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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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Maggie Kelly stehe in dem Verdacht, ihr Baby verkauft zu haben, und sie müsse so bald wie möglich mit ihr sprechen. Sie schilderte kurz, was sich in den letzten Tagen in Brewster zugetragen hatte, woraufhin der Kollege versprach, sich sofort darum zu kümmern. Er hatte in der Post auch schon einen Artikel über Brewster gelesen. »Kommt ja knüppeldick da«, sagte er.
    Jetzt, am Freitagmorgen, war Lajoie auf dem Weg zu Alice Alessio. Sie hatte sich gegen ihren smaragdgrünen Hosenanzug entschieden und trug dunkelgrauen Flanell, und ihr einziger Schmuck bestand aus einem Paar kleiner Perlenohrringe. Das war ihr Lehrerinnen-Outfit: achtbar, unbedrohlich, freundlich. Ein Haufen Stuss, wenn man Lajoie fragte.
    Um sieben Uhr klopfte sie an die Tür von Alices Wohnung. Sie hoffte, dass Alice noch schlief. Alice war vorübergehend von ihrem Job im Krankenhaus beurlaubt, aber alle nahmen an, man werde sie entlassen, wenn der Fall aufgeklärt war. Lajoie hatte eine Tüte mit zwei Bechern Kaffee und vier Donuts aus dem Dunkin’ Donuts dabei.
    Sie musste mehrmals klopfen, doch dann öffnete Alice die Tür. Sie trug einen babyblauen Flanellschlafanzug und sah aus wie ein Wrack.
    »Morgen!«, sagte Lajoie. »Sie trinken ihn hoffentlich mit Sahne. Die haben einfach welche reingetan.« Sie hielt Alice den Pappbecher entgegen, und die musste danach greifen, damit er nicht zu Boden fiel. Als Alice zurücktrat, kam Lajoie ihr nach und schloss die Tür. »Wie schön, dass ich Gelegenheit habe, Sie kennenzulernen, Alice. Ich habe so viel von Ihnen gehört.«
    Alice machte ein verwirrtes Gesicht. Schließlich war sie gerade erst aufgewacht. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Detective der State Police, genau gesagt. Unterhalten wir uns?« Sie führte Alice in die Küche und ließ sie an dem kleinen Tisch Platz nehmen. Dann nahm sie einen ziemlich sauberen Teller vom Abtropfgitter, legte die Donuts darauf und stellte ihn mit ein paar Papiertüchern auf den Tisch. »Hunger?«
    Woody hatte Lajoie beauftragt herauszufinden, wer eigentlich wen verführt hatte: Balfour Schwester Spandex oder umgekehrt. Dr. Fuller hatte gesagt, Dr. Balfour sei anscheinend immun gegen die gelegentlichen Flirtversuche der Schwestern gewesen, aber Woody wollte es genau wissen.
    »Kann sein. Warum sind Sie hier?« Alice war nicht nur verwirrt, sie war deprimiert. Sie zupfte am Kragen ihres Pyjamas.
    Detective Lajoie sah sie nachdenklich an. »Wissen Sie, Alice, Sie sollten wirklich Ihr Augen-Make-up abwaschen, bevor Sie schlafen gehen. Sonst sehen Sie morgens aus wie ein Waschbär. Haben Sie etwas von Dr. Balfour gehört?«
    Alice betupfte ihre verschmierten Augen mit einem Papiertuch. »Angerufen hat er nicht.«
    »Dieser Flegel. Nach allem, was Sie für ihn getan haben. Trinken Sie Ihren Kaffee, Alice, bevor er kalt wird.« Lajoie nippte an ihrem eigenen Becher, um zu zeigen, wie es ging.
    Alice nahm ein Schlückchen Kaffee. Sie hatte keine Ahnung, wer diese Frau war oder was sie wollte, aber sie hatte seit mehreren Tagen mit niemandem außer ihrer Mutter gesprochen und war jetzt kurz davor, die Wände hochzugehen.
    »Sagen Sie, Alice, ich habe mich gefragt, was für eine Beziehung Sie zu Dr. Balfour hatten. Wie ist sie entstanden? Haben Sie ihn angesprochen oder er Sie?«
    Alice brach ein Stück aus einem glasierten Donut, betrachtete es und steckte es in den Mund. Sie wollte abnehmen, aber wenn sie Depressionen hatte, war das der falsche Moment. »Er mich. Ich war überrascht. Ich meine, ich hatte ihn für schwul gehalten. Er hatte sich bis dahin nie für die Mädchen interessiert. Wir hatten zwar schon ein paarmal miteinander gesprochen, aber nicht so , wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Alice erzählte von einigen kurzen Unterhaltungen, die sie im Laufe von zwei Wochen mit Dr. Balfour geführt hatte. Als ihr sein Interesse bewusst geworden war, hatte sie sich ebenfalls interessiert gezeigt. »Ich dachte wirklich, er mag mich. Er hat mich wie aus Versehen berührt oder gestreift, und wir haben uns für ein, zwei Minuten in ein leeres Zimmer verdrückt. Er wollte nicht, dass jemand was davon erfährt. Deshalb hat er sich auch außerhalb der Klinik nicht mit mir getroffen. Irgendwann war ich zu allem bereit. Zum ersten Mal hat er mich vor zwei Wochen auf einer Toilette gefickt. Hastig und nicht besonders schön. Ich meine, es war toll, aber die Hastigkeit war nicht besonders schön. Ich hatte Angst, erwischt zu werden, mehr seinet- als meinetwegen. Ich wusste

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