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Das Fest Der Fliegen

Das Fest Der Fliegen

Titel: Das Fest Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Einer in Bordeaux, einer in Turin, einer in Lodz. Bei allen reichen die Verdachtsmomente gegenwärtig nicht für eine Exhumierung. Das heißt nicht, dass nicht schon viel früher unerkannte Morde passiert sind. Vielleicht haben sie anfangs den Toten keine Rosenkränze in die Hände gelegt, vielleicht ein anderes Gift verwendet.« »Die Täter«, fuhr Lecouteux fort, bevor Klantzammer die Frage, die ihm auf der Zunge lag, aussprechen konnte, »agieren wahrscheinlich wie terroristische Schläfer. Sie haben eine bürgerliche Existenz. Und wir ahnen, dass sie jemandem gehorchen, der die Planung macht. Es ist eine Terrorzelle, ohne Frage.« Nun kam Klantzammer zu Wort. »Wie können wir Ihnen helfen?« »Gar nicht.« Swoboda hatte schnell geantwortet. Doch Michaela Bossi ließ sich nicht stoppen. »Ihr ehemaliger Hauptkommissar Alexander Swoboda ist der einzige Mensch, der einen der lebenden Täter direkt gesehen hat. Er hat das Gesicht gesehen. Er hat die Gestalt gesehen. Er ist Maler. Und er war Polizist. Er hat die Persönlichkeit des Täters erfasst, da bin ich sicher. Wir können nicht auf ihn verzichten.« »Ob Sie es glauben oder nicht«, sagte Lecouteux leise. »Sie sind im Moment unsere einzige Hoffnung. Wir brauchen Sie. Und Sie brauchen, um mit uns arbeiten zu können, Ihr ehemaliges Büro. Damit, Herr Kriminalrat, können Sie uns helfen. Geben Sie uns Swoboda und geben Sie ihm ein Büro.« Dem pensionierten Hauptkommissar war die Pause, die eintrat, äußerst unangenehm. Einmal, weil sich aller Augen auf ihn richteten. Zum anderen, weil er wusste, dass die Entscheidung bereits gefallen war. Auch in ihm selbst. Er sah zur Decke und dann durch den ganzen Raum, in dem er ungezählte Stunden seines Berufslebens bei Besprechungen verbracht hatte. Mit fünf Zigaretten pro Stunde. Anfangs noch mit der Hoffnung, selbst zum Kriminalrat befördert zu werden. Doch dafür taugte seine Personalakte nicht. Zu unruhig sein Leben, seit 1968. Die Scheidung wegen einer Affäre mit einer Polizistin in Ausbildung. Als man ihm Klantzammer vorgesetzt hatte, war er nur kurz verärgert gewesen, denn der Neue war ein zurückhaltender, angenehmer Mensch, der sich niemals aufspielte und die Malerei Swobodas distanzlos bewunderte. Er hatte sich sogar dafür eingesetzt, dass die Stadt dem Malerkommissar die Wohnetage der Prannburg als Atelier vermietete, nachdem die Stadtverwaltung ins neue Rathaus am Schillerplatz umgezogen war. In diesem Besprechungsraum hier hatte Klantzammer sich nie als Chef benommen, egal wie mühsam die Fälle waren, wie eng die Sackgassen der Ermittlung, in denen sie steckten. Und jetzt? »Ich mag Sackgassen nicht«, sagte er langsam, »und das ist eine. Fanatikern kommt man nicht mit kriminalistischer Logik bei. Und hier haben wir es offensichtlich mit Fanatikern zu tun. Und zwar solchen, die es schaffen, ihre Identität zu löschen. Man muss denken wie ein Fanatiker. Aber wer kann das schon. Gibt es in der Richtung auch eine Expertise von Europol?« »Ja«, sagte Frau Bossi und sah in die Runde. »Sie wissen alle, dass wir an diesem Tisch Untersuchungsbefunde nennen, die momentan noch strikter Vertraulichkeit unterliegen?« Sofort fühlte Törring sich gemeint. »Ich kann gerne gehen, wenn Sie dies wünschen. Ich weiß sowieso nicht, was ich dabei soll.« Swoboda hob die Hand. »Du bleibst. Mit wem soll ich arbeiten, wenn ich vielleicht, ich meine, möglicherweise? – Also, was sagen uns die Eierköpfe von der Kultur?«
    »Die Eierköpfe von der Kultur, mein lieber Alexander Swoboda«, sagte Georges Lecouteux, »sind in diesem Fall Religionswissenschaftler aus Gent, Bamberg und Toulouse. Ihre Aussagen sind so konkret wie möglich. Die Buchstaben IHK auf den kleinen Wappen an den Rosenkränzen der Toten bedeuten mit größter Sicherheit: Inquisitio Haereticae Pravitatis, auf Deutsch Inquisition gegen die gotteslästerliche Verdorbenheit. Es ist einer der alten Namen der Inquisition, aus ihren Anfängen. Unsere Experten behaupten also, dass es sich um eine Zelle fanatischer Katholiken handelt, die glauben, dass sie die Welt retten müssen.« »Schon wieder welche«, sagte Swoboda. »Wollte ich auch mal, aber ohne Gott. Ging schief.« Lecouteux lachte. »Achtundsechzig war doch immerhin ein Versuch!« »Ja, ein Versuch war es weiß Gott. Ein Versuch! – Was wissen wir noch?« »Es sind Mitglieder einer verschworenen Gemeinschaft.« Michaela Bossi hatte ihre Sicherheit

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