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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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sie in das überraschend enge Arbeitszimmer und dort in seinen Sessel hinter dem Schreibtisch. Sie setzte sich und erschrak, als sie auf dem großen Bildschirm gegenüber den Senator sah, leibhaftig an seinem eigenen wuchtigen Schreibtisch sitzend und Dokumente abzeichnend, mit einem richtigen altmodischen Kugelschreiber.
    »Wir müssen warten, bis der Senator uns auf seinem Bildschirm sieht«, erklärte Pigrato halblaut und zog sich einen Stuhl heran. »Ich weiß nicht, haben Sie schon einmal eine Videokonferenz zur Erde mitgemacht?« Christine Faggan schüttelte stumm den Kopf. »Es dauert ungefähr sieben Minuten und zwanzig Sekunden, bis das Signal die Erde erreicht. Wenn Sie etwas sagen, müssen wir also fast fünfzehn Minuten warten, bis wir die Antwort erhalten.«
    »Meine Güte«, entfuhr es Elinns Mutter.
    »Na ja, so ist das eben. Man muss viel Geduld haben.«
    »Hat er gesagt, weswegen er mich sprechen will?«
    Pigrato zuckte die Schultern. »Ich nehme an, es geht um Ihre Tochter.«
    »Ah.« Sie betrachtete den Senator. Außer auf Bildern hatte sie ihn noch nie gesehen, im Fernsehen einmal. Nie so aus der Nähe. Er wirkte einschüchternd groß und mächtig, ein Mann um die sechzig, mit weißblondem, dünn werdendem Haar, einem fleischigen Gesicht und blaugrauen Augen. Um seine dünnen Lippen hatten sich feine Linien eingegraben, die etwas Rücksichtsloses, Brutales in dieses Gesicht zeichneten. Senator Bjornstadt war ein Mann, vor dem man Angst haben konnte, und wenn man ihn sich zum Feind machte, wahrscheinlich zu Recht.
    »Finde ich großartig von dir, dass du mir helfen willst«, sagte Roger Knight, als sie sich an Schleuse 3 trafen, und schüttelte Carls Hand, als wäre er ein Erwachsener. »Manche lassen sich jetzt gerade ziemlich hängen, weißt du?«
    »Ich dachte, es ist besser, ich lenke mich ab«, erklärte Carl, während er sich in seinen Raumanzug zwängte. »Und ich will noch so oft wie möglich rausgehen.«
    »Genau«, nickte der grauhaarige Pilot. »Das ist das einzig Wahre.«
    Carl versiegelte den Anzug, kontrollierte alle Anzeigen und schloss die Handschuhe. Dabei studierte er unauffällig Knights Raumanzug, der ein Recyclingsystem auf dem Rücken trug statt der üblichen Sauerstoffpatrone. »Sagen Sie, passt so ein Recyclingsystem eigentlich an die ganz normalen Anschlüsse?«, fragte er beiläufig.
    Knight schien begeistert, das ausführlich beantworten zu können. »Ja, sicher. Aber du brauchst einen Adapter, weil das Kohlendioxid, das du ausatmest, nicht einfach abgeblasen werden darf wie beim normalen Anzug, sondern zurück in das System muss. Siehst du, das Teil hier. Ein CR-Adapter. Außerdem musst du an deinem Anzug den Modus von E auf R umschalten. R wie Recycling; was das E heißt, weiß ich gar nicht.«
    Carl nickte interessiert. »So einfach ist das? Das hat man uns bisher verschwiegen.«
    »Na ja, diese Stinketeile sind ja auch eine Zumutung. Nichts für Kinder.« Knight holte eine zusammengefaltete Karte heraus. »Also, zu unserem Job. Der Sturm letzte Woche hat eine der Messstationen umgeworfen. Diese hier.« Sein blau behandschuhter Finger tippte auf das Papier. »Dort fahren wir hin. Ich dachte mir, du hältst sie mit dem Greifarm, und ich gehe raus und erneuere die Bodenbefestigungen.«
    »Alles klar«, sagte Carl.
    Knight hatte seinen Raumhelm hochgenommen und blies ein paar rote Sandkrümel aus dem Verschluss. »Ist natürlich Blödsinn, die Messstation wieder aufzustellen, wo wir uns demnächst alle davonmachen. Aber so läuft das eben. Darüber darf man nicht nachdenken.«
    »Und wenn man doch darüber nachdenkt?«
    Roger Knight sah Carl an, den Helm in Händen wiegend, und schien zu überlegen, wie viel von dem, was er sich dachte, er ihm zumuten konnte. »Also, wenn du mich fragst – ich glaube nicht, dass das endgültig ist. Wir Menschen sind so beschaffen, dass wir immer weiter hinausgehen müssen ins Unbekannte, und daran wird uns auch ein Senator Bjornstadt nicht auf Dauer hindern. Wenn wir die Marssiedlung jetzt schließen, werden kommende Generationen sie irgendwann wieder öffnen und weiterführen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber diese kommenden Generationen werden sich kranklachen über uns, ich sag’s dir.«
    Senator Bjornstadt sah unvermittelt hoch und, wie es schien, Christine Faggan direkt in die Augen. »Mrs Faggan, ich grüße Sie von hier unten, von der Erde«, begann er mit fester, fast dröhnender Stimme. »Ich freue mich, Sie einmal persönlich

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