Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Marsoberfläche befindliche Siedlung zurückzuziehen. Auf der Erde merkt man von Sonnenstürmen so gut wie nichts, weil die dichte Atmosphäre sie aufhält; auf dem Mars dagegen sind gewisse Schutzmaßnahmen angebracht, auch wenn Sonnenstürme sich als nicht so gefährlich herausgestellt hatten, wie man in der Frühzeit der Raumfahrt geglaubt hatte.
    Da man ohnehin damit beschäftigt war, das gemeinschaftliche Essen vorzubereiten, das jeden Sonntag auf der Plaza stattfand, störte das weiter nicht. Tische und Stühle waren aufzustellen, Teller und Besteck zu verteilen, in großen Töpfen und Pfannen garten leckere Speisen, und bald erfüllten köstliche Düfte Plaza, Main Street und die angrenzenden Gänge.
    »Hast du noch mal was von Visilakis gehört?«, fragte Arianas Stimme aus dem Hörer des Kommunikators.
    »Nein«, sagte Carl. »Seit dem zweiten Mail kein Wort mehr.«
    Sonntags hatten sie keinen Unterricht, es sei denn, jemand war mit dem Pensum im Rückstand und musste aufholen. Das kam vor. Besonders Ronny verbrachte den Sonntag oft im Computerraum. Eigentlich hatte er das auch heute vorgehabt, aber wegen des Sonnensturms war es nicht möglich.
    Auch wenn kein Unterricht war, hatten sie doch alle ihre Aufgaben zu erfüllen. Carl war in der Gemeinschaftsküche eingeteilt, um massenhaft Gemüse zu putzen und zu schneiden.
    »Die Erdlinge waren hier«, erzählte Ariana. Sie half in der Werkstatt, Schrauben, Nägel und Nieten herzustellen. »Farukh und Dipple. Sie haben den Laserschneidbrenner mitgenommen, kannst du dir das vorstellen?«
    »Und wozu?«
    »Haben sie nicht gesagt. Ich meine, ich kann mir nicht vorstellen, was sie damit wollen. So, wie sie das Ding angefasst haben, können sie auch überhaupt nicht damit umgehen. Aber sie haben furchtbar wichtig getan und dauernd ›Pigrato, Pigrato‹ gesagt.«
    »Vielleicht kann Pigrato damit umgehen?«
    »Ich würde mich auf keine fünfzig Meter herantrauen, wenn er damit umgeht.«
    Carl runzelte die Stirn. »Seltsam, oder?«
    »Oberseltsam.«
    Aus dem vorderen Teil der Küche, wo die Herde und Backöfen standen, hallte plötzlich ungewohntes Geschrei und Gezeter. »Warte mal, hier ist irgendwas los…« Carl stand auf und spähte um die Ecke. Da stand Anatole Rossetti, der sonntags immer den Chefkoch spielte, und stritt sich mit… Carl blinzelte. Das war ja kaum zu glauben. Er ging ein paar Schritte zurück, um nicht gehört zu werden, und nahm den Kommunikator wieder ans Ohr.
    »Halt dich fest«, sagte er zu Ariana. »Farukh und Dipple sind gerade in der Küche und beschlagnahmen alle Messer, die länger sind als zehn Zentimeter.«
    Erstaunlich viele der Siedler beherrschten Musikinstrumente, und der Sonntagabend war immer die Gelegenheit, zu zeigen, was man konnte. Diese Woche hatte sich ein Trio zusammengefunden aus Abasi Kuambeke, der zwar nicht so gut Gitarre spielte, wie er Klimaanlagen in Schuss hielt, aber recht passabel singen konnte, aus Mario Morena, einem fülligen Sizilianer, der ein Keyboard sein Eigen nannte, und dem magersten Mann auf dem Mars, Avery Beal aus Arizona, der in Jugendjahren in einer Band getrommelt hatte und nun Schlagzeug auf dem Mars spielte, ein selbst gebautes, weil der Raumtransport eines so voluminösen Musikinstruments unerschwinglich gewesen wäre. Sie spielten Jazz aus zwei Jahrhunderten, alte Stücke von Louis Armstrong genauso wie Songs der Budapester Swingära von 2035. Die drei stimmten ihre Instrumente, während ringsum die Tische gedeckt wurden, spielten sich ein, solange man die Heizplatten aufbaute und die Töpfe herantrug, und ohne merklichen Übergang hörten die Proben auf und begann das Konzert: Irgendwann tanzten die Ersten ausgelassen zwischen den Stuhlreihen, trudelten die Siedler nach und nach ein, belegten Plätze, begannen Gespräche oder lüpften am Büffet die Deckel, um zu sehen, was da so gut roch.
    Carl stand bei der Anrichte und beobachtete Elinn, die dicht vor den Musikern hockte und hingebungsvoll im Takt mitwippte.
    »Greifen Sie zu, Roger«, hörte er neben sich Doreen Vaselic, die einige der Töpfe bewachte. »Hier haben wir Hühnerfrikassee mit verschiedenen Gemüsesorten, hier das beliebte Lauchmus nach dem Rezept von Irene Dumelle, und hier…«
    »Nachher«, winkte der grauhaarige Mann ab. »Ich will mir noch die Strahlungsvorhersage im Fernsehen anschauen. Wenn der Sonnensturm anhält, fällt die Arbeit morgen flach, und ich brauche mich beim Alkohol nicht so zurückzuhalten…«
    Doreen

Weitere Kostenlose Bücher