Das Fest der Schlangen
kann auch nur den Zweck haben, uns auf eine falsche Spur zu locken. Was wissen wir über Hartmann?«
Ein Cop aus Boston und ein Detective der State Police berichteten noch einmal, dass Hartmann einem Bekannten etwas über Gräber, Indianergräber und Indianer im Allgemeinen erzählt habe. Aber der Bekannte habe kaum zugehört. Ein Dutzend von Hartmanns Freunden und Bekannten sei befragt worden, ebenso seine Ex-Frau in L . A ., doch niemand habe Erkenntnisse darüber, warum Hartmann nach Brewster gefahren sei, und sie hätten auch nicht gewusst, dass er verschwunden war. Anscheinend stehe aber fest, dass er eine Browning Hi-Power und eine Münze mit wiccanischen Symbolen mitgeführt habe. Brotman verteilte eine Zeichnung der Münze, die Gabe Strauss im You-You angefertigt hatte.
»Es ist möglich«, sagte er, »dass Hartmann die Waffe nicht bei sich hatte. Wenn doch, ist sie höchstwahrscheinlich in den Händen des Mörders.« Er reichte Fotos der Waffe herum. »Es handelt sich um eine halbautomatische Single-Action-Pistole vom Kaliber neun Millimeter mit einer Ladekapazität von dreizehn Schuss im Magazin und einer Patrone in der Kammer. Die effektive Reichweite beträgt hundertfünfzig Meter.«
Der indianische Stammespolizist gab seiner Besorgnis Ausdruck, die Skalpierung und die Erwähnung indianischer Gräber diene nur dazu, den Verdacht auf den Stamm zu lenken. Brotman habe mit dem Stammeshäuptling und einigen Mitgliedern des Stammesrats besprochen, wie sie vorgehen sollten, aber er wolle die Kollegen erinnern, dass keines der beiden Verbrechen auf Stammesland begangen worden sei und nichts auf eine Beteiligung von Native Americans hinweise. Davon abgesehen aber hätten Stammespolizisten einige Native Americans befragt, die im Umkreis von einigen Meilen um den Mordschauplatz wohnten, und sie würden weitere befragen, wenn es nötig wäre. Er wolle indessen darauf hinweisen, dass die meisten Skalpierungen in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts auf das Konto weißer Kopfgeldjäger gegangen seien.
Dann zählte er ein paar Fakten über das Massaker im Great Swamp am 19 . Dezember 1675 auf. Erstens: Die Narragansetts waren zu diesem Zeitpunkt mit niemandem im Krieg. Zweitens: Die mehr als tausend Native Americans, die getötet wurden, waren überwiegend Frauen, Kinder und alte Leute. Die, die entkommen konnten, zogen sich tiefer in den Sumpf zurück, und die Gefangenen wurden als Sklaven in die Karibik verkauft.
»Seit der Zeit des Massakers«, fuhr er fort, »behaupten ein paar Leute, die Geister der toten Krieger spuken im Sumpf. Jetzt sagen sie, der Geist eines Kriegers habe Hartmann skalpiert. Das ist nicht nur albern, es ist üble Nachrede, und Sie können sich vorstellen, wie es sich auf die Ermittlungen auswirken kann.«
»Wie denn?«, fragte ein Cop aus South Kingstown.
»Sie können einem Geist keine Handschellen anlegen, und Sie können ihn nicht einsperren. Sie schieben die Schuld auf einen Geist, und alle anderen kommen ungeschoren davon.«
Bobby schilderte, wie Carl Krause sich benommen hatte, und Bonaldo teilte mit, er habe einen Anruf beim Polizeichef in Oswego geplant, den er aber noch nicht getätigt habe. Bobby sagte, er wolle auch mit Hamilton Brantley reden, dem Eigentümer von Brantleys Bestattungsinstitut, der Krause stundenweise als Helfer beschäftige.
Woody bekam weitere Polizisten und Trooper zugewiesen, die ihm helfen sollten, Alice Alessio aufzustöbern. Ihre Personenbeschreibung war an andere Police Departments, an Krankenhäuser und an den Leichenbeschauer weitergeleitet worden.
Es gab noch mehr. Es gibt immer noch mehr. Der FBI -Agent erörterte die möglichen Gründe für eine Entführung, Menschenopfer eingeschlossen. Da Polizisten eher konservativ eingestellt sind, kam er damit nicht gut an. Schlangen, geraubte Babys, Hexerei, Skalpierungen und die Geister indianischer Krieger hoben den Deckel von einer Welt, deren Existenz sie immer befürchtet hatten. Sie alle hatten schon schreckliche Dinge gesehen, und jetzt verhieß man ihnen noch schrecklichere; so sahen sie es wenigstens.
»Achten Sie darauf«, sagte Captain Brotman zum Schluss, »dass Sie nicht mit Reportern reden. Wenn sich Geschichten von Hexen und all dem anderen herumsprechen, wird sich unsere Arbeitsbelastung verdreifachen, und dann ist die Stadt voll von Neugiertouristen.«
Beim Verlassen des Gebäudes sagte Bobby zu Woody: »Eine absolute Riesenscheiße.«
»Du bist in letzter Zeit ein
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