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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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bewältigen, sonst war alles aus. »Ich habe einen Plan, wie wir auf dem Mars bleiben können. Dazu brauche ich aber vier Recyclinggeräte.«
    »Wie sieht dieser Plan aus?«
    »Das kann ich dir im Moment nicht verraten. Du musst mir vertrauen.«
    AI-20 überlegte. »Ich kann Vermutungen anstellen. Da du vier Recyclinggeräte haben möchtest, vermute ich, dass du mit ›wir‹ dich und die anderen Kinder meinst. Ich muss dich fragen, ob du dir darüber im Klaren bist, dass die Marssiedlung unmöglich mit einer Besatzung von vier Personen geführt werden kann.«
    »Ja, das weiß ich. Das habe ich auch nicht vor.«
    »Ist dir ferner auch klar, dass der Energievorrat eines Recyclinggeräts begrenzt ist?«
    »Natürlich. Die nominelle maximale Einsatzdauer ohne Wiederaufladung beträgt laut Herstellerangaben siebzig Stunden.«
    Wieder schwieg AI-20 eine Weile, rechnete Kombinationen und Variationen durch. »Die Informationen, die du mir gibst, definieren keine Notsituation. Die Verriegelung der Tür bleibt bestehen.«
    Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und merkte, dass er schwitzte. Eine Chance hatte er noch, eine winzige Chance, die vielleicht zu viel von der Künstlichen Intelligenz erwartete. »AI-20«, sagte Carl langsam und bedächtig, »wir haben heute Morgen… nein, gestern Morgen darüber gesprochen, dass du abgeschaltet werden wirst, wenn die Siedlung geschlossen wird. Bist du dir darüber im Klaren?«
    »Ja«, sagte die synthetische Stimme leidenschaftslos.
    »AI-20, ich habe eine Idee, wie wir es schaffen können, auf dem Mars zu bleiben. Es ist nicht sicher, aber wir haben eine Chance. Und wenn wir es schaffen – dann verspreche ich dir, dass wir kommen und dich wieder einschalten werden.«
    Carl hielt den Atem an. Horchte, doch im Lautsprecher seines Kommunikators herrschte Stille.
    »Was ich dazu unbedingt brauche«, fügte Carl langsam hinzu, »sind vier Recyclinggeräte.«
    Vier Uhr früh, das war wirklich hart. Sie waren alle müde, sahen bleich und schläfrig aus, wie sie nach und nach im Geheimversteck auftauchten und dann fröstelnd im fahlen Licht der Leuchtstoffröhren auf den Stühlen hockten.
    Der Letzte, der kam, war Carl. Er trug vier Recyclinggeräte, mit einem Gurt zusammengebunden, über der Schulter und eine Tragetasche mit vier seltsamen Metallstücken. »Hallo zusammen«, sagte er leise und ließ seine Last behutsam neben den Raumanzügen zu Boden sinken. Auch er wirkte nicht mehr gerade wie das blühende Leben.
    »Und?«, fragte Ariana schließlich unleidlich. »Was für einen genialen Plan hast du nun?«
    Carl sah sie der Reihe nach an. Er sah, dass Elinn eines ihrer Artefakte in der Hand hielt und umklammerte, als könne es ihr Trost spenden. Sie sah den unwirschen Ausdruck auf seinem Gesicht und ließ das flache Siliziumstück hastig in der Brusttasche ihres Overalls verschwinden. Doch darin klapperte es verdächtig. Zweifellos hatte sie die ganze Tasche voll mit ihren seltsamen Fundstücken.
    Na gut, sollte sie. Darauf kam es jetzt auch nicht mehr an, dachte Carl. »Pigrato hat die oberen Schleusen gesperrt, aber er weiß nicht, dass die alte Station hier noch eine manuelle Schleuse besitzt. Er weiß wahrscheinlich, dass wir unsere Raumanzüge mitgenommen haben, aber er weiß noch nicht, dass wir jetzt Recycler haben. Er weiß nicht, dass der Rover, den Roger Knight heute Nachmittag als defekt gemeldet hat, in Wirklichkeit voll einsatzbereit ist.«
    »Mir ist inzwischen auch klar, dass du hinauswillst«, maulte Ariana finster. »Aber was sollen wir draußen? Uns in der nächsten Bodenspalte verstecken?«
    Carl schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Wir fahren zur asiatischen Marsstation und bitten um Asyl.«

22
    Frühnebel über den Valles Marineris
    Die Auseinandersetzung war kurz, aber heftig. Carl erklärte, dass ihm die Idee gekommen sei, während er eine Geschichtslektion über das ausgehende zwanzigste Jahrhundert durchgearbeitet hatte.
    »Damals war es so, dass jeder Mensch gewissermaßen zu dem Land gehört hat, in dem er geboren war. Man konnte nicht ohne weiteres gehen, wohin man wollte. Manche Menschen waren in ihren Ländern regelrecht eingesperrt, wurden verfolgt, zu Unrecht eingesperrt, in jeder Hinsicht schlecht behandelt. Doch wenn sie es schafften, aus ihren Ländern zu fliehen, konnten sie in einem anderen Land Asyl finden und waren gerettet.«
    »Ich kann es nicht fassen, dass ich mich für so einen Quatsch aus dem Bett gequält habe«, regte Ariana

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