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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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dem hohen Luftdruck, weiß nicht mehr.«
    »Der Sauerstoff«, sagte Carl. »Einundzwanzig Prozent, aber viel höherer Luftdruck. Auf der Erde gehst du übrigens ohne jede Schutzkleidung hinaus – du machst einfach die Tür auf und bist im Freien. Überall hat es Luft.«
    Ronny kratzte sich am Hinterkopf. »Kommt mir wie eine ziemliche Verschwendung vor.«
    »Die Luft ist ja einfach da«, meinte Ariana. »Die Erdlinge machen sie nicht selber. Der ganze Planet ist in Luft eingehüllt.«
    »Und in Wolken«, wusste Ronny. »Das sind die weißen Streifen, die man auf Fotos von der Erde sieht.«
    »Das sind Ansammlungen von Wasserdampf. Die entstehen, wenn die Sonne auf die Ozeane scheint«, erklärte Ariana. »Und die werden dann von Winden weitergetragen, bis sie in eine kältere Gegend kommen, wo der Wasserdampf wieder kondensiert und auf den Boden fällt. Das nennt man Regen.«
    »Und wenn du da gerade im Freien bist, dann kriegst du das voll ab«, fügte Carl hinzu. »Das muss was sein – Regen und Wind und so weiter auf der bloßen Haut.«
    Ronny nickte eifrig. »Mein Vater hat mal erzählt, dass es auf der Erde Gegenden gibt, wo es im Freien so heiß ist, dass man schwitzt. Dort gehen die Leute sogar nackt in die Ozeane, um darin zu baden.«
    »Ja, stimmt«, sagte Carl und schüttelte sich. »Das muss man sich mal vorstellen, das salzige Wasser, und dann ist es voller Fische und Quallen und anderer Lebewesen.«
    Ariana zuckte die Schultern. »Also, das stell ich mir toll vor. Die Wellen und alles… Das muss so sein, wie wenn man sich in einen Herbststurm stellt und einem der Sand um den Helm geblasen wird. Oder Skifahren, das würde ich auch gern mal machen. Wie Buljakow und Roseman am Marsnordpol, wisst ihr noch?«
    Alle nickten. Die Aufnahmen, die die beiden Forscher vor Jahren von der bisher weitesten Überlandfahrt mitgebracht hatten, kannte jeder Siedler.
    Schweigen breitete sich wieder über die traurige Runde wie ein dunkles Tuch, unter dem man keine Luft bekam. Carl sah zu seinem kleinen Bücherregal hinüber, seinem ganzen Stolz. Fast alle der Bücher hatte er selber hergestellt, hatte die von der Erde übertragenen Textdateien auf Papier gedruckt, das in der Siedlung hergestellt worden war, und sie anschließend selber gebunden. Er würde sie hier lassen müssen. Natürlich, auf der Erde konnte er alle diese Bücher für wenig Geld wieder kaufen, aber das war nicht dasselbe.
    »Auf der Erde gibt es überall Tiere«, sagte Ariana. »Echt überall. Kleine Nagetiere, die in Vorratsräume krabbeln. Mäuse. Ratten. Jede Menge Insekten. Spinnen und so was, die bis in die Häuser kommen.«
    »Und die Luft ist voller Bakterien«, nickte Ronny und verzog das Gesicht.
    »Na ja«, meinte Ariana, »unsere Luft hier auch. Das geht überhaupt nicht anders.«
    »Aber im Notfall kann Mister Kuambeke einen Nanofilter in die Klimaanlage schieben und die Bakterien herausfiltern. Außerdem sind es unsere eigenen Bakterien. Auf der Erde sind es die von… Oh, ich weiß nicht. In solchen Städten leben doch tausende von Menschen oder hunderttausende…«
    »Millionen manchmal«, sagte Carl. »Das ist das, was ich mir am schlechtesten vorstellen kann. Auf der Erde wird es richtig eng sein. Ich meine, wenn man studiert und nach ein paar Jahren wieder abfliegt, kann man das aushalten, aber für immer …« Er schüttelte den Kopf. »Die Erdlinge können einem ganz schön Leid tun.«
    »Wieso?«, wunderte Ronny sich. »Wir werden doch jetzt bald selber welche.«
    Carl verzog die Mundwinkel. »Eben.«
    »Ich werde kein Erdling«, verkündete Elinn mit finsterer Entschlossenheit. Sie hieb nicht mit der Faust irgendwohin, sie stampfte auch nicht zornig mit dem Fuß auf, aber sie klang so. Den anderen rieselte ein Schauer über den Rücken, als Elinn das sagte. »Ich werde kein Erdling. Ich bleibe hier, und die Marsianer werden mir dabei helfen.«
    Damit stand sie auf und stolzierte davon.
    »Wir müssen ein bisschen aufpassen, was wir sagen, glaube ich«, sagte Ariana, als Elinn verschwunden war. »Auch wenn es jedem von uns an die Nieren geht, Elinn scheint alles noch viel schlechter zu verkraften.«
    »Als würde sie sich endgültig in eine Traumwelt flüchten«, nickte Carl unbehaglich. Wenn er nur gewusst hätte, was er machen konnte. Er würde gut auf sie aufpassen müssen, das war klar. Sie wirkte ganz so, als wolle sie bald die nächste Dummheit begehen.

13
    Ein mörderischer Planet
    Am nächsten Morgen beim Frühstück

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