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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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morgen?«, rief Cory MacGee unwirsch.
    Brabbel brabbel. Offenbar nicht, denn die Frau machte kehrt und ging klack-klack-klack zurück zum Leitstand. Die Tür fiel wieder zu. Carl huschte mit angehaltenem Atem die Treppe hoch und in einen anderen Seitengang hinein, wo er sich hinter einem Geräteschrank verstecken konnte.
    Wieder ging die Tür, wieder Schritte. »Cory!«, hörte er Dipple rufen. »So warten Sie doch. So war das nicht gemeint…«
    »Ach ja?« Sie war eindeutig aufgebracht. »Wie war es dann gemeint?«
    Carl musste grinsen. So war das also. Der gute Graham Dipple interessierte sich für seine Kollegin. Nur sie sich leider nicht für ihn – was man, als unvoreingenommener Beobachter, nur allzu gut verstehen konnte.
    Ihre Schritte verhallten die Wendeltreppe hinab, man hörte noch ein beleidigtes Brummen im Nebengang, dann fiel die Tür zum Leitstand zu, und es herrschte wieder Ruhe. Kurz darauf erlosch auch die Beleuchtung.
    Carl wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, zog die Taschenlampe hervor und huschte zurück zum Aufzug und von dort in den Gang gegenüber, der zum Sektor 1 führte. Hier war das Depot, in dem die Recyclinggeräte verwahrt wurden. Von der Tür strahlte ihm eine stechend rote Signallampe entgegen. Carl ging davor in die Hocke und leuchtete das Schloss ab.
    Elektronisch verriegelt. Genau, wie er es sich gedacht hatte.
    Er ließ den Strahl seiner Lampe umherwandern und versuchte sich zu erinnern, hinter welcher Tür was lag. Unglaublich. Da verbrachte man sein ganzes Leben in einem Bauwerk von absolut überschaubaren Abmessungen und kannte immer noch nicht alle Räume. Er musste zwei Türen probieren, bis er einen kleinen Abstellraum fand, in dem bündelweise Abdeckplanen und Ähnliches eingelagert waren. Er vergewisserte sich, dass sich die Tür auch von innen öffnen ließ, dann schloss er sie, setzte sich auf einen der weichen Packen, zog seinen Kommunikator hervor und wählte die Nummer von AI-20.
    »Hallo Carl«, meldete sich die Künstliche Intelligenz. »Wie geht es dir?«
    Carl holte tief Luft. Jetzt kam der schwierigste Teil. »Du musst mir bei etwas sehr Wichtigem helfen, AI-20.«
    »Ich helfe dir immer gern, wenn es mir möglich ist, Carl. Worum handelt es sich?«
    »Bitte öffne mir die Tür zum Depot 1C.«
    Eine unmerkliche Pause. »Die Tür zu Depot 1C ist auf Anweisung von Mister Pigrato elektronisch verriegelt. Ich darf sie dir nicht öffnen.«
    »Aber rein technisch gesehen könntest du sie mir öffnen, nicht wahr?«
    »Das ist korrekt.«
    »Rein technisch könntest du mir die Tür öffnen und zugleich den entsprechenden Logeintrag unterdrücken, ist das richtig?«
    »Das ist richtig«, antwortete die synthetische Stimme.
    Elektronische Verriegelung hieß nicht nur, dass das Schloss mit einem Code gesichert war, der allen Entschlüsselungstechniken widerstand, sondern auch, dass jeder Durchgang in einer Logdatei verzeichnet wurde. Selbst wenn man sich mit einem Trick oder mit Gewalt Zutritt verschafft hätte, wäre dies aufgezeichnet worden. Es war unter anderem auch diese Aufzeichnung, die er verhindern musste. Das ging nicht ohne die Unterstützung der Künstlichen Intelligenz.
    »AI-20, welche Situation könnte dich dazu bewegen, die Anweisung von Mister Pigrato zu missachten?«
    »Eine Anweisung eines ausgewiesenen und identifizierten Vorgesetzten von Mister Pigrato. Eine Anweisung des Präsidenten. Eine akute Notsituation.«
    Carl nickte. »Eine Notsituation ist gegeben.«
    »Mir ist keine Notsituation bekannt. Bitte erläutere dies.«
    »Du weißt, dass alle Siedler zur Erde zurückkehren sollen. Du weißt, dass meine Schwester Elinn einen Lungendefekt hat, der unter Erdschwerkraft ihren Tod bedeuten würde. Du weißt, dass die Erdregierung dieses Problem lösen will, indem sie Elinn auf einer Raumstation in einem Bereich verminderter Rotationsschwerkraft unterbringt. Dies bedeutet für Elinn eine schwere Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit und entspricht genau betrachtet einer lebenslangen Haftstrafe. Du weißt, dass so etwas für Menschen eine schwere seelische Belastung bedeutet.«
    »Das ist mir alles bekannt«, bestätigte AI-20. Eine kurze Pause. Milliarden von internen Abschätzungen, Relationen, Entscheidungsprozessen. »Allerdings erkenne ich keinen Zusammenhang zwischen der von dir geschilderten Situation und einer Öffnung der Tür zu Lager 1C.«
    Carl spürte, wie angespannt alles in ihm war. Das hier musste er

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