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Das Fenster zum Hof

Das Fenster zum Hof

Titel: Das Fenster zum Hof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornell Woolrich
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Ihr Mann zur Arbeit ist, und
ich möchte Sie nicht aus der Wanne herausklingeln .«
     
    Als sie eintrat, sprang Stephen Archer
wie von einer Tarantel gestochen von seinem Stuhl auf. Sie konnte nicht
erkennen, welche Gefühlsregung sich dahinter verbarg, sondern nur, daß sie sehr
stark sein mußte. Er wirkte unruhig.
    »Du mußt dir den Film ja zweimal
hintereinander angesehen haben !« Seine Stimme klang
vorwurfsvoll.
    »Stephen, ich...« Sie nestelte an ihrer
Geldbörse herum. »Ich war nicht im Kino. Ich hab ihn !« Plötzlich lag er zwischen ihnen auf dem Tisch. So, wie er aus der Westentasche
gekommen war. »Ich hab genau das getan, was du nicht wolltest .«
    Sie hatte den Eindruck, ihm würden
gleich die Augen aus dem Kopf fallen. Plötzlich packte er sie an den Schultern
und umklammerte sie wie ein Schraubstock. »Wer war dabei? Wer hat noch gesehen,
wie es — gemacht wurde ?«
    »Niemand. Ich hab eine Genehmigung
beantragt, bin damit zum Friedhof und habe sie dem Verwalter gezeigt, und der
hat ein paar Arbeiter beauftragt...« Westcotts Warnung klang ihr noch in den
Ohren.
    »Gut. Weiter?« Sein Griff lockerte sich
nicht.
    »Einer von denen hat den Schein aus der
Westentasche gezogen und dann haben sie den Deckel wieder zugemacht, den Sarg
runtergelassen und das Grab wieder zugeschaufelt .«
    Sein Atem zischte langsam zwischen den
verkrampften Lippen heraus, wie aus einem Überdruckventil. Er nahm die Hände
von ihren Schultern.
    »Guck doch, Stephen - hundertfünfzigtausend
Dollar! Hier vor uns auf dem Tisch! Jeder hätte das getan, wenn es sein muß,
oder etwa nicht ?«
    Der Wettschein schien ihn nicht zu
interessieren. Er sah sie immer noch mit eindringlichem Blick an. »Und du bist
ganz sicher, daß er wieder genauso wie vorher hineingelegt wurde ?«
    Sie sagte nichts mehr.
    Er faßte sich am Nacken. »Ich fände den
Gedanken schrecklich... wenn er nicht mehr so wie vorher darin liegen würde«,
sagte er lahm und ging nach oben.
    Ihr war, als sähe sie an den Wänden um
sich undeutliche Schatten, obwohl sie genau wußte, daß da keine waren. Hatte
ihr das dieser Polizist angetan — hatte er ihr einen Verdacht eingeimpff?
Oder...
    Am nächsten Morgen griff Archer nach
seinem Hut, gab ihr einen flüchtigen Kuß und öffnete die Tür. »Tschüs. Und
vergiß nicht, dein Bad zu nehmen. Ich möchte, daß du so gesund und kräftig
wirst, daß dich nichts umhauen kann, und das klappt nur, wenn du die Behandlung
täglich durchführst .«
    »Hast du diesmal auch nichts vergessen ?« rief sie ihm nach.
    »Heute hab ich alles dabei. Ist es
nicht toll, wenn wir den Wettschein eingelöst haben, dann brauch ich diese
Aktentasche mit den ganzen Papieren nicht mehr jeden Morgen zur Arbeit zu
schleppen! Heute abend trinken wir ein Gläschen darauf. Und vergiß dein Bad
nicht !«
    Sobald er um die Ecke verschwunden war,
klingelte es an der Tür. Westcott mußte ganz aus der Nähe beobachtet haben, wie
er weggegangen war, um so schnell zu ihr kommen zu können.
    Bei seinem Anblick stiegen wieder alle
Ängste in ihr auf; das konnte man ihr vom Gesicht ablesen. Mißmutig trat sie
einen Schritt zur Seite. »Sicher wollen Sie reinkommen und weiter nach einem
Mord suchen, wo es keinen gegeben hat .«
    »So könnte man vielleicht auch sagen«,
stimmte er ihr mit gedämpfter Stimme zu. »Ich will Sie nicht lange aufhalten,
Sie wollen sicher gleich Ihr Bad nehmen. Ich hör das Wasser oben schon
rauschen. Heute morgen ist er ein bißchen später als sonst gegangen, stimmt’s ?«
    Sie sah ihn voll unverhüllter Ehrfurcht
an. »Ja, aber woher wissen Sie das ?«
    »Er hat heute morgen länger zum
Rasieren gebraucht, das ist der Grund .«
    Diesmal blieb sie ihm eine Antwort
schuldig, starrte ihn nur mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Ja, ich hab das Haus beobachtet. Nicht
erst seit heute morgen, sondern seit Sie gestern abend nach Hause gekommen
sind. Und die paar Male, wo ich wegen anderer Sachen weg mußte, hab ich
jemanden für mich aufpassen lassen. Von meinem Standort hatte ich einen recht
guten Einblick ins Badezimmer und konnte genau sehen, daß er heute morgen
länger zum Rasieren gebraucht hat. Kann ich mal nach oben gehen und mich
umsehen ?«
    Wieder trat sie stumm zur Seite und
folgte ihm die Treppe hinauf. Im kleinen, gekachelten Badezimmer stieg der
Dampf aus der Badewanne, die bereits überzulaufen drohte. Daneben stand eine
UV-Lampe, deren Kabel in einer Steckdose endete. Er sah sich das an, berührte
aber nichts

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