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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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unbekannte Band zu sehen, und es hatte sich bisher wenig beeindruckt, bestenfalls gelangweilt gezeigt. Nun veränderte sich die Stimmung schlagartig. Eben noch hatten die Leute sich unterhalten, dabei an ihren Getränken genippt und der Bühne wenig Aufmerksamkeit gezollt. Die meisten hatten vermutlich gehofft, dass der Auftritt bald vorüber sein würde, damit sie endlich die wahren Stars des Abends sehen und vor allem hören konnten. Innerhalb von Minuten wurden sie jetzt jedoch zu einer verschworenen Gemeinschaft, die wie ein einziges lebendiges Wesen fasziniert der bezaubernden Stimme lauschte.
    Andere mochten nicht in der Lage sein, Julen zu spüren, doch dies bedeutete keineswegs, dass es diesem Vampir an Gefühlen mangelte. Im Gegenteil. Alvas Gesang weckte Erinnerungen in ihm, die er längst vergessen zu haben geglaubt hatte. Erst als tosender Applaus aufbrauste, wurde ihm klar, dass er verloren in der Musik, wie alle anderen auch, ihrem Zauber erlegen war. Beinahe panisch versuchte er, seine Emotionen wieder unter Kontrolle zu bringen. Nicht etwa die Blutlust, die auch einen erfahrenen Vampir unter vielen emotional geladenen Menschen ohne Weiteres bedrängen konnte, beunruhigte ihn, es war die Panik, die ihn beschlich wie eine lauernde Hyäne. Nur einmal zuvor war es einer Frau gelungen, seine Seele durch ihren Gesang zu berühren. Am liebsten hätte er sich wie ein Hund geschüttelt, um diese Erinnerung loszuwerden.
    Sentimentaler Dummkopf! , rief er sich zur Ordnung. Er hatte einen Job zu erledigen und nichts würde ihn davon abhalten, diesen auftragsgemäß auszuführen.
    Der Umbau ging erstaunlich schnell und die Midnight Fairytales betraten bald die Bühne. Obwohl sich vorhin sogar Sprechchöre gebildet hatten, in denen die Leute nach Zugaben verlangten, fiel es den Fairytales nicht schwer, die Sympathie ihres Publikums zurückzuerobern. Die Musiker waren professionell, Gleiches galt für die Sängerin. Sie sah großartig aus, bewegte sich geschmeidig und ihre Stimme besaß ein einzigartiges Timbre. Die Blondine, die im Hintergrund herumhampelte und die er unschwer als Toms Ex-Freundin Mandy wiedererkannte, hatte keinerlei Chance gegen sie. Es war keine Überraschung, dass die Fairytales derzeit in den Medien als die beste Newcomer-Band des Jahres gehandelt wurden. Gegen seine Fee und ihre Band würden sie es dennoch schwer haben.
    Julen hatte Alva Zeit geben wollen, sich gemeinsam mit ihren Freunden über den Erfolg zu freuen. Nun aber verließ er seinen Beobachtungsposten und durchquerte die begeisterte Menge, ohne auch nur einmal rechts oder links zu sehen. Der Sicherheitsmann am Eingang zum Backstagebereich war kein Hindernis für ihn.
    Er wusste ganz genau, wo sich Alva in diesem Augenblick befand, konnte ihre Freude und auch ihre Verwirrung spüren. Sie wusste, dass etwas ganz Außergewöhnliches geschehen war, und Julen sah, wie sehr sie dies beunruhigte. Mit langen Schritten ging er in ihre Richtung, bog um eine Ecke ... und wäre beinahe mit jemandem zusammengestoßen.
    «Hey!» Die Sängerin der Fairytales hätte vor Überraschung fast ihre Wasserflasche fallen lassen. «Hallo, wer bist denn du?» Und sie besaß einen untrüglichen Instinkt, wenn es um attraktive Männer ging. Geschmeidig machte sie einen Schritt zurück und sah ihn mit unverhohlenem Interesse an.
    Sofort war Julen auf der Hut. Er kannte diesen hungrigen Blick, der hinter ihren halb geschlossenen Lidern lauerte.
    «Tally, komm ... bitte!» Der dunkle Schopf eines Roadies tauchte auf. «Du hast vielleicht Nerven, mitten im Konzert backstage nach einem Drink zu suchen!» Auf der Bühne ließ der Gitarrist sein Instrument wütend aufjaulen.
    «Warte auf mich!», sie lächelte verschwörerisch, und für einen ganz kurzen Augenblick verspürte Julen das Bedürfnis, genau dies zu tun, um ihr später die Gelegenheit zu geben, die Versprechen, die ihr sinnlicher Körper gab, einzulösen. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie keine Sekunde daran zweifelte, dass er tatsächlich auf sie warten würde.
    Selbst ein Jäger, erkannte er die Signale und plante nicht, zum gehetzten Wild zu werden. Er gönnte ihr nicht mehr als eine hochgezogene Augenbraue und ein flüchtiges Zucken seiner Mundwinkel.
    Sie lachte nur. «Wir sehen uns!», rief sie über die Schulter gewandt und war schon auf dem Weg zurück zur Bühne. Kurz darauf erklang erneut ihr Gesang.
    Das wurde ja immer schöner. Nun hatte er es also nicht nur mit der

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