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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Selbstversorgung.
    »Es ist richtig, dass sich die Marssiedlung weitgehend selbst versorgt. Trotzdem schlägt sie im Haushalt der Erdregierung pro Jahr mit fünf Milliarden Internationalen Verrechnungseinheiten zu Buche. Das ist sehr viel Geld. Und damit die Marssiedlung Sinn macht, reicht es nicht einmal, den jetzigen Zustand einfach aufrechtzuerhalten – man müsste die Siedlung ausbauen, ständig weitere Siedler herbringen, letztendlich auf eine Terraformung hinarbeiten. Und dafür reichen die Mittel bei weitem nicht. Bedenken Sie, dass die Regierung nach Gerechtigkeit für alle streben muss. Sie können nicht von ihr verlangen, dass sie den Bewohnern des afrikanischen Protektorats sagt, ›tut mir Leid, wir können dich und deine Familie nicht impfen, weil wir das Geld für die Marssiedlung brauchen‹.«
    Das brachte fast alle zum Schweigen. In vielen Gesichtern stand ein beinahe beschämter Ausdruck. Sie würden keine Schwierigkeiten machen. Sie würden gehen, wenn man es ihnen befahl.
    »Zwei Großraumschiffe, die MAHATMA GANDHI und die MARTIN LUTHER KING, sind gestern von der Erdumlaufbahn aus zum Mars gestartet. Sie folgen einer 120-Tage-Bahn, werden also in knapp vier Monaten hier eintreffen, um Sie alle zurück zur Erde zu bringen. Meine Aufgabe ist, Sie zu bitten, sich entsprechend vorzubereiten. Beginnen Sie unverzüglich mit Muskeltraining, nehmen Sie Kalziumtabletten, das übliche Programm für Erdrückkehrer eben.«
    »Was geschieht mit der Siedlung?«, rief jemand.
    »Die Siedlung wird abgeschaltet, aber sie bleibt natürlich erhalten, wie sie ist. Sie sollten überlegen, was Sie mit zur Erde nehmen wollen. Pro Person werden voraussichtlich 9,7 Kilogramm Gepäck erlaubt sein. Welchen Rauminhalt es maximal einnehmen darf, werden wir im Lauf der kommenden Tage errechnen.«
    »Was passiert mit den Bäumen?« Das war Mrs Dumelle.
    Pigrato breitete die Hände in einer nach Entschuldigung heischenden Geste aus. »Sie werden verstehen, dass wir sie unmöglich zur Erde transportieren können.«
    »Sie werden eingehen«, protestierte die Kanadierin.
    »Genau wie die Fische«, pflichtete ihr jemand bei. »Was soll aus den Fischen werden? Und den Hühnern?«
    Pigrato musste sich beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen. »Ich schlage vor«, sagte er so ruhig wie möglich, »Sie nutzen die kommenden vier Monate, sie alle aufzuessen.«
    Nachdem Pigrato gegangen war, standen die Leute auf der Plaza herum, und man verstand kaum sein eigenes Wort, so laut wurde diskutiert. Immer wieder kam jemand mit neuen Einzelheiten, wie Worldnet News sie berichtete, und nach und nach verlagerte sich die Debatte in den Fernsehraum. An ein Fest war nicht mehr zu denken, die Töpfe dampften allein gelassen auf der Anrichte vor sich hin.
    »Wir müssen das verhindern«, erklärte Ronny trotzig.
    Carl hob neugierig die Augenbrauen. »Und wie?«
    »Keine Ahnung.« Ronny schob die Unterlippe vor. »Irgendwie eben.«
    Elinn nickte ebenfalls. »Ja. Genau. Wir dürfen das nicht zulassen.«
    »Die fragen uns aber nicht, ob wir das zulassen«, sagte Carl. »Es verhindern – wie denn? Was können wir denn schon tun?«
    Elinns Gesicht war mit einem Mal fast so rot wie ihre Haare, ein Ausdruck heillosen Zorns und abgrundtiefer Enttäuschung. »Dir ist es doch gerade recht, wenn sie die Marssiedlung auflösen!«, schrie sie ihren Bruder an. »Auf die Weise kommst du wenigstens auf die Erde und kannst studieren…«
    »Was?«, erwiderte Carl verdattert.
    »Alles andere ist dir völlig egal!« Elinn konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten und rannte davon.
    Carl sah ihr nach wie vom Donner gerührt. »Das ist nicht wahr«, erklärte er den anderen, kam sich aber dabei wie ein Lügner vor. »Was sie gesagt hat… Es ist mir nicht recht, wenn sie die Marssiedlung auflösen. Ich meine…« Er wusste nicht, was er meinte, oder konnte es jedenfalls nicht in Worte fassen. Ja, ihm war kurz der Gedanke durch den Kopf geschossen, dass das eine Chance war – aber doch nur einen Moment lang, eine Sekunde vielleicht, und er hatte nicht im Ernst …
    »Sie ist ein bisschen seltsam in letzter Zeit«, sagte Ariana. »Seit sie in den Jefferson-Graben gestiegen ist, würde ich sagen.«
    »Sie war schon immer seltsam, wenn ihr mich fragt«, erklärte Ronny gnadenlos.
    Carl war noch immer mit seinen Schuldgefühlen beschäftigt. »Wenn ich einmal Raumfahrer werden und das Sonnensystem erforschen will, muss ich dazu studieren, und das kann ich nur auf

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