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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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erfüllten die Kabine mit rotem und grünem Licht. Ronny hockte sich eilig hinter das Steuer und drückte auf den Anlasser, doch hinten jammerte es nur kurz, ohne dass sich die Turbine gerührt hätte.
    »Moment, Moment«, sagte Carl, kniete zwischen den hinteren Sitzen nieder und öffnete eine Wartungsklappe. Dahinter waren etliche Kabel zu sehen; eines davon hing lose herum. Er steckte es auf einen freien Anschluss. »Jetzt, probier’s noch mal.«
    Es jammerte, genau wie gerade eben, und Carl sah schon alarmiert hoch – war der Rover am Ende tatsächlich defekt nach einer Nacht außerhalb des Ringwalls? –, als die Turbine sirrend ansprang und mühelos auf Touren kam.
    »Alles klar!«, rief Ronny.
    Carl stand auf. »Wie viel ist im Tank?«
    »Fast voll. Reicht für tausend Kilometer.«
    »Gut.« Sie beugten sich über das Lesegerät neben dem Pilotensitz, auf dem die Karte der Umgebung angezeigt war. »Wir folgen dieser Mulde noch etwa zehn Kilometer«, zeigte Carl die Route, die er sich ausgedacht hatte, während Roger Knight mit den Fundamentschrauben der Messstation beschäftigt gewesen war. »Dann schlagen wir einen weiten Kreis nach Westen, bis wir auf die Fahrspur zur Asiatischen Station treffen. Und der folgen wir dann.« Er sah auf die Uhr. »Spätestens um halb neun sollten wir dort sein.«
    »Also los!«, rief Ronny und drückte den Fahrhebel nach vorn.
    An diesem Morgen schliefen die Siedler lange. Die einen, weil sie sich am Abend zuvor dem Alkohol zu eingehend gewidmet hatten, die anderen, weil sie wussten, dass an diesem Morgen niemand früh aufstehen würde und sie endlich wieder einmal ausschlafen konnten. An den normalen Arbeitsbeginn um sieben Uhr dreißig war nicht zu denken.
    Sogar Tom Pigrato schlief an diesem Morgen so lange, als sei tatsächlich Neujahr. Er hatte sich am Abend zuvor zurückgezogen und im Wohnzimmer eine Flasche Wein auf die bevorstehende Heimkehr zur Erde geleert. Es hatte sich um marsianischen Wein gehandelt, das Ergebnis eines unbefriedigenden Zuchtexperimentes, bei dem ein Wein entstanden war, der sich zwar süffig wegtrinken ließ, aber in der Großhirnrinde ungefähr die Wirkung eines starken Betäubungsmittels entfaltete. So lag der Statthalter am Morgen immer noch fast vollständig bekleidet auf seinem Sofa und schnarchte mit weit offenem Mund, überhörte den Wecker aus dem Schlafzimmer und auch das Summen seines Kommunikators auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer, als Farukh herauszufinden versuchte, ob die anstehende wöchentliche Besprechung zur gewohnten Zeit stattfinden würde oder später. Als Pigrato sich nicht meldete, schloss der Organisator, dass besagte Besprechung verschoben war, und drehte sich noch einmal auf die andere Seite für eine weitere Mütze Schlaf.
    Graham Dipple war schließlich auf seinem halsbrecherisch gekippten Stuhl eingedöst und träumte Dinge, die seliges Lächeln auf sein Gesicht zauberten. Er sollte später mit einem plötzlichen Zusammenzucken erwachen, mitsamt dem Stuhl zu Boden stürzen und sich eine Platzwunde am Hinterkopf zuziehen, die Dr. DeJones kurz darauf in seiner Praxis reinigen und vernähen würde, selber noch reichlich verschlafen. Aber da würde es bereits kurz vor neun Uhr morgens sein.
    Cory MacGee war ohnehin davon ausgegangen, dass die Besprechung ausfallen würde, erstens weil sie die letzten Tage mehr oder weniger die ganze Zeit zusammengehockt und die Einzelheiten der Schließung besprochen hatten, zweitens weil Neujahr nach dem Marskalender war und drittens weil sie nicht im Traum daran dachte, bereits um acht Uhr wieder aufzustehen, nachdem sie erst um vier Uhr ins Bett gekommen war. Sie sollte erst aufwachen, nachdem die meisten der wichtigen Dinge, die an diesem ersten Tag des Marsjahres 37 geschehen sollten, bereits stattgefunden hatten.
    Dass die Aussicht rings um die Asiatische Marsstation großartig war, daran erinnerten sie sich alle von ihren wenigen Besuchen dort. Doch an diesem Morgen war sie schlicht überwältigend.
    Sie hielten auf einem der Felsvorsprünge, von denen aus man in eines der gewaltigen Täler der Valles Marineris hinabschauen konnte, und standen dann am Fenster des Rover, schauten und schauten, ließen sich regelrecht durchtränken von dem Anblick, der sich ihnen bot. Die Sonne war inzwischen aufgegangen über den Valles, ein weicher Lichtfleck an einem hellorangefarbenen Himmel, und versprach einen strahlenden Tag. Sie leuchtete herab auf ferne Tafelberge und dunkel geäderte

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