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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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nah.
    Nicht! Für einen Augenblick schien alles um sie herum hell, menschenleer und totenstill. Um das gleißende Weiß auszusperren, legte sie eine Hand über die geschlossenen Augen und versuchte, sich an das erste Lied zu erinnern. Ihr Kopf fühlte sich an wie das ewige Eis jenseits des Polarkreises. Sie hätte am liebsten vor Angst laut geschrien.
    Du kannst das. Still, hör auf die Melodie! Sofort wusste sie, dass es Julen war, der ihr nach dieser Anweisung beruhigende Worte in einer fremden Sprache zuflüsterte, die sie zwar nicht verstand, deren Klang jedoch seine Wirkung nicht verfehlte. So unvermittelt, wie die Welt um sie herum versunken war, so plötzlich kehrte die Musik zurück. Ihr Einsatz ... jetzt!
    Deutlich spürte sie die Erleichterung ihrer Bandkollegen. Zu Tom hinüberzusehen wagte sie nicht. Chris jedoch schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Vielleicht war ihr die Panik ja doch nicht so deutlich anzusehen gewesen, wie sie befürchtet hatte.
    Im Laufe des Songs verblasste die weiße Erinnerung, wie sie es bisher immer getan hatte, und dieses Mal ließ Alva sie erleichtert ziehen. Es gab wichtigere Dinge als die Schrecken des Lichts.
    Ihre Stimme und die Band klangen nun, da viele Menschen vor ihr standen, ganz anders, aber das hatte sie erwartet.
    «Du gewöhnst dich dran!», hatte Alastair sie am Nachmittag beruhigt und mit ihr ein paar Zeichen ausgemacht, sollte sie mit dem Ton Schwierigkeiten haben. Jetzt stand er am Mischpult, irgendwo dort hinten, und wachte über sie. Sie war nicht allein. Ein gutes Gefühl. Dann war das erste Lied vorüber, die Leute klatschten. Immerhin buht mich niemand aus.
    Alva hatte sich ein paar Worte zurechtgelegt, die sie zur Begrüßung ans Publikum richten wollte. Doch die Stelle in ihrem Gedächtnis, an der sie den Text aufbewahrte, war immer noch leer und es reichte nur zu wenigen Worten. «Hi, wir sind One More Thing ... aber keine Sorge, wir haben mehr Lieder dabei.» Sie lachte verlegen und war heilfroh, als Toms Gitarre sie davor bewahrte, noch mehr Blödsinn zu reden.
    Beim dritten Lied, ihre Augen hatten sich inzwischen an das Scheinwerferlicht gewöhnt, das nun nichts Unheimliches mehr an sich hatte, sah sie ihn. Julen lehnte ganz hinten im Saal an einer Wand, die Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben. Als hätte er ihre Aufmerksamkeit gespürt, hob er den Kopf und ihre Blicke trafen sich, als gäbe es nur sie zwei.
    Ein Zittern lief durch Alvas Körper, ihr Puls beschleunigte sich und einen Augenblick lang dachte sie, das Weiß kehrte zurück. Doch dann spürte sie sein Lächeln. Spürte es wie einen warmen Sommerwind, der über ihre Haut strich und sie eins werden ließ mit ihrem Element. Sie war sich ganz sicher, dass jeder Einzelne im Publikum die Veränderung bemerkt haben musste, die in ihr vorging.
    Julen hatte ihren Stimmungswechsel gespürt, als wäre es seine eigene Seele gewesen, die von einer ungeheuren Bedrohung überflutet worden war. Es kam für ihn ein bisschen überraschend, gegen die Dämonen eines anderen kämpfen zu müssen, aber er hatte längst gelernt, mit unerwarteten Situationen zurechtzukommen. Die Geister waren schnell vertrieben, blieb nur die Frage, wer dahintersteckte. Er hatte eine eigentümliche Signatur gespürt, doch in seiner Sorge um Alva hatte er den Angriff zu schnell abgewehrt, um den Eindringling identifizieren zu können.
    Nun sang sie, und Julen musste sich anderen Herausforderungen stellen. Er wappnete sich gegen den Zauber ihrer Stimme und betrat schließlich den Saal, um sie aus der Nähe und ohne die schützenden Mauern ihres Übungsraumes zu hören. Noch hatte er nicht entschieden, ob es der zauberhafte Gesang oder das anbetungswürdige Geschöpf war, was seine Sinne mehr verwirrte. Möglichst weit entfernt von der Bühne lehnte er sich an die Wand und beobachtete, wie sie in einer unbeholfenen Ansprache zu imitieren versuchte, was sie sich zweifellos bei anderen Bands abgeschaut hatte.
    Sie ist nichts Besonderes , versuchte er sich zu beruhigen. Nur irgendeine niedliche Feentochter.
    Die Frage, wie viel sie selbst über ihre Herkunft wusste, hatte er ebenfalls noch nicht abschließend für sich klären können. Wahrscheinlich hatte sie nicht mehr als nur diese Ahnung, dass sie anders war als ihre sterblichen Freunde. Obwohl, sterblich war auch sie. So lange, bis sie ihr Schicksal annahm und die Feenkönigin sie als eine der Ihren anerkannte.
    Allmählich bekam er eine Wut auf die Feen, die

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