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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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winkte mit der Zigarette in der Hand, und die Glut malte ein rotes S in die Luft.
    Bonaldo lief die Stufen zur Haustür hinauf, und Bobby kam ihm entgegen. »Eine ziemliche Sauerei. Die Spurensicherung ist unterwegs, der Rechtsmediziner auch.«
    »Und wo ist der Krankenwagen?« Bonaldo hatte angenommen, Harriet sei am Leben, und begriff nicht, warum kein Krankenwagen da war.
    Bobby deutete mit dem Kopf hinein zum Kamin. »Sie ist tot. Seit fast einer Stunde.«
    Bonaldo fühlte sich, als hätte Bobby ihn geohrfeigt. Er holte tief Luft und ging hinein. Zwei Polizisten, Harry Morelli und Fresssack Hopper, standen mit den Händen in den Taschen an der Treppe. Irgendwoher kam ein schrilles Kläffen.
    »Musste den kleinen Hund im Schlafzimmer einsperren«, sagte Fresssack. »Hätte mir fast den Arm abgebissen.«
    Dann fiel Bonaldos Blick auf Harriet, die vor dem Kamin lag. Blut umgab ihren Kopf wie ein Heiligenschein. Er ging auf sie zu. Sie starrte ihn mit stumpfen Augen an. Nein, sie brauchte keinen Krankenwagen. Sein Magen drehte sich um. Er holte tief Luft und wandte sich ab. »Wo ist Carl?«
    »Weg«, erwiderte Bobby. »Bernie sagt, die Kinder haben ihr erzählt, Carl hätte das getan.«
    »Sollten die Kinder nicht hier sein? Wir müssen mit ihnen reden.«
    Bobbys Augen wurden härter. »Sie haben eben mit angesehen, wie ihre Mutter von ihrem Stiefvater umgebracht wurde. Carl hat an Hercels Zimmertür gescharrt und geknurrt wie ein Tier. Hercel und Lucy sind hysterisch. Wollen Sie sie wirklich aufs Revier bringen? Bei Bernie sind sie besser aufgehoben.«
    Das sah Bonaldo ein. »Und was geschieht wegen Carl?«
    »Sie sind der Chief. Sie müssen Ihren Leuten sagen, was sie tun sollen. Detective Gazzola ist mit zwei Wagen unterwegs. Ich habe Lieutenant Hammond angerufen, und der hat in Alton und Exeter Barracks Unterstützung angefordert. Nach Carl wird gefahndet. Hier auf den Tisch stand ein Hochzeitsfoto. Ich habe einen von Ihren Leuten gebeten, Kopien zu machen und sie überallhin zu faxen. Sie haben hoffentlich nichts dagegen.«
    »Nein, natürlich nicht.« Bonaldo gefiel Bobbys Ton nicht, und es gefiel ihm nicht, dass Bobby seinen Job übernahm, auch wenn Bobby es wahrscheinlich zehnmal besser konnte als er. »Sonst noch was?«
    »Ja, ich habe Woody angerufen.«
    Batman und Robin , dachte Bonaldo.
    Der Tatortwagen kam. Frank Montesano, Janie Forsyth und Lou Rossetti schleppten Scheinwerfer und Ausrüstung ins Wohnzimmer. »Wir müssen aufhören, uns so zu treffen«, sagte Montesano.
    »Ich arbeite dran«, sagte Bobby. Janie Forsyth sah ihn mitfühlend an.
    Woody kam fünf Minuten später und wirkte nur halb wach. Er war schnell und mit offenem Fenster gefahren und hatte sich ab und zu ins Gesicht geschlagen, um die Kanne Kaffee zu ersetzen, die er eigentlich brauchte. Er ging quer durch das Wohnzimmer, schaute auf Harriet hinunter und zog den Kopf zwischen die Schultern. »Also deshalb hat Joe Doyle befürchtet, wir könnten unsere Zeit verschwenden?« Woody kochte vor Wut, aber er wusste nicht, was er dagegen tun sollte. Vielleicht einfach nur heftig schlucken und Carl finden.
    Noch mehr Leute rollten an. Montesano scheuchte alle aus dem Haus, bis auf sein Team und den Rechtsmediziner.
    »Ich schätze, wir sollten uns daranmachen, ihn zu finden«, sagte Woody. »Allmählich wünschte ich, ich hätte Hercel nie kennengelernt. Ich hab’s nicht gern, wenn so übles Zeug mir zu nah kommt.«
    Bobby sah ihn nur an. Er persönlich war froh, dass er den Jungen kannte. Hercel und Baldo Bonaldo brachten ihn zum Lachen. »Dann mal los«, sagte er.
    Carl hockte sich hinter den Minimarkt an der Ecke Water Street und Route 1 . Er war die ganzen zwei Meilen aus der Stadt gelaufen und fühlte sich gut. Er war getrabt, er war galoppiert. Jetzt wollte er etwas trinken. Bier bekam man nur in Alkoholgeschäften, und die waren geschlossen. Aber er wusste, hier konnte er etwas anderes kriegen.
    Carl hatte gesehen, wer Hercel und Lucy mitgenommen hatte. Er kannte ihren gelben Käfer, wusste, wo sie wohnte. Er würde hingehen und seine Arbeit zu Ende bringen. Eine Schusswaffe hatte er nicht; die Cops hatten ihm seine Flinte weggenommen, aber er hatte ein Messer. Ein Messer war wie eine einzelne Kralle. Er würde sich die Gören schnappen und mit ihnen Schluss machen. Sie waren klein, doch eines Tages würden sie groß sein. Und dann wurden sie gefährlich. Er musste sie erwischen, bevor das passierte. Dann hätte er Frieden im

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