sollte. Unterschiedlicher hätten zwei Männer gar nicht sein können als er und dieser Kerl.
    Der Kerl betrachtete sie erwartungsvoll und Alva fasste sich ein Herz. «Höre ich da drinnen ein Cello?»
    Eine Hand ans Ohr gelegt tat er so, als würde er lauschen. «Nein.»
    «Nein? Natürlich ...»
    Ehe sie weitersprechen konnte, lachte er erneut. «Es sind sogar vier, was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass wir damit auftreten.» Er reichte ihr die Hand. «Komm Prinzessin, ich zeige dir dein Cello.»
    Definitiv Vampirzähne! Sie ignorierte seine Geste und steckte die Hände in die Hosentaschen. Als sie ihm in das geräumige Zelt hineinfolgte, konnte sie es nicht lassen, dem Wachposten einen frechen Blick zuzuwerfen. Der hob nur eine Augenbraue, als wollte er sagen: Sieh selbst, wie du da wieder rauskommst!, und wandte sich gelangweilt ab. Am liebsten hätte sie ihm die Zunge rausgestreckt.
    «Seht mal, was ich auf unserer Türschwelle gefunden habe!»
    Drei Augenpaare musterten sie. Keiner der dazugehörigen Männer zeigte sich besonders beeindruckt. Alva dagegen war beeindruckt, denn einer wirkte unheimlicher als der andere. Sie trugen alle Schwarz mit einer Menge Leder, doch das war es nicht, was sie irritierte. Irgendetwas stimmte mit ihren Augen nicht! Gern hätte sie auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre wieder hinausgerannt. Der Job des Türstehers müsste es sein, die Leute draußen vor den vier Männern im Zelt zu schützen und nicht umgekehrt. So unauffällig wie möglich machte sie einen Schritt zurück.
    Ihr Begleiter ließ sich davon nicht beirren. «Darf ich vorstellen, das ist ...», er drehte sich zu ihr um, «... entschuldige, ich weiß deinen Namen nicht.»
    Sie nannte ihn widerstrebend und er antwortete mit einer leichten Verbeugung. «Das ist Alva von One More Kiss , unserer Ersatzvorgruppe.»
    «Thing», korrigierte sie ihn automatisch und sah sehnsüchtig zu den vier glänzenden Celli hinüber, die unerreichbar zu sein schienen. Es war schon Wochen her, dass sie zum letzten Mal gespielt hatte.
    «Es geht doch nichts über ein kleines Mädchen, das gern etwas Großes zwischen den Beinen fühlt.» Der Mann, der dies gesagt hatte, stand auf, sein Instrument hielt er weiter in der Hand. Wenn der erste

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