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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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Seil, Woody die Schaufel. Slovatsky schlang das Seil über die Anhängerkupplung. Woody sprang hoch und schlug mit der Schaufel die Überwachungskamera herunter. Dann legte er das andere Ende des Seils um die Türklinke. Er stieß einen Pfiff aus, und Lajoie gab Gas. Ein lautes, reißendes Geräusch ertönte.
    Wie Lajoie später erzählte: »Die Tür ist rausgeflogen wie ein Stück Pappe.«
    Woody und Slovatsky stürmten hinein. Woody hörte Musik, ein disharmonisches, zusammenhangloses Plärren. Im Raum war es halb dunkel und heiß. Ventilatoren drehten sich. Larry wartete am Ofen. Er hielt die Browning Hi-Power in beiden Händen und zielte auf die Tür. Woody fiel Larrys Gesicht auf. Es zeigte keine Spur von Emotion.
    Woody und Larry schossen gleichzeitig. Slovatsky grunzte und taumelte zurück. Larry stand da wie erstarrt, als hätte zum ersten Mal in seinem Leben etwas seine Aufmerksamkeit erregt. Er begann zu fallen. Links von Woody bewegte sich etwas, und er schoss noch einmal.
    »Nicht schießen, nicht schießen! Ich bin unbewaffnet. Larry hat mich gezwungen hier zu bleiben. Ich habe nichts getan!«, schrie Jimmy Mooney. Woody verstand ihn kaum im Lärm der Heavy-Metal-Musik. Er schrie immer weiter, bis Woody ihm befahl, die Klappe zu halten und sich mit den Händen auf dem Rücken auf den Boden zu legen. Er warf einen Blick hinüber zu Larry, der bewegungslos auf dem Boden lag. Seine Augen waren offen, doch er würde nie wieder etwas sehen. Woody hatte noch nie jemanden getötet. Er wollte sich übergeben, stieß aber stattdessen die Pistole mit dem Fuß zur Seite, tastete dann Jimmy Mooney ab und legte ihm Handschellen an.
    Lajoie kniete neben Slovatsky, der vor Schmerzen das Gesicht verzog. Er hatte ein Prelltrauma davongetragen, verursacht von der Einwölbung der Schutzweste durch den Aufprall eines Projektils. Einfacher gesagt: Die siebte Rippe auf der linken Seite war gebrochen.
    Die Musik kam von einem iPod, der mit zwei kleinen Lautsprechern und einem Subwoofer verbunden war. Das Stück war »Seed of Filth« von Six Feet Under. Wäre das Schlagzeug nicht gewesen, hätte Woody nicht gewusst, dass es sich um Musik handelte. Er riss den iPod ab, warf ihn zu Boden und zertrat ihn.
    »Danke«, sagte Lajoie.
    Jetzt war es still bis auf den Lärm der Ventilatoren und das gedämpfte Tosen des Ofens. Weil die Eingangstür aufgebrochen war, wurde es schnell kalt. Dann hörte Woody ein dumpfes Hämmern, und einen Moment später erkannte er, dass es aus dem Kühlraum kam. Er rannte hin und stieß die Tür auf.
    Bobby kam herausgetaumelt. »Mein Gott, ich dachte, ich gehe ein da drin! Wieso hast du so lange gebraucht?« Er schlang die Arme um den Oberkörper. »Ich bin fast erfroren.«
    Woody war sicher gewesen, dass Bobby tot war. Am liebsten hätte er ihn umarmt, aber stattdessen schüttelte er ihm die Hand. Da umarmte Bobby ihn und hielt ihn einen Moment lang fest.
    »Bingo ist da drin«, sagte Bobby. »Legros auch. Beide tot. Ziemlich scheußlich.«
    Woody schaltete das Licht im Kühlraum ein und ging hinein. Als er Bingo sah, hätte er Larry am liebsten noch einmal erschossen. Er senkte den Kopf und wartete darauf, dass das Grauen vorbeiging. Es ging nicht vorbei, doch es ließ ein wenig nach. Er wünschte, er hätte Bingo mehr gemocht.
    Beth Lajoie rief die Spurensicherung und den Rechtsmediziner an. Dann ließ sie einen Krankenwagen für Slovatsky kommen. »Warum sollen Sie nicht stilvoll fahren?«, meinte sie. Als Letztes informierte sie Captain Brotman.
    Woody riss Jimmy an den Haaren hoch. Je grober, desto besser, dachte er. »Was brennt da im Ofen?«
    »Schaufensterpuppen, sonst nichts. Lauter Puppen.«
    »Wie schaltet man ihn ab?«
    Jimmy sagte es ihm. »Ich wusste nicht, dass Larry diese Polizisten erschießen würde. Ich hatte keine Ahnung. Ich wollte weg, aber Larry sagte, dann bringt er mich um. Er erschießt mich und verkauft mich.«
    Eine Kiste mit Puppenteilen wartete darauf, verbrannt zu werden. Jimmy erzählte, Brantley benutze sie bei Beerdigungen. Er verkaufe Beine, Arme, sogar ganze Oberkörper, und ersetze sie durch Teile von Schaufensterpuppen.
    »Wer hat Carl umgebracht?«, fragte Bobby. Er stand neben dem Ofen, um sich zu wärmen.
    »Weiß ich nicht. Ich nicht. Seymour hat ihn von Brantley hergebracht. Vielleicht war es Seymour, vielleicht auch Brantley. Seymour sagte, Carl hätte versucht einzubrechen. Er hatte eine Waffe. Ein verdammter Irrer.«
    Bobby war immer noch durchgefroren bis

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