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Das Fenster zum Hof

Das Fenster zum Hof

Titel: Das Fenster zum Hof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornell Woolrich
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nichts von einer
Zahlungsfrist, aber Fade konnte sicherer sein, daß er sein Geld kriegen würde,
als jeder Gläubiger, der einen Schuldschein mit wer weiß wie vielen amtlichen
Stempeln vorweisen konnte.
    Brains kritzelte, den Mund halb offen,
mühsam sein ›Brains Donleavy‹ ganz unten hin und reichte Fade den Zettel
zurück. Der steckte ihn zusammen mit den hundert Dollar in den Safe und drückte
die Tür zu, ohne sie wieder zu verschließen.
    »Komm mal eben mit nach draußen«, sagte
er. »Ich zeig dir was .«
    In dem Durchgang zwischen den beiden
Fernsprechkabinen meinte er: »Jetzt hör zu und merk dir, was ich sage; du
löhnst fünfhundert Dollar dafür: Es gibt keine andere Möglichkeit, in mein Büro
zu kommen, als durchs Lokal, so wie du reingekommen bist. Keine Fenster,
nichts. Wenn du mal drin bist, bist du drin — bis alle da draußen dich wieder
rauskommen sehen .« Er stieß Brains den Ellbogen in die
Rippen. »Und du verschwindest hier - und kommst hier wieder rein, wenn du da
draußen fertig bist .«
    Er nahm das ›Außer Betrieb‹-Schild ab,
klemmte es sich unter den Arm und schob die Falttür der Kabine zurück. »Geh
rein, als wolltest du jemand anrufen«, forderte er Brains auf. »Und drück fest
gegen die Rückwand !«
    Brains folgte seinen Anweisungen — und
wäre fast nach draußen gefallen; die Rückwand der Kabine ging auf wie eine Tür.
Er schaute sich einen Augenblick um, sah, daß er ganz hinten in einer spärlich
beleuchteten Autowerkstatt stand. Die nächsten Glühbirnen waren einige Meter
weit entfernt. Die Außenseite der Tür war Ton in Ton mit dem Putz an den Wänden
getüncht; die verbeulte Karosserie eines alten Autos ohne Räder stand so da,
daß sie diesen ungewöhnlichen Ausgang abschirmte.
    Brains kam zurück in die Kabine, und
die Tür schloß sich hinter ihm. Er trat hinaus in den Gang, und Fade schob die
Falttür zu und hängte das Schild wieder an seinen Platz.
    »Die Werkstatt gehört mir«, erklärte
er. »Aber paß trotzdem auf, daß dich der Typ da draußen nicht sieht, wenn du
durchgehst. Der weiß von nichts, und auch der Barkeeper vorne nicht. Die
Kabinenattrappe hab ich mir extra bauen lassen, nur für mich .«
    »Und wie kriegt man sie von außen auf,
wenn man wieder reinwill ?« wollte Brains wissen.
    »Du mußt ‘n Stück Pappe unterschieben,
wenn du rausgehst, wie ‘n Schuhlöffel«, erklärte ihm Fade. »Aber die Tür darf
nicht so weit aufstehen, daß man das Licht sieht! Also, wann tauchst du hier
auf ?«
    »Um zehn«, antwortete Brains. »Er kommt
jeden Abend um die gleiche Zeit nach Hause, immer gegen halb elf .«
    »Okay«, antwortete Fade sofort. »Du
läßt mich nach vorn holen, genau wie heute. Ich komm zu dir, wir klopfen
einander auf die Schulter und kippen zusammen ein paar Whiskeys. Dann gehen wir
miteinander hier rein und fangen an, wie zwei alte Freunde ein bißchen zu
pokern. Ich laß uns noch ‘n paar Drinks bringen, und wenn der Barkeeper damit
ankommt, sieht er uns beide in Hemdsärmeln hier sitzen. Wir brüllen kräftig
rum, so daß es vorne alle mitkriegen — ich sorge dafür, daß dort das Radio
nicht läuft. Dann werden wir ein bißchen ruhiger, und da haust du ab. Ich werd
ab und zu einen Brüller loslassen, ganz als ob du noch hier wärst. Wenn du
zurück bist, gehen wir zusammen nach vorn, und ich bring dich zur Tür. Du hast
mich ordentlich ausgenommen, und damit’s auch alle mitkriegen, schmeißt du noch
‘ne Lokalrunde, eh’ du gehst — das reicht, damit sie sich an dich erinnern,
keine Sorge! So stell ich mir das Ganze vor .«
    Brains sah ihn bewundernd an. »Junge,
Junge, das ist mit fünfhundert nicht überbezahlt, wenn’s wirklich so läuft !«
    »Weiß Gott nicht !« entgegnete Fade mit kummervoller Miene. »Ich zahl bei der Sache ja eher noch
drauf — allein das komische Telefonding da einbauen zu lassen, hat mich fast
hundertfünfzig gekostet !«
    Er setzte sich wieder an seinen
Schreibtisch, griff nach dem Achtunddreißiger und dem Lappen und nahm seine
anspruchsvolle Tätigkeit wieder auf. »Ach ja, noch was, komm nicht auf dem
kürzesten Weg zurück, mach ein paar Umwege und Wechsel ‘n paar Mal das Taxi:
Paß auf, daß du ihnen keine Spur legst, die direkt in die Werkstatt führt. Ich
hab dir ja gesagt, die gehört mir .« Er beäugte den
Lauf des Revolvers bis zum Griff, hauchte das schwarze Metall an.
    »Vorsicht, du hast das Ding schon
geladen !« warnte Brains ihn aufgeregt. »Du wirst dir
noch mal

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