Das Fest Der Fliegen
der Heiligen Dreifaltigkeit nicht zu überbieten. Aber sehr lustig! Opfer Nummer drei ist ebenfalls eine Frau gewesen, und bei ihr haben wir die DNA vom Täter im Fall eins, Jørgensen, wiedergefunden. Die niederländische Abgeordnete Geertruida Faas, geborene van Oordt, gehörte der Partei GroenLinks GL an. Ende des Jahres 2007 trat sie über zu der SGP, der Staat-kundig Gereformeerde Partij , bei der erst seit 2007 überhaupt Frauen Mitglieder sein dürfen. Das ist eine radikalprotestantische Partei, die eine Theokratie errichten will, ja, im Ernst, die wollen einen evangelischen Gottesstaat und halten alles, was katholisch ist, für Aberglauben. So habe ich das jedenfalls verstanden. Frau Faas wurde in Groningen, wo sie wohnte, umgebracht. Nach ihrem Übertritt galt sie als calvinistische Fundamentalistin in der Partei. Dass sie ausgerechnet mit einem katholischen Rosenkranz in der Hand sterben musste, war vielleicht als Demütigung gedacht. Wir wissen es nicht. Wir haben ihre früheren Parteifreunde von den holländischen Grünen überprüft. Kein hinreichender Tatverdacht. Immerhin Fingerabdrücke und DNA des Täters. Es ist der, der auch den Jørgensen-Mord begangen hat. Natürlich in keiner Datei zu finden. Der Mord geschah am Samstag, dem 28. März 2009, in der Martinskirche am Großen Markt von Groningen. Das Protokoll weist aus, ihr Mann, ebenfalls ein Radikalprotestant, habe die Leiche in einer Kirchenbank liegend gefunden, zunächst an einen natürlichen Tod geglaubt, aufgrund des Rosenkranzes aber Zweifel bekommen. Geertruida Faas wurde fünfzig Jahre alt. – Und nun zu Fall Nummer vier. Der Täter ist von keinem der anderen Morde bekannt. Dafür hat in diesem Fall das Opfer so viele Feinde, dass wir einen Überfluss an Motiven haben: ein ehemaliger Lehrer, Klaus Günther, einundsiebzig Jahre alt, wurde in Dresden am 17. April 2009 in seiner Wohnung tot aufgefunden. Dieser Mann hatte öffentlich gesagt, nichts auf der Welt hasse er so sehr wie Maria, die Mutter Jesu. Ein halbes Jahr vorher hatte er in der Dresdener Gemäldegalerie einen Brandanschlag auf den Marienaltar von Jan van Eyck unternommen. Ein Molotowcocktail gegen einen Altar! Gott sei Dank erfolglos. Der Mann muss sehr verwirrt gewesen sein, aber ist das ein Grund, ihn umzubringen? Wir wissen, dass er zwei Monate in psychiatrischer Behandlung war, dann ein Fernsehinterview über seinen pathologischen Marienhass gab. Und wir wissen, dass er nach dem Ende der DDR aus dem Schuldienst entlassen worden war. Der Rosenkranz fand sich diesmal in seinem Mund. Der Mörder hat ihm das Maul gestopft, sozusagen. Die DNA hier ist, wenn sie überhaupt vom Täter stammt, bei keinem der anderen Morde zu finden. Die Fingerabdrücke in keiner Datenbank. Und damit kommen wir zu Opfer Nummer fünf, zu Lucius Mawhiney, der in Edinburgh ermordet wurde. Am
16. Juni. Am helllichten Tag. Aber darüber kann am besten unser Kollege Alexander Swoboda berichten.«
Der Angesprochene zögerte. »Ich kenne die Ergebnisse der Tatortuntersuchung nicht. Ich habe nur beobachtet, wie es passierte. Und den Täter leider entkommen lassen.« Er hatte nicht die geringste Lust, sich als Mitglied der hier versammelten Untersuchungsgruppe ansprechen zu lassen. »Sie haben ihn nicht entkommen lassen«, sagte Michaela Bossi. »Die schottischen Polizisten haben ihn entkommen lassen. Und was die Spuren angeht: Er ist ein Täter, der bei keinem der anderen Fälle auftaucht. Anders als in dem jüngsten Fall: Professor Darton wurde in Frankfurt mit hoher Wahrscheinlichkeit von demselben Täter getötet, der auch Mikkel Jørgensen und Geertruida Faas umgebracht hat. Wir haben also folgendes Bild: Täter A hat Jørgensen, Faas und Darton getötet. Täter B hat Janine O’Hearn und vielleicht auch Nela Sykora ermordet. Täter C hat Lucius Mawhiney und möglicherweise Gavin Fettercairn getötet. Und Täter D hat in Dresden Klaus Günther umgebracht. Wobei wir im Fall Sykora noch nicht wissen, ob es wirklich einer der vier oder vielleicht ein fünfter war. Im Fall O’Hearn steht fest, wer es war. Er kam von hier. Aus dem beschaulichen Zungen an der Nelda.« Klantzammer und Törring waren zu verblüfft, um zu fragen. Georges Lecouteux stand auf, ging zum Fenster und öffnete es. »Sie haben ihn uns sozusagen präsentiert.« »Ohne es wissen zu können«, beruhigte Frau Bossi. »Der Selbstmörder, den Sie aus der Mahr geborgen haben, hat die Finger des Täters von Valmont. Er hat mit größter
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