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Das Fest Der Fliegen

Das Fest Der Fliegen

Titel: Das Fest Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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Wahrscheinlichkeit Madame O’Hearn erschlagen. Durch einen Hinweis kam es zum Abgleich der Täterspuren der Akte Rosenkranz mit dem Unbekannten aus der Mahr. Es war Herr Hauptkommissar, pardon, Exhauptkommissar Swoboda, der uns aufmerksam gemacht hat auf das tätowierte Wappen über dem Herzen des Toten.« »Warum hast du mir das nicht gesagt?«, fragte Klantzammer. »Du weißt doch, dass ich in Pension bin. Und du bist mit dem Fall offiziell nicht befasst – oder?« Sein einstiger Vorgesetzter schüttelte den Kopf. »Und wer ist es?« »Das eben wissen wir nicht«, sagte Lecouteux zum Fenster hinaus. »Seine Identität ist nicht herauszufinden. Niemand vermisst ihn. Keine geheilten Knochenbrüche, keine Zahnkronen, keine Brücken, keine Operation. Aber unter den Finger- und Fußnägeln fanden sich Straßenstaub- und Blütenstaubspuren, die mit neunzigprozentiger Sicherheit darauf verweisen, dass er nicht nur kurz im Wald am Mahrufer war, sondern hier in der Stadt. Es ließ sich sogar feststellen, dass er wahrscheinlich Leitungswasser von hier getrunken hat. Und zwar über einen längeren Zeitraum. Nur, solange wir nicht wissen, wer er ist und warum ihn hier niemand vor seinem Selbstmord gesehen haben will, nutzt uns das alles nichts.« Klantzammer dachte nach. »Ist unser Wasser so belastet?« »Wenn das Ihre einzige Sorge ist, Herr Kriminalrat …« Georges Lecouteux wandte sich noch immer nicht um. Er sah hinaus auf die Stadt, die ihm friedlich und grundbürgerlich vorkam wie seine lothringische Jugendheimat. Ohne zu fragen, zündete er sich eine Zigarette an und blies den Rauch in die Luft hinaus. »Ehrlich gesagt, haben wir nichts in der Hand und es gibt keinen Fortschritt. Wir warten nur auf den nächsten Mord.« Michaela Bossi nutzte die Gelegenheit, entnahm ihrer Handtasche eine Packung Zigaretten, trat zu Lecouteux ans Fenster und ließ sich von ihm Feuer geben. Am Tisch blieben die Nichtraucher. Swoboda zählte stumm die Jahre, seit er aufgehört hatte. Fünfzehn. Kriminalrat Jürgen Klantzammer war Beamter genug, nicht auf seinem Recht als Hausherr zu bestehen. Die Kollegin am Fenster kam vom Gemeinsamen Terrorismus-Abwehrzentrum des Bundeskriminalamts in Berlin, der Commissaire aus Paris von einer ebenso hoch eingestuften Behörde. Beide in einem Team von Europol . Sie zusätzlich in der Abteilung für internationale Koordination des BKA . Da trat man als Leiter eines Provinzpräsidiums nicht auf, als wäre man weisungsbefugt. Turbo fand die eigene Anwesenheit überflüssig. Und Alexander Swoboda wälzte ein paar Fragen im Kopf, die er einerseits verschweigen wollte, um nicht den Anschein von Mitarbeit zu erwecken, andererseits als altgewohnter Kriminaler stellen musste. Sein französischer Kollege spürte, dass seit den gemeinsamen Wegen über den Strand von Fécamp etwas mit seinem deutschen Freund passiert war: Er wirkte nicht mehr so neugierig wie damals, schien sogar bemüht, möglichst desinteressiert auszusehen. »Werden wir Ihre Überlegungen auch zu hören bekommen, Alexandre?« Swoboda richtete sich auf und tat so, als sei er mit seinen Gedanken woanders gewesen. »Ich habe keine Überlegungen dazu, weil ich mit dem Fall nicht befasst bin. Ich frage mich natürlich, warum der Täter von Valmont sich ausgerechnet hier bei uns in der Mahr das Leben genommen hat. Und zwei Dinge fallen auf. Die zeitliche Folge der Morde wird dichter. Wir haben drei Fälle 2008 und fünf in diesem Jahr, davon zwei Zeugenmorde. Man hat sich offenbar eingespielt und geht jetzt rigoroser vor. Nur wer, welche Gruppe und warum? Dass sie hier in der Nähe sitzen, halte ich für ausgeschlossen. Hier kennt jeder jeden. Das Zweite, was auffällt: Wir rechnen ab dem Mord an dem dänischen Maler. Sind wir sicher, dass das der erste war? Wie viele unentdeckte gibt es möglicherweise vorher, die derselben Tätergruppe zuzuordnen sind? Anders gefragt: Seit wann sind die schon unterwegs?« Commissaire Lecouteux schnipste die Zigarettenkippe zum Fenster hinaus und kehrte zum Tisch zurück. Michaela Bossi blickte sich suchend im Zimmer um, entdeckte keinen Aschenbecher und entledigte sich der Zigarette nach kurzem Zögern auf dieselbe Weise wie ihr französischer Kollege. »Das wissen wir nicht«, sagte sie, während sie sich setzte. »Es kann sein, dass es schon Jahre geht. Man müsste sämtliche Akten Europas nach Rosenkränzen in den Fingern von aufgefundenen Toten durchgehen. Gemeldet wurden uns drei Fälle im Jahr 2007, die

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