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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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eigentlich?«
    »Keine Ahnung«, sagte Carl. »Ich hoffe, sie macht keinen Blödsinn. AI-20, ist Elinn rausgegangen?«
    »Nein«, antwortete die synthetische Stimme. »Ich lokalisiere Elinn in ihrem Zimmer.«
    Carl verdrehte die Augen. »Sie hat bloß ihren Kommunikator auf dem Bett liegen lassen.«
    »Carl, auf die Gefahr hin, dir auf die Nerven zu gehen, muss ich dich darauf hinweisen, dass du mit dem Geschichtsunterricht so weit zurückliegst, dass du von nun an jeden Tag mindestens eine Einheit absolvieren musst, um den Stoff bis zur Halbjahresprüfung noch zu bewältigen.«
    Ariana grinste unverschämt.
    »Du hast Recht, AI-20«, rief Carl. »Du gehst mir auf die Nerven.«
    »Es tut mir Leid, das zu hören, Carl. Mein Anliegen ist lediglich, dir zu helfen, eine solide Ausbildung zu erhalten.«
    »Eine solide Ausbildung, darunter verstehe ich Physik, Mathematik, Astronomie, solche Dinge. Aber Geschichte – pff! Was fange ich damit an? Das ist doch alles längst vorbei und geschehen. Nicht mehr zu ändern. Alt. Verstaubt. Geschichten von toten Leuten.«
    »Ich muss dir widersprechen. Geschichte kann enorm lehrreich sein. Sie ist sozusagen eine Sammlung von Anschauungsbeispielen, wie Menschen handeln können und welche Auswirkungen dieses Handeln haben kann. Nur indem man auf den Erfahrungen seiner Vorfahren aufbaut, kann man sich weiterentwickeln. Übrigens wird dies auch in den von dir geschätzten Naturwissenschaften so gehandhabt.«
    »Ja, ja. Ich habe gerade wirklich andere Sorgen als mein Pensum in Geschichte, glaub mir.«
    »Das glaube ich dir, Carl. Aber sich Sorgen zu machen verändert im Leben überhaupt nichts. Du sitzt da und fühlst dich schlecht, ohne dass damit irgendjemandem geholfen wäre. Meinst du nicht, du könntest die damit verbrachte Zeit sinnvoller nutzen?«
    »Hört, hört«, murmelte Ariana spöttisch. »Die Künstliche Intelligenz wird zum Künstlichen Philosophen.«
    Carl sah aus dem Fenster, in den klaren gelben Himmel eines strahlenden Marsfrühlingstages. »Machst du dir denn keine Sorgen, AI-20? Immerhin wird man dich abschalten, wenn wir gehen.«
    »Mein Zustand bleibt gespeichert. Man wird mich jederzeit wieder einschalten können, ohne dass es einen Unterschied macht.«
    »Und wenn dich nie wieder jemand einschaltet?«
    Die Künstliche Intelligenz antwortete nicht. Carl, Ariana und Ronny sahen sich verwundert an. Das war keine der üblichen Denkpausen, wenn jemand sich besonders unklar ausgedrückt hatte und AI-20 erst Millionen von möglichen Bedeutungen durchspielen musste, ehe er zu einem Schluss kam, was gemeint war. Und so lange hatte das auch noch nie gedauert. Es war, als hätte jemand die Künstliche Intelligenz abgeschaltet.
    Doch dann, nach Minuten, erklang die synthetische Stimme wieder. »Darüber muss ich nachdenken«, erklärte AI-20 nur.
    Auch Carl wurde nachdenklich, und schließlich wandte er sich doch seinem Geschichtsunterricht zu. Denn, dieser Gedanke war richtig, solange er nur herumsaß und sich hilflos fühlte, konnte er sich genauso gut mit etwas Sinnvollerem beschäftigen. Sonst drehten sich die Gedanken ohnehin nur im Kreis, und dauernd kamen einem dieselben dummen Ideen.
    Das 20. Jahrhundert also. Eine seltsame Zeit. Sich vorzustellen, dass es zwischen den einzelnen Ländern einmal richtiggehende Grenzen gegeben hatte, mit Drahtzäunen und Wachposten und strengen Kontrollen – das war schon bizarr. Manche dieser Grenzen waren sogar bewacht worden, man hatte auf Menschen geschossen, die sie passieren wollten. Doch davon hatten sich viele nicht aufhalten lassen, und das mit gutem Grund, denn damals konnte noch jede Regierung mit ihren Bürgern mehr oder weniger machen, was sie wollte, und manche dieser Regierungen waren hemmungslos diktatorisch gewesen und hatten die Menschen brutal unterdrückt.
    Arianas Kommunikator gab ein Wecksignal von sich. »Ah, ich muss los«, fuhr sie hoch. »In die Werkstatt. Schrauben einölen und verpacken, könnt ihr euch das vorstellen? Als ob wir in ein paar Monaten zurückkämen.«
    Ronny schaltete sein Terminal ab. »Ich hab auch genug. Ich komm mit runter.«
    »Man sieht sich«, murmelte Carl geistesabwesend und ohne den Blick zu heben, ja, ohne recht zu registrieren, was um ihn herum vorging. Dass die beiden noch minutenlang dastanden und ihn verwundert betrachteten, dass Ronny feststellte, nun habe es Carl offenbar endgültig erwischt, und dass die beiden abmachten, »wer zuerst am Aufzug ist!«, und losrannten, alles

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