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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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aufsteigen, die ihm fast den Atem nahm. Er wurde in den Knien ganz weich und hatte das deutliche Gefühl, dass ihm gleich zum Speien übel werden würde. Er sah seinen Händen zu, wie sie über die Tastatur wanderten, den Mailzugang schlossen, das Terminal abschalteten. Von seinen Beinen ließ er sich wieder hinaustragen in den Essensgeruch und den hallenden Festlärm, und dabei hatte er immer noch das deutliche Gefühl, dass ihm gleich zum Speien übel werden würde.
    Als er am Fernsehraum vorbeiging, kam Roger Knight aus der Tür, mit großen Augen, mit den Armen fuchtelnd, so aufgeregt, wie man ihn noch nie gesehen hatte, und rief: »Unglaublich! Leute, hey! Ihr müsst euch mal anhören, was in den Nachrichten kommt…!«
    Doch da erstarb schon die Musik, und Carl sah, wie Pigrato auf der Bühne stand und das Mikrofon in die Hand nahm. Da wusste Carl: Es war alles wahr, und dies war der Augenblick, in dem es geschah.

11
    Der Beschluss
    Nachdem Pigrato seine Erklärung abgegeben hatte, war es zuerst so still, dass man hätte glauben können, die Siedler wären vor Schreck alle gestorben. Fassungslose Augen starrten den Vertreter der Erdregierung an. Münder standen offen, Kiefer hatten im Kauen innegehalten, Hände mit Gabeln schienen in der Luft festgefroren.
    »Ich hielt es für das Beste«, fügte Pigrato mit etwas unsicherer Stimme hinzu, »Sie so schnell wie möglich von diesem Beschluss in Kenntnis zu setzen.«
    Der Beschluss. Nachdem die Medien durch irgendeine dumme Indiskretion davon Wind bekommen hatten, hatte Senator Bjornstadt ihn angewiesen, den Beschluss umgehend zu verkünden. Und hier hatte er sie alle beisammen, ohne eine Versammlung einberufen zu müssen.
    Die Regierung der Föderation der Staaten der Erde hat beschlossen, die Anstrengungen zur Besiedelung des Mars nicht weiter fortzusetzen. Die bestehende Marssiedlung wird aufgelöst, die Bewohner der Siedlung werden auf die Erde zurückgeholt. Die Forschungsarbeiten auf dem Mars werden bis auf weiteres eingestellt.
    Sie starrten ihn immer noch an. Die Stille schien die Luft gefrieren zu lassen. Ob diese verdammten Marsleute sich jemals wieder bewegen würden?
    Der erste Schrei, der kam, war der Schrei eines jungen Mädchens. Ganz vorn saß es, und es schrie, als würde ihm ein Messer im Leib herumgedreht.
    Dann schrien alle.
    »Ruhe«, konnte Pigrato endlich brüllen, verstärkt durch die Lautsprecher der Jazzband, »bewahren Sie Ruhe!«
    So war es ihm lieber. Wenn sie schrien, sich wehrten, wenn er dagegenhalten musste. Das war eine Situation, in der er wusste, was zu tun war.
    Sie schrien weiter. Arme fuchtelten, Männer sprangen auf, Frauen schwangen Fäuste. Pigrato sah sich nach seinen beiden Helfern um. Sie hatten den Nachmittag über alles sichergestellt, was man als Waffe benutzen konnte, aber wenn es zu einer Prügelei kommen sollte, würde es trotzdem hart werden.
    »Ruhe! Bitte Ruhe, ich will versuchen, Ihnen alle Fragen zu beantworten. Noch mal: Ich habe nicht den geringsten Einfluss auf diese Entscheidung. Was immer Sie zu mir sagen und was immer Sie mit mir tun, ändert nichts an der Entscheidung der Regierung. Ich bin nur im Stande, Ihnen die Einzelheiten zu erklären. Für alles andere müssen Sie sich an Ihre Vertreter im Parlament wenden. Bitte…«
    Sie schrien immer noch, aber Pigrato ließ sich nicht einschüchtern und sprach weiter. »Die Entscheidung, die Marssiedlung zu beenden«, erklärte Pigrato betont langsam und deutlich, damit es überall auf der Plaza trotz des Lärms verständlich war, »hat in der Hauptsache finanzielle Gründe. Um es ganz klar zu sagen: Die Erdregierung ist in Geldnot. In den Protektoratszonen Afrikas wüten schwere Seuchen, deren Bekämpfung enorme Anstrengungen erfordert. Das Erdbeben in der Republik Sibirien hat die dortige Wirtschaft schwer geschädigt und Aufbaumittel der Föderation erforderlich gemacht. Und so weiter. Im Begründungstext des Beschlusses werden Ihre Leistungen bei Aufbau und Unterhalt der Marssiedlung ausdrücklich gewürdigt. Es ist also keineswegs so, dass die Regierung Ihre Verdienste in Abrede stellt. Aber wir – und damit ist die gesamte Menschheit gemeint – können uns die Marssiedlung einfach nicht länger leisten.«
    Nun schwiegen doch einige der Marsleute, betreten, wie ihm schien. Dumm waren sie ja allesamt nicht. Man sah den gefurchten Stirnen förmlich an, wie hinter ihnen nach Gegenargumenten gesucht wurde.
    Wie nicht anders zu erwarten, lautete das erste:

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