Das Fest der Köpfe
hat.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
Ich gab ihr eine Zigarette, nahm mir selbst auch eine und spendierte Feuer. »Das müssen Sie mir näher erklären, Mrs… .«
»Sagen Sie Kate.« Sie blies den Rauch schräg gegen die Decke.
»Okay, ich bin John.«
Kate lachte. »Werverirrt sich schon hierher?«
Ich hob die Schultern. »Tja — wer? Typen wie ich.«
»Die Dreck am Stecken haben. Gefangene, Ausbrecher, Lebenskünstler, Naturfreunde, Öko-Freaks…«
»Das ist schon eine ganze Menge«, sagte ich, stellte dann eine Frage.
»Passe ich denn in die Schablonen der von Ihnen aufgezählten Personen hinein?«
»Das ist es ja eben, John. Sie passen nicht.«
Ich grinste und trank einen Schluck. »Muß ich mich für dieses Kompliment jetzt bedanken?«
»Weiß nicht.« Sie legte den Kopf schief. »Sie sind Engländer, nicht wahr?«
Ich nickte. »Sogar aus London.«
Die Frau winkte ab. »Das ist alles sehr weit weg von uns, John. Wir kümmern uns nicht darum. Wir sind Iren.«
»Ich weiß.«
»Und wir wollen es auch bleiben.«
»Meinetwegen. Ich mag Ihr Land. Es ist herrlich, eine Oase. Ich mag auch die Mentalität der Iren, ihre Lieder, ihre Gesänge. Ich habe nichts dagegen.«
»So reden nicht alle Engländer.«
»Bitte, Kate, lassen Sie uns nicht politisieren, das lohnt sich nicht. Ich werde gleich fahren müssen, dann haben Sie mich vergessen.« Ich rutschte etwas zur Seite. »Eigentlich bin ich schon zu spät dran. Ich wollte vor Anbruch der Dunkelheit dort sein.«
»Wo denn?«
»Kimberly.«
Die Wirtin sagte zunächst nichts. Dann hatte sie zu tun, denn die vier Gäste bestellten Bier. Sie mußte am Zapfhahn arbeiten. Ich dachte über ihren Blick nach, der aufgeflammt war, als ich den Namen des Ortes erwähnt hatte. Er schien ihr nicht zu gefallen.
Ihre Zigarette verqualmte im Ascher, meine drückte ich aus. Sie schleppte die Krüge ohne Tablett. Erst jetzt sah ich, daß sie eine schwarze Hose trug, die sich ziemlich spannte.
Ich wußte auch nicht so recht, was mit mir los war. Es konnte an der Frühjahrsmüdigkeit liegen, die mich irgendwie kaputtmachte. Es würde schon einer Qual gleichkommen, mich vom Hocker zu schwingen und loszufahren.
Es gibt ja Tage, wo man nicht so gut drauf ist. Dieser zählte dazu. Nur hätte ich es lieber gesehen, wenn mich dieser Zustand in London erwischt hätte, wo auch mein Bett stand.
Die Wirtin kehrte zurück. An einem Handtuch wischte sie die Hände trocken.
Ich fragte: »Haben Sie was gegen Kimberly?«
»Nichts im Prinzip.«
»Aber?«
»Es ist ein alter Ort, ein Kaff. Zwar äußerlich schön anzusehen, aber irgendwie verloren, weil es einfach zu abseits liegt.«
»Der Straßen, meinen Sie.«
»So ist es. Es führt keine Hauptstraße hin.«
Ich gab ihr recht. »Das habe ich schon auf der Karte gesehen. Ich muß trotzdem hin.«
Sie beugte sich vor. Ihr Gesicht war dicht vor dem meinen. Es sah aus wie ein geschminkter Ballon mit Haaren. »Ich will nicht neugierig sein, aber was, zum Teufel, treibt Sie nach Kimberly? Da sagen sich Hase und Fuchs gute Nacht.«
»Geschäfte.«
Die Frau lachte so laut, daß selbst die Zecher erschraken. Sie hielt schnell eine Hand vor den Mund, um das Lachen zu stoppen. »Das darf doch nicht wahr sein. Geschäfte - Himmel, welche Geschäfte wollen Sie denn da tätigen?«
»Ich verkaufe etwas.«
»Und was?«
»Wollen Sie raten?«
»Würde ich nie schaffen«, erwiderte sie lächelnd.
»Bier, Kate. Ich muß leider zusehen, daß Bier vom Festland auch auf die Insel kommt. Ich vertrete deutsche, niederländische und auch tschechische Firmen. Sie wissen ja, Marktanteile — EG und so.«
»Aber doch nicht in Kimberly.«
»Irgendwo muß man anfangen.«
»Nein, nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich Ihnen einfach nicht. Auf dem platten Land wird Ihnen niemand auch nur einen Liter abnehmen. Wenn Sie Biervertreter sind, weshalb haben Sie mich dann nicht gefragt?«
»Vielleicht hätte ich das noch getan.«
»Das soll ich Ihnen glauben?«
»Sic müssen nicht, Kate. Außerdem ist Kimberly nicht der einzige Ort. Ich reise herum. Südirland soll sehr durstige Kehlen haben, die sich auch für ein anderes Bier interessieren könnten.«
»Wer sagt das?«
»Die Marketing-Leute.«
Kate winkte ab. »Spinner sind das. Richtige Spinner. Haben keine Ahnung.«
»Sagen Sie denen das mal.«
»Na ja, ich merke schon, daß ich Sie nicht davon überzeugen kann, um Kimberly einen Bogen zu machen. Fahren Sie hin, und sehen Sie, was
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