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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Berghänge, tauchte Felsschrunden und Vorsprünge in rotgoldenen Schimmer, ließ den Morgennebel, der in dem weit verästelten Canyon ruhte, so hell und weiß glänzen, dass man nicht bis auf den Boden sah. Der Nebel entstand, wenn die Sonne morgens Trockeneis von den ostwärts gerichteten Hängen verdampfen ließ, wo es sich in der Kälte der Nacht abgesetzt hatte, und um diese Zeit sah man noch viele weiße Punkte in dem zerklüfteten rostroten Gestein: Stellen, die im Schatten lagen und dem gefrorenen Kohlendioxid noch eine Weile Schutz bieten würden.
    »Unglaublich, oder?«, meinte Ariana irgendwann mit rauer Stimme.
    »Merkt ihr es auch?«, fragte Elinn flüsternd. »Merkt ihr auch, dass wir hier zu Hause sind?«
    Carl nickte, fast widerwillig. Ja, sie waren hier zu Hause. Die Erde würde ihnen immer zu heiß sein, zu hell, zu gewalttätig in jeder Hinsicht.
    Schließlich fuhren sie weiter. Hier schien die Landschaft zu lodern, so hellrot war der Boden. Der Frühnebel bewegte sich langsam in dem gewaltigen Canyon, wogte wie ein weißer Ozean. Sie überquerten eine lang gezogene Anhöhe, von deren höchstem Punkt aus, das wussten sie noch vom letzten Mal, man die Station bereits sehen würde.
    »Wahnsinn«, entfuhr es Ariana, als sich der Blick auf die Ebene vor dem Noctis Labyrinthus weitete.
    »Galaktisch!«, rief Ronny aus.
    Was sie beide meinten, war das Marsflugzeug. Da stand es, quer vor der Station, deren halb in den Boden gegrabene Kuppeln ganz klein und unscheinbar dahinter aussahen. Auf dem Boden stehend, wirkte es noch größer als am Himmel. Es war ein zugleich filigranes und monströses Gerät, das da auf einer Art Katapult stand, dessen Schienen bis zum nahe gelegenen Klippenrand liefen und in der Morgensonne glänzten wie Gold.
    »Ich habe mich immer gefragt, wozu die Schienen da sind«, fiel es Carl wieder ein.
    »Das müssen wir uns aus der Nähe ansehen«, beschloss Ronny und hielt mit dem Rover direkt auf das Flugzeug zu.
    Je näher man diesem Gerät kam, desto faszinierender sah es aus. Der schmale Bug ruhte in einem kleinen Fahrgestell, das auf zwei Dutzend Rollen die Schienen entlangfahren konnte. Es gab eine durchsichtige Kuppel an der Unterseite, für die Kamera, und eine ziemlich normal aussehende Pilotenkanzel. Das Beeindruckendste aber waren die ungeheuren Flügel. Schmal, zerbrechlich aussehend, endlos weit hinausgreifend, überragten sie die Kuppel und schienen bis zu den Polen des Planeten zu reichen.
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, mahnte Ariana. »Wir sind wegen was ganz anderem hier, vergiss das nicht.«
    »Ja, ja«, meinte Ronny und blieb mit dem Rover so stehen, dass sie vom Kabinenfenster direkt in die Kanzel des Marsflugzeugs hinabsehen konnten. Überraschenderweise war sie so gut wie leer. »He, schaut mal. Es ist auch eine Handsteuerung eingebaut. Lass mal sehen… Steuerstick, Geschwindigkeitsmessgerät, das dahinten muss der Höhenmesser sein…«
    »Ronny«, sagte Carl. »Hier können wir nicht stehen bleiben.«
    Ronny hörte überhaupt nicht zu, hatte nur Augen für das Flugzeug. »Galaktisch! Wisst ihr, was das ist? Ein Nachbau der Taylor-Benn Strato. Die hab ich schon geflogen. Und jetzt seh ich sie in echt…«
    »Gibt es eigentlich ein Flugzeug, das du noch nicht geflogen hast?«, fragte Ariana genervt.
    »Also«, begann Ronny sofort zu überlegen, »die Boeing 797A hatte ich noch nicht, die Mig-17…«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Carl. »Ich schlage vor, du fährst uns jetzt bis vor die Hauptschleuse, damit wir drinnen sind, ehe Pigrato uns vermisst.«
    »Ja, ja«, meinte Ronny brummig, schwang sich wieder hinter das Steuer und kurvte den Rover um das Flugzeug herum, an den Flügeln entlang – sie waren zu niedrig, als dass ein Rover darunter durchgepasst hätte – auf die Station zu, an deren Vorderseite die Schleuse herausragte. In der Mitte zwischen ihr und dem Flugzeug blieben sie stehen.
    »Machen wir es so?«, wollte Ariana wissen. »Sobald wir drin sind, bitten wir um Asyl?«
    Carl schüttelte den Kopf. So hatte er sich das zwar gedacht, aber nun kam es ihm doch zu überfallartig vor. »Vielleicht nicht gleich. Lass uns einen geeigneten Moment abpassen.«
    Sie streifte ihr Haar zurück. »Von mir aus. Es ist dein Plan.«
    Das Pfeifen der Turbine erstarb, die Kontrollleuchten wurden dunkler. Sie zogen die Handschuhe wieder an. Draußen rührte sich nichts.
    »Die schlafen noch«, meinte Ronny.
    »Das würde mich wundern«, sagte Carl.

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