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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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wir die Valles noch einmal gesehen«, sagte Elinn. Sie lächelte tapfer. »Es war wunderschön, nicht wahr?«
    »Ja«, nickte Ariana. »Wunderschön.«
    »Das werden wir nie vergessen«, fuhr Elinn fort. »Solange wir leben.«
    »Nie«, bekräftigte Carl und spürte einen elenden Schmerz in der Brust. Er würde studieren, würde vielleicht einst zu den Jupitermonden fliegen oder zur Venus. Und Elinn würde auf der Raumstation leben und alles nur im Fernsehen miterleben, eingesperrt wie eine Verbrecherin.
    »Wisst ihr«, meinte Elinn, beinahe heiter, und strich sich die Haare aus der Stirn, »ich habe die ganze Zeit geglaubt, die Marsianer retten mich noch. Irgendwie. Das hab ich wirklich geglaubt.« Sie stieß einen Laut aus, der wohl ein Lachen sein sollte, aber genauso gut ein Schluchzen hätte sein können. »Zeit, erwachsen zu werden, was?«
    Ariana nickte finster. Die Furche rechts oberhalb ihrer Nasenwurzel schien ihre Stirn in zwei Hälften spalten zu wollen. »Jedenfalls sollten deine Marsianer sich allmählich was einfallen lassen.«
    Die Tür ging wieder auf, und Yin Chi kam zurück. Sein Gesicht war eine einzige Landschaft der Sorge und des Mitgefühls. »Es tut mir so Leid, euch nicht helfen zu können«, sagte er. »Natürlich bin ich bereit, euch trotz allem Asyl zu gewähren im Namen meiner Regierung, aber was würde euch das helfen? Ihr wisst, dass die Asiatische Allianz keine Raumstation besitzt – wir könnten also nicht einmal so viel für Elinn tun wie die Erdregierung. Und wie könnte ich euch sonst helfen? Ich würde euch ohne Bedenken diese Station überlassen, wenn Elinn dadurch das McAuliffe-Gefängnis erspart bliebe. Es sind noch Nahrungskonzentrate für einige Monate da, aber was wird dann?«
    Carl nickte. »Ja. Ich fürchte, im Moment haben wir alles getan, was möglich war.«
    »Das ist auch meine Meinung.« Yin Chi rieb sich nachdenklich die Hände. »Dieser Anruf gerade – das war übrigens Mister Pigrato. Man hat inzwischen entdeckt, dass ihr geflüchtet seid und auch, dass ihr einen Rover habt, aber man weiß nicht, wohin ihr gefahren seid. Er wollte wissen, ob ihr hier seid.«
    »Und? Was haben Sie ihm gesagt?«, wollte Ariana wissen.
    »Vorsichtshalber habe ich behauptet, dass ich euch schon lange nicht mehr gesehen hätte.« Yin Chi zog den Kopf ein wenig ein und lächelte spitzbübisch. »Das war nicht ganz gelogen, denn immerhin war ich da ja schon eine Minute lang draußen. Und ich dachte, falls er misstrauisch wird und plötzlich mit einer Flugmaschine auftaucht, kann man immer noch behaupten, dass ihr gerade erst gekommen seid.«
    Die Kinder mussten unwillkürlich grinsen, ein kleines bisschen zumindest.
    »Kann ich euch nicht doch noch etwas anbieten? Einen Tee? Ein Frühstück?« Yin Chi schien, fast verzweifelt nach irgendetwas Gutem zu suchen, das er für sie tun konnte.
    »Nein, danke«, schüttelte Carl trotzdem den Kopf. »Ich denke, wir fahren besser zurück, um das Donnerwetter so klein wie möglich zu halten.«
    »Ah, verstehe«, nickte der Chinese. »Ja. Vielleicht ist dies das Beste.«
    »Vielen Dank jedenfalls. Und alles Gute für die Heimreise.«
    »Danke. Vielen Dank. Kommt, ich begleite euch noch zur Schleuse.«
    Sie kehrten zurück in den Raum mit den Fotografien und Karten und ausgedruckten Messblättern, umrundeten den großen Tisch wieder vorsichtig, ließen ihre Blicke noch einmal von den Fotos fesseln, die Gegenden des Mars zeigten, die sie nie mit eigenen Augen gesehen hatten und nun auch niemals mit eigenen Augen sehen würden. Es waren scharfe, atemberaubende Aufnahmen aus niedriger Höhe, die unglaublich viele Details zeigten, jeden einzelnen Felsbrocken fast …
    Aber es hieß, sich loszureißen. Sie folgten Yin Chi hinaus auf den Gang, tappten in betretenem Schweigen hinter ihm her bis zum Schleusenvorraum. Doch als sie ihre Raumanzüge anziehen wollten, stellten sie fest, dass Elinn fehlte.
    »Bestimmt ist sie zurück in den Kartenraum«, meinte Ariana.
    Carl seufzte. »Ich hole sie.«
    Während er den Gang zurücktrabte und außer Sicht kam, legten Ariana und Ronny ihre Raumanzüge wieder an, bis auf Handschuhe und Helme, und Yin Chi sah ihnen mit traurigen Augen zu. Und dann standen sie da und standen und weder Elinn noch Carl tauchten wieder auf.
    »Mann!«, ächzte Ronny ungeduldig.
    »Irgendwas stimmt da nicht«, konstatierte Ariana.
    Yin Chi hielt sie mit einer Handbewegung davon ab, davonzustürmen. »Lasst uns zusammen gehen«, meinte er.

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