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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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reine Formalie natürlich, aber eben notwendig, damit alles seine Richtigkeit hat. Mister Pigrato hat eine Kopie dieses Textes, den ich Sie bitten möchte, nun zu unterschreiben.«
    Sie sah auf das Blatt hinab, das Pigrato schweigend vor sie hinlegte, zusammen mit einem Schreibstift, und spürte, wie ihr Herz plötzlich wild zu schlagen anfing. Sie wollte weglaufen, wollte aufstehen und gehen, wollte sagen, dass sie das alles erst prüfen und besprechen und sich in Ruhe überlegen müsse, aber sie konnte es nicht. Da war der Senator, groß und mächtig, geradezu überwältigend, und da war Pigrato neben ihr, da war der Stift, und sie sah ihren Händen zu, wie sie den Stift nahmen und den Vertrag zurechtschoben und ihre Unterschrift darunter setzten, als gehorchten sie nicht mehr ihrem Willen, sondern dem von Senator Bjornstadt.
    Das war merkwürdig. So merkwürdig, dass Dipple zur Sicherheit noch einmal zurück an das Regal ging und noch einmal nachzählte. Mit demselben Ergebnis. Noch mehr Fehlbestände – und das, obwohl niemand das Lager auch nur betreten hatte!
    Laut Scanner. Dipple kehrte zurück zu dem Gerät neben der Tür, dem einzigen Zugang in diesem kalten, ungemütlichen Raum, in dem einem der Atem zu weißen Wölkchen gefror, und ging davor in die Hocke. Er hatte die Verkleidung abgenommen und Messgeräte angeschlossen, und die sagten, dass der Scanner so funktionierte, wie ein Scanner funktionieren muss. Jede Packung, jeder Sack und jede Dose waren mit reaktiven Etiketten gekennzeichnet, die das Gerät zuverlässig erkannte, und wenn jemand einen nicht gekennzeichneten Gegenstand aus dem Lager getragen hätte, hätte der Scanner auch das gemerkt und verzeichnet. Aber da war nichts. Säcke mit Weizen hatten sich anscheinend in Luft aufgelöst. Dosen mit Gemüse waren spurlos aus den Regalen verschwunden. Zucker und Kaffbapulver hatten sich packungsweise verflüchtigt.
    Und während Graham Dipple so dahockte und die Innereien des Scanners betrachtete, hatte er plötzlich das Gefühl, nicht allein zu sein in dem düsteren, großen Lagerkeller.
    Er sah hoch, wandte den Kopf, lauschte. Doch, da war etwas. Ein Geräusch. Aber er konnte es nicht einordnen. Ein fernes Rascheln, Kratzen, Schaben, ein seltsames Geräusch. Und so, als käme es aus einem Nebenraum. Was Blödsinn war, denn es gab keinen Nebenraum. Von der nächsten Höhle trennten ihn über hundert Meter massiven Felsgesteins.
    Dipple senkte den Kopf, ließ sich auf alle viere hinab und spähte unter den untersten Regalböden hindurch, in der Hoffnung, irgendwo Füße zu sehen. Nichts. Und der Boden war scheißkalt, sogar wenn man die Wange bloß dicht darüber hielt, biss die Kälte hinein. Diese Marssiedler waren vielleicht Temperaturen gewöhnt, du meine Güte. Die reinsten Eskimos.
    Er langte bedächtig hinüber in seine Gerätetasche, zog die große Taschenlampe heraus. Nur kein Geräusch machen. So leise wie möglich erhob er sich, schlich auf Zehenspitzen die Regalfronten entlang, spähte in jeden Gang. Jeder Gang lag still, dunkel und verlassen da. Schließlich knipste er die Lampe an, ließ ihren starken Strahl umherfunzeln. »Ist da jemand?«, rief er. »Ich habe Sie gehört. Ich bin hier bei der Tür. Sie kommen nicht heraus, ohne dass ich Sie sehe.«
    Einen Moment Stille, dann raschelte, schabte, kratzte es wieder. Da war etwas, kein Zweifel. Dipple versuchte die Geräusche zu lokalisieren, leuchtete umher, aber sie schienen aus dem Nichts zu kommen. Als triebe ein Unsichtbarer sein Unwesen im Lebensmittellager.
    »Na gut«, murmelte Dipple schließlich. »Wir können auch anders.« Er hob seine Gerätetasche auf den Packtisch, der die ganze Stirnseite einnahm, und wühlte darin, um schließlich eine Art schwarzer Brille mit dicken, röhrenförmigen Vorrichtungen an Stelle der Brillengläser zu Tage zu fördern. Eine Infrarotbrille. Er setzte sie auf und schaltete dann das Licht im Lagerraum aus.
    Darauf hätte er eigentlich auch schon eher kommen können. Die letzte Entnahme aus dem Lager lag vier Stunden zurück; wenn der Unbekannte seither weitere Raubzüge unternommen hatte, musste er zumindest Wärmespuren hinterlassen haben. Zwar würden die nicht sehr lange halten in dieser beißenden Kälte, aber einige Stunden schon.
    Dipple bewegte sich langsam vorwärts, vorsichtig, um nicht gegen die Regale zu laufen, die in der Infrarotdarstellung nur als schwarze Schatten vor schwarzem Hintergrund erschienen. Also gar nicht. Er sah seine

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