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Das Fest Der Fliegen

Das Fest Der Fliegen

Titel: Das Fest Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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Morde an Nonnen und Mönchen aufklärt, die alle als Leiche einen Rosenkranz in der Hand halten. Sehr spannend, aber wir können nicht erkennen, dass er irgendwas mit unseren Wahnsinnigen zu tun hat. Was die machen, sind kühl geplante Hinrichtungen aus ideologischen Motiven.« »Aus religiösen Motiven«, korrigierte Frau Bossi und griff ebenfalls zur Zigarette. Lecouteux machte eine wegwerfende Handbewegung, die Asche fiel von seiner Zigarette auf den Tisch. »Das ist für mich dasselbe.« Klantzammer war, nachdem er Lecouteux den Aschenbecher über den Tisch geschoben hatte, stehen geblieben. Stumm provozierte er das Ende der Besprechung. Sein Blick auf Swoboda war unmissverständlich. »Okay«, sagte Swoboda. »Aber ohne Schießeisen. Und mit Turbo.« Der Kriminalrat nickte. »Törring kann seinen derzeitigen Fall abgeben, wenn er einverstanden ist. Und, Frau Bossi, von uns aus gibt es natürlich keinen Auftrag. Das muss schon das BKA regeln.« »Keine Ahnung, wie das geht«, sagte Michaela Bossi. Sie zerquetschte die halbe Zigarette im Aschenbecher. »Ich weiß nicht, ob es dafür einen Präzedenzfall gibt, obwohl, gelegentlich arbeiten wir mit privaten Ermittlern. Man müsste ein Konzept entwickeln und vorlegen.« Swoboda atmete tief durch. »Ich sehe eine Möglichkeit. Man sollte sich eine richtig obszöne Gotteslästerung einfallen lassen, sie bekannt machen, dann, wenn sie bekannt ist, wiederholen, und zwar so lange, bis die Herren die Sache ihren Giftschnecken schmackhaft machen.« Klantzammer setzte sich. »Und wer soll den Lockvogel spielen?« Swoboda stand auf. »Ich bin pensioniert, außerdem ist Zungen ein viel zu kleines Nest dafür. Das muss in einer Großstadt passieren, am besten in Wien, die haben Sinn für so was.« »Eine Marienwallfahrt«, sagte Rüdiger Törring laut, »irgendeine wichtige, mit Fernsehen und allem Drum und Dran!« Lecouteux lachte: »Von Lourdes rate ich ab, wer dort stört, kommt in die Hölle.« Er drückte seine Zigarette aus. »Es ist so schön draußen, kann man nicht ein bisschen rausgehen? Ihr habt hier drei Flüsse, an einem muss man doch wohl ein Gläschen trinken können, nein?«
    In einer seltsam heiteren Stimmung verließen sie das Polizeipräsidium, obwohl ihre gute Laune durch nichts gerechtfertigt war. Genau genommen waren sie keinen Schritt weiter gekommen, außer dass der ehemalige Kriminalhauptkommissar Alexander Swoboda eine ziemlich verschwommene Lockvogelidee ausgebrütet hatte und anscheinend bereit war, mitzuarbeiten. Rüdiger Törring war mit Klantzammer im Präsidium geblieben, um seine Freistellung zu organisieren. Frau Bossi ging zwischen Lecouteux und Swoboda, hob ihr Gesicht zur Sonne und lächelte. Vielleicht war es das weiche Oktoberlicht, das alles mit dem Farbton hellen Bernsteins beschien und den Augen guttat, vielleicht auch das Gefühl, man werde nun lernen, sich in dem unheimlichen Irrgarten dieser Mordserie zurechtzufinden, weil mit Swoboda einer dabei war, der das Gesicht eines Täters kannte. Noch verschwieg er, dass es ihm gelungen war, das Porträt des Mörders zu malen. Er hatte Martina angerufen und sie gebeten, einen Tisch auf der kleinen Uferterrasse des Hotels Korn an der Mühr vorzubereiten und ein Zimmer für Commissaire Lecouteux zu reservieren, der sich entschieden hatte, noch einen Tag zu bleiben. Als sie eintrafen, hatte Martina einen Gartentisch in der Sonne herrichten lassen, Kaffee, Cognac und Kuchen, was Lecouteux zu Beifall veranlasste. Er küsste Martina die Hand. »Ich habe schon so viel Gutes und Schönes von Ihnen gehört, und ich muss sagen, mein Kollege Alexandre hat schamlos untertrieben. Aber ich habe auch gehört, dass Sie noch nicht in Paris waren, und meine Frau hat mir befohlen, Sie einzuladen. Ich gehorche ihr immer und diesmal mit besonderer Freude.«
    Martina wurde ein bisschen rot, als sie dankte. »Meine Mutter hätte Sie gern begrüßt, sie leitet das Hotel, aber es geht ihr nicht gut.« »Das tut mir leid. Vielleicht sehe ich sie morgen.« Er wedelte mit der linken Hand eine Fliege von einem Tortenstück und fing sie im selben Augenblick mit der Rechten aus der Luft, horchte an seiner Faust, öffnete sie und lachte. »Unsitten aus der Kindheit.« Swoboda begriff, dass Ilse Matt bis zum frühen Morgen getrunken hatte und nun bis zum Abend schlafen würde. Frau Bossi umarmte Martina wie eine Freundin, seit den Begegnungen im vergangenen Jahr hatten sie sich nicht mehr gesehen. »Ich kann leider nur kurz

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